Steffen Fischer at Corvinus Univesity, Budapest, Hungary
Lange habe ich anfangs überlegt, ob ein Auslandssemster das richtige für mich ist. Rückblickend kann ich nur sagen: Ja. Es war eine fantastische, lehrreiche und sehr interessante Zeit während meines Auslandssemesters in Budapest an der Corvinus University.
Um überhaupt ein Semester im Ausland verbringen zu können, bedarf es einer intensiven Vorbereitung. Frage die sich stellen sind z.B.: In welches Land, in welche Stadt? Welche Partneruniversitäten hat meine Heimathochschule? Was verspreche ich mir von dem Aufenthalt? Wie steht es um die Finanzierung? Welche Möglichkeiten ergeben sich durch ein Auslandssemester, etc.?
Nach genauerer Betrachtung unserer Partnerhochschulen im Ausland habe ich die für mich interessantesten Universitäten herausgesucht und Kommilitonen, die bereits schon an den jeweiligen Universitäten waren, kontaktiert. Ich hörte viele interessante Dinge. Ich erhielt wichtige Informationen aus erster Hand und konnte mir schon mal ein genaueres Bild machen. Bei der Bewerbung um einen Studienplatz im Ausland muss man drei Vorschläge angeben, falls es mit dem Wunschstudienort nicht klappen sollte. Meine erste Priorität war Budapest und glücklicherweise wurde mir dieser Wunsch erfüllt und ich habe recht schnell nach Bewerbungsfrist eine Zusage bekommen.
Von der Gasthochschule erhielt ich schon früh informative E-Mails. So wurden mir die Zugangsdaten für das Online-Portal „Neptun“ zugesandt. Über ein weiteres Online – Portal konnte ich alle verfügbaren Kurse und die jeweiligen Kursbeschreibungen einsehen. So suchte ich mir schon früh die für mich interessantesten Kurse heraus. Ca. 4 Wochen vor meiner Abreise nach Budapest musste man sich in „Neptun“ für die Kurse anmelden. Leider hat es nicht bei allen Wunschkursen geklappt. Letztendlich konnte ich mich für die Kurse Hungarian Civilisation, Overview of Non Profit Management, Personality Types and Team Dynamics und Wirtschaft und Gesellschaft anmelden.
Sehr hilfreich für mich war im Vorfeld der Kontakt zu meiner „Tandempartnerin“. Jeder Austauschstudent bekommt einen Tandempartner zugelost. Dieser meldet sich dann (meistens) im Vorfeld des Semesters bei dem jeweiligen Studenten. Der Kontakt zu meiner Tandempartnerin Dora Szábo nahm mir schon ein wenig die Aufregung vor dem neuen Land. Sie unterstützte mich sehr bei der Wohnungssuche. Ich hatte das Glück schon im Vorfeld des Semesters eine Wohnung anmieten zu können. Ich fand diese Wohnung im Internet. Flat_to_Share heißt die Gesellschaft, die an viele Austauschstudenten Wohnungen vermittelt.
Die Ankunft und die ersten Tage in Budapest liefen sehr gut. Meine Tandempartnerin holte mich sogar am Flughafen ab. Die Wohnung hielt auch das was sie versprach, so war ich sehr erleichtert, dass der Start so reibungslos verlief.
In der ersten Woche in Budapest waren noch keine Vorlesungen. Jedoch schon einige Veranstaltungen der Studentenvereinigung ESN. ESN Corvinus. ESN steht für Erasmus Student Network und ist eine von Studenten organisierte Vereinigung für Austauschstudenten. ESN hat mir den Kontakt zu anderen Studenten und auch zu ungarischen Studenten sehr erleichtert. So war es rückblickend genau richtig, bereits 1 Woche vor Start der Vorlesungen nach Budapest zu reisen um Kontakte zu knüpfen.
So organisierte ESN bereits am Anfang einige Stadtführungen und Kneipentouren. So konnte ich mir schnell einen Überblick über die Stadt verschaffen. Die Stadt hat mich wirklich fasziniert. Die Mischung aus sehr traditionellem und doch modernen Zusammenleben hat mir sehr gefallen. Ich hatte das Glück auf der „Buda“ Seite zu wohnen. In Buda wohnen viele Ungarn, während die „Pest“ Seite internationaler ist. Ich wohnte am Fuße des Gellert – Berges, welcher eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Bereits in meinen ersten Wochen besichtigte ich sehr viele Sehenswürdigkeiten der Stadt, da mir bewusst war, dass zum Ende des Semesters die Zeit knapper werden würde. Ich wohnte mit 3 Franzosen zusammen. Anfangs hat mir das Klima in innerhalb der Wohnung wirklich sehr gut gefallen. Zum Ende des Semesters häuften sich leider die Gespräche auf Französisch unter meinen Mitbewohnern. Ideal wäre sicherlich eine internationale WG gewesen.
ESN organisierte auch einige Reisen während des Semesters. So reiste ich beispielsweise nach Krakau. Rückblickend waren die Reisen zum einen sehr interessant, zum anderen auch eine ideale Möglichkeit Freundschaften mit anderen internationalen Studenten weiter zu intensivieren.
