Marcia Pembele at Universidad de Cantabria in Santander, Spain

1. Santander - Die wunderschöne Stadt im Norden

Mein Auslandssemester hab ich von August 2009 bis Februar 2010 in Santander gemacht und es hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt liegt im Norden Spaniens, ist die Hauptstadt von der Autonomen Gemeinschaft Kantabrien und liegt gleich an der Küste zum kantabrischen Meer. Die Stadt hat meiner Meinung nach genau die perfekte Größe; sie ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß und man kann die wichtigsten Stellen zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Überall in der Stadt gibt es Fahrrad-Stationen wo man sich Fahrräder leihen kann (und dies sehr günstig oder im Abo), aber Santander bietet aber auch ein gutes Busverkehrssystem an, womit man innerhalb kürzester Zeit überall hinkommt. Mir hat Santander auf Anhieb zugesagt, weil ich es einfach toll finde am Meer zu sein! Santander hat viele Strände, einen schönen Hafen, viele Parks und die Stadt sieht sehr idyllisch und gepflegt aus. Die Stadt bietet für viele Touristen, aber auch für Einheimische im Sommer einen tollen Urlaubsaufenthalt, denn die sie ist vielseitig. Es gibt ein reichhaltiges Angebot an Ständen, viele Wassersportaktivitäten wie z.B. Surfen, Kanu fahren oder Jet-Ski, ein aktives Nachtleben, aber es werden hier auch viele Sommersprachkurse angeboten. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen, wobei es aber noch einen Unterschied im Grad der Aufgeschlossenheit zwischen den Einheimischen im Norden und in den südlicheren Teilen Spaniens gibt, denn die im Süden sind noch viel zugänglicher und temperamentvoller, jedenfalls fühlt man sich sehr schnell wohl. Wer gerne während seines Auslandssemester nach Spanien möchte, dem kann ich Santander nur wärmstens ans Herz legen.

2. Die Vorbereitung

Landesinformationen einholen

Bevor ich nach Santander gereist bin, hab ich versucht mich ein wenig mehr mit der Stadt, dem Land und der Kultur zu beschäftigen. So konnte ich mich schon mal auf meine Reise vorbereiten und mich darauf einstellen um nicht vollkommen unwissend in ein fremdes Land zu reisen. Das was man über die Kultur und das Land erfährt kann man auch sehr gut nutzen um ins Gespräch mit Einheimischen oder anderen Studierenden zu kommen und sich auszutauschen. Über Santander selbst hab ich mich im Internet z.B. auf der Homepage von Santander und in Reiseführen informiert.

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Kulturelles

Die Spanier haben einen etwas anderen Lebensrhythmus an den man sich erst einmal gewöhnen muss, aber es braucht nicht lange um sich einzuleben. Mir persönlich ist als erstes aufgefallen, dass die Lebensweise entspannter und sehr angenehm ist. Die Tatsache an die ich mich am längsten eingewöhnen musste war die berühmte Siesta- sie ist zwar bekannt für Spanien und unverzichtbar, aber selbst obwohl ich mich darauf eingestellt habe, so war ich einer der jenige der regelmäßig gegen 14Uhr noch spontan in den Laden lief um eine Kleinigkeit einzukaufen, und vor verschlossenen Türen standJ. Ich hatte den Eindruck, dass die Spanier ein sehr lebensfrohes Volk sind. Wenn man Bekannte auf der Straße trifft so nimmt man sich Zeit und führt Small Talk, sie gehen gerne aus und noch spät abends sieht man Menschen verschienenden Alters auf den Straßen und in Bars die sich einfach am Leben und dem schönen Wetter erfreuen. Diese Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen.

Versicherungen

Im Voraus sollte man sich bei der Krankenkasse erkundigen, welche Leistungen im Ausland abgedeckt sind. Meist sind Versicherungen mit ihren Leistungen auch EU-weit gültig, allerdings kann es durchaus sein, dass einige spezielle Leistungen nicht inbegriffen sind und man somit Praxisbesuche oder Krankenhausaufenthalte aus eigener Tasche bezahlen muss, was sehr teuer werden kann. Ich habe vor meiner Reise bei meiner Versicherung angefragt und dabei wurde deutlich, dass es in meinem Fall besser war eine Zuatzversicherung abschließen in der auch besondere Behandlungen inbegriffen sind und für den Notfall ein kostenloser Rücktransport nach Deutschland garantiert ist. Es gibt viele Versicherungen, die Studententarife anbieten und so kann man sich z.B. bei der DAAD oder der ADAC diesbezüglich zusätzlich abdecken.

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Anreise

Grundsätzlich sind Flüge nach Santander sehr teuer, im Vergleich zu den Preisen die man gewöhnlich zahlt wenn man an anderen Orten nach Spanien fliegt. Da die Stadt eher klein ist und einen kleinen Flughafen hat, gibt es nicht viele Fluggesellschaften die den Flughafen anfliegen. Vor allem im Winter werden noch weniger Flüge angeboten, und wenn man passende findet, so sind diese sehr teuer. Preise zwischen 300€-800€ sind keine Seltenheit und zumeist sind diese Flugverbindungen auch noch mit mehrmaligem Umsteigen verbunden.

Meine Anreise habe ich mit dem Flugzeug mit RyainAir angetreten, welches sehr günstig war. RyainAir fliegt zwar nur kleine Flughäfen in Deutschland an, aber von Bonn bzw. Remagen ist der nächste Flughafen Frankfurt- Hahn (oder auch Düsseldorf Weeze), welches nicht so weit entfernt ist. Von Bonn und Remagen kann man mit dem Semesterticket nach Köln oder Koblenz fahren und von da fahren in regelmäßigen Abständen Shuttle Busse nach Frankfurt-Hahn. Die Fahrt mit dem Bus dauert von Köln dann zwar noch ca. 2Std. bis zum Flughafen, aber der Preisvorteil durch diese Reisegesellschaft ist sehr groß und man landet direkt in Santander. Von drüben aus fährt auch sehr regelmäßig ein Flughafenbus in die Innenstadt und die Fahrt dauert ca. 15-20Min. Taxen sind in Santander auch nicht so teuer, so dass man auch diese nehmen kann wenn man mit viel Gepäck anreist. Da Santander vor allem im Sommer viele Touristen anzieht, bekommt man ab März viele Angebote, im Winter allerdings fliegt RyainAir diesen Flughafen nicht mehr an (Winterpause) und so müssen andere Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden.

Eine weitere Möglichkeit ist es von Köln/Bonn nach Bilbao zu fliegen, welches ca. 1.30 Std. mit dem Bus von Santander entfernt ist. Die Verkehrszeiten der Busse in Spanien, die zur Reisegesellschaft ALSA gehören, sind auf Homepage ersichtlich. Der Flughafen in Bilbao ist viel größer und wird von vielen Fluggesellschaften angeflogen. Der Preis für den Flug ist meist teurer als mit RyainAir, aber liegt noch im akzeptablen Bereich.

Spanische Fluggesellschaften wie Iberia, haben vergleichsweise sehr teuere Preise und so lohnt sich der auf den ersten Blick etwas umständlicherer Weg, der aber auf dem zweiten Blick gar nicht mal so schlimm ist.

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Endlich angekommen- meine Erfahrungen in Santander

Sprachkurs

Die Universidad de Cantabria biete zum Beginn des Semesters einen zweiwöchigen Intensiv- Sprachkurs an, den ich wahrgenommen habe und den ich als sehr sinnvoll empfunden habe. Ich bin mit relativ guten Spanischgrundkenntnissen nach Spanien gegangen, würde aber sagen, dass mit gutem Wille und Interesse für die spanische Sprache auch geringere Kenntnisse ausreichen. Ich habe sogar ERASMUS Studenten kennen gelernt die anfänglich kein Wort Spanisch sprachen, aber einen Anfängerkurs belegt haben und während des ganzen Semesters weiterhin an Sprachkursen teilgenommen haben. Sicherlich fiel ihnen die Vorlesung (vor allem am Anfang) viel schwerer, als jemandem der bereits Grundkenntnisse besaß. Ich kann persönlich nur empfehlen die angebotenen Kurse an unserer FH zu belegen, wenn man mit dem Gedanken spielt ein Auslandssemester in Spanien zu machen. Und den Sprachkurs zu Beginn kann ich auch nur für Gut heißen, weil man da noch mal die Möglichkeit hat alles durchzugehen und sein Wissen aufzufrischen. Außerdem gehen die Kurse nur bis zum Nachmittag und so kann man sich auch bereits an die Stadt gewöhnen und je nach dem das schöne Wetter und die Stände genießen.

Ein weiterer Vorteil des Sprachkurses ist, dass man dort bereits viele neue Leute aus verschiedenen Ländern kennen lernt und Kontakte knüpfen kann. Ich kann durchaus behaupten, dass es die Leute aus dem Sprachkurs waren mit denen ich über das gesamte Semester am meisten zu tun gehabt habe. Wenn es sich also finanziell einrichten lässt, denn der Kurs kostet zwischen 250€- 350€ (im Sommersemester mehr als im Wintersemester) so würde ich es jedem empfehlen. Ansonsten werden aber auch während des Semesters Sprachkurse angeboten, nur sollte man vorsichtig sein, dass man am Ende nicht mit den Uni- Fächern und dem Sprachkurs überfordert ist.

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Wohnungssuche

Es gibt mehrere Wege eine Wohnung zu finden! Entweder man veranlasst alles bereits aus Deutschland und sucht sich auf Internetseiten Wohnungen oder man arrangiert es alles vor Ort. Wenn man sich allerdings für die Suche vor Ort entscheidet, so sollte man einige Tage (ca. 3-4 Tage) früher ankommen um sich die Wohnungen in Ruhe und ohne jeglichen Stress anzuschauen um nicht am Ende die erst Beste nehmen zu müssen, sondern durchaus erst Vergleiche ziehen zu können. Die ORI (Oficina de Relaciones Internacionales/ International Office) an der Universidad de Cantabria hilft auch bei der Wohnungssuche; sie vermitteln Gastfamilien bei der man in der Anfangszeit unterkommt (auch entgeltlich, allerdings billiger als andere Alternativen) um nicht in teureren Hotels oder Hostels wohnen zu müssen (ganz besonders während des Sprachkurses) womit auch ein angenehmeres Suchen nach der perfekten Wohnung gewährleistet wird. Abgesehen davon hilft die ORI auch bei der Wohnungsvermittlung, den es gibt einige Vermieter die die freien Zimmer bei der ORI angeben, und so werden diese Adressen weitervermittelt und man kann sich dort melden und weiß mit Sicherheit, dass man mit anderen Studenten wohnt.

Ich hatte gleich in der Innenstadt eine Wohnung und die Lage war einfach super. Ins Zentrum brauchte ich ca. 5Min., zu den Plätzen wo abends die Discotheken und Bars waren brauchten ich max. 10Min. und zur Uni hätte ich zu Fuß max. 15Min. gebraucht (jedoch über Anhöhen und Hügel), aber es fahren regelmäßig Busse in die Uni und somit kann man selbst entscheiden welchen Weg man einschlagen mag. Mir war es eben wichtig in der Stadt zu wohnen, aber das muss jeder selbst für sich entscheiden ob es lieber im Zentrum oder in der Nähe der Uni sein soll. Grundsätzlich ist die Wohnungssuche in Spanien nicht so kompliziert und aufwändig, und so kann man durchaus innerhalb von wenigen Tagen eine Wohnung finden. Meist bitten die Vermieter um eine „fianza" Kaution die eine Monatsmiete beträgt, doch sollte man darauf achten dass wenn schon kein Vertrag aufgestellt wird, zumindest schriftlich festgehalten wird dass eine Kaution in der bestimmten Höhe gezahlt wurde, damit man später kein Problem hat diese zurück zu bekommen.

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Uni und Studiensystem

Das Angebot über die Studiengänge und die angebotenen Fächern findet man auf der Homepage der Universidad de Cantabria über den Vorlesungskatalog. Bei der Suche nach den Vorlesungen die man belegen möchte, sollte man unbedingt darauf achten ob der Kurs ganzjährig angeboten wird oder ob es lediglich zu bestimmten Semestern stattfindet (z.B. nur SS oder WS). Ich würde jedem empfehlen sich die Vorlesungen im Voraus gut auszusuchen, um im Nachhinein auf Umänderungen des Learning Agreements zu verzichten. Zwar ist dies problemlos möglich, aber von Seiten der UC ist ein größerer Verwaltungsaufwand notwendig und es müssen zunächst einige Unterschriften eingeholt werden, so dass es sich etwas länger hinziehen könnte. Ich kann dazu ermutigen im Auslandssemester auch Vorlesungen zu wählen, die vielleicht nicht unbedingt mit dem regulären Studiengang zu tun haben, um einfach etwas Neues kennen zu lernen und seinen Wissensspektrum zu erweitern. Ich studiere zwar Logistik und E-Business hatte aber einige Tourismus- Vorlesungen und mir hat es sehr gut gefallen einfach eine ganz andere Richtung einzuschlagen und sich mit neuen und anderen Themen zu beschäftigen. Die UC hat Kooperationen mit einigen anderen Fakultäten, unter diesen zählt die Escuela Universitaria de Turismo Altamira Santander, wo man auch problemlos Vorlesungen besuchen kann die selbst nicht an der Universität angeboten werden. Die zu erreichenden ECTS- Punkte sind für das Auslandssemester auf ca. 30 ECTS angesetzt, was etwas 4 bis 5 Kurse ergibt. Allerdings variieren die Gewichtungen für die Vorlesungen, so dass es bei etwas einfacheren Fächern auch weniger ECTS gibt; grundsätzlich liegt aber der Durchschnitt der angebotenen Vorlesungen bei 6 ECTS- Punkte pro Fach. Das wichtigste ist meiner Meinung nach, dass man an den Fächern Spaß hat, da man im Auslandssemester wirklich frei über die Fächer bestimmen kann und man sich nur mit Freude an der Sache auch mal dafür hinsetzt. Wenn Interesse an dem Fach besteht, dann sind auch die evtl. anfänglichen Sprachbarrieren nicht der Rede wert.

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Freizeitgestaltung/ Reisen und Kosten

Während des Semesters bieten sich viele verschiedene Freizeitgestaltungsmöglichkeiten an, wobei ich durchaus erwähnen muss, dass sich im Sommer, also im SS, einige mehr ergeben als im Winter. Santander bietet einige Sehenswürdigkeiten; angefangen bei der Kathedrale, der Peninsula de Magdalena mit dem ehemaligen Feriensitz der spanischen Königsfamilie, dem Zoo auf der Magdalena auf der man Pinguine und Seemöwen besuchen kann, bis hin zu dem Leuchtturm „Faro de Cabo Mayor" von dem man einen wunderschönen Blick auf Santander hat. Für die Abende kann man sich in eins der zahlreichen Bars setzen und Tapas und Pinchos essen oder im Sommer auch einfach unter der Menschenmenge auf dem „Plaza de Canadio" mit Freunden gemeinsam was trinken. Es bieten sich viele Ausgehmöglichkeiten an, unter anderem