Die Corvinus Universität besteht aus drei Gebäudekomplexen, einem alten massiven Gebäude, in dem auch die Mensa ist, einem neueren Gebäude, in dem sich die Bibliothek und einige Lernräume befinden und das sogenannte „Salt House“, in dem sich die Computerräume befinden.
Wie schon beschrieben, habe ich insgesamt vier Kurse belegt: Hungarian Civilisation, Overviw of Non Profit Management, Personality Types and Team Dynamics und Wirtschaft und Gesellschaft. Alle Kurse waren generell sehr interessant und informativ, hatten jedoch ganz unterschiedliche Leistungsanforderungen. Der „Hungarian Civilzation Course“ befasste sich im Wesentlichen mit ungarischen Traditionen und Lebensweisen. Angefangen von traditionellen Gerichten und Speisen, über berühmte und wichtige Persönlichkeiten sowie historisch bedeutende Ereignisse, lernten wir viele neue Dinge. Das war sehr interessant, da man etwas über das Land lernt, in dem man sein Auslandssemester absolviert. „Overview of Non-Profit Management“ unterrichtete ein italienischer Dozent, der in den USA studierte und viele Erfahrungen im Non Profit Bereich gesammelt hat. Er hatte schon fast auf allen Kontinenten dieser Welt gearbeitet und er verstand es mit der ein oder anderen Geschichte über private Erlebnisse das Interesse stets hoch zu halten. Desweiteren erhielt jeder Kursteilnehmer ein, vom Dozenten selbst geschriebenes, Buch auf dessen Grundlage die Vorlesung stattfand und einen strukturierten Ablauf gewährleistete.
Der Kurs „Personality Types and Team Dynamics“ war für mich der interessanteste Kurs. Ich lernte viele neue psychologische Aspekte kennen. Des Weiteren war der Dozent, ein Amerikaner, wirklich super. Er verstand es, durch eine extrem angenehme Atmosphäre während der Vorlesung eine hohe Beteiligung der Studenten zu erzielen. So waren diese Vorlesungen nicht wirkliche Vorlesungen, sondern mehr angeregte Unterhaltungen. Auch wenn dieser Kurs mir am meisten Spaß gemacht hat, musste man auch eine Menge leisten. So flossen eine article – review, ein qualification exam, ein team project und ein final exam in die Gesamtnote ein. Rückblickend habe ich bei dem team project am meisten gelernt. Mein Team bestand aus drei Personen: 1 Mexikaner, 1 Amerikaner und ich. Die Zusammenarbeit hat mir große Freude bereitet. Der Kurs „Wirtschaft und Gesellschaft“ beschäftigte sich hauptsächlich mit Geschichte. So waren beispielsweise die Entwicklung der Weltbevölkerung ein Thema, welches ich sehr interessant fand, aber auch Themen wie die Seefahrt wurden angesprochen, die mich ehrlich gesagt nicht so sehr interessiert haben. In diesem Kurs wurde keine Prüfung geschrieben, sondern man musste am Ende des Semesters eine Buchrezension schreiben. Das Buch konnte man selbst auswählen, jedoch musste es sich mit dem Thema Wirtschaft beschäftigten. Ich wählte das Buch „1 Billionen Dollar“ von Andreas Eschbach.
Die Kurse hatten alle eine begrenzte Teilnehmerzahl wobei Studenten aus Budapest und Austauschstudenten die Kurse gemeinsam besuchten. Die Unterrichtsform erinnert an den klassischen Schulunterricht. Der Dozent nimmt dabei die Rolle des Lehrers ein und es wird viel Wert auf Kommunikation zwischen Dozenten und Studenten gelegt. Offene Fragen wurden in die Runde geworfen – Home Assignments, Gruppenarbeit und Präsentationen standen auf der Tagesordnung. Anfangs fiel es mir noch etwas schwer dem Unterricht komplett zu folgen, doch mit der Zeit und fortschreitender Auseinandersetzung mit den Materialien klappte es immer besser. Diese Vorlesungsform ist wirksamer als die klassische Vorlesung, da sich die Studenten intensiver mit den Themen auseinandersetzen müssen um am Unterricht teilnehmen zu können.
Trotz Verpflichtungen an der Universität bot sich mir viel Freizeit. Wie bereits beschrieben ergaben sich einige Möglichkeiten für Reisen über das Wochenende z.B. nach Krakau. Des Weiteren waren wir mit einer großen ESN - Gruppe am „Balaton“. Auch innerhalb von Budapest besichtige ich viele Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Burgviertel, den Gellert Berg, das Parlament oder den Heldenplatz.
Mein Auslandssemester in Budapest war eine unglaubliche Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Viele sehr positive Erfahrungen durfte ich machen. So habe ich viele neue Freunde gefunden und neue Kulturen kennengelernt.
Leider war die Wohnungswahl bzw. die Zusammensetzung der WG nicht ideal. Dies bleibt mir etwas negativ in Erinnerung, schmälert aber nicht meine rundum positiven Erfahrungen.
Durch den ständigen Kontakt mit ausländischen Studierenden und aufgrund der Vorlesungen, war es ein Muss die englische Sprache tagtäglich zu gebrauchen. So konnte ich mein Englisch stetig verbessern und festigen.
Insgesamt bleibt zu sagen, dass es eine tolle Erfahrung war und ich viele sehr nette Personen kennengelernt habe, mit denen ich hoffentlich noch lange im Kontakt stehen werde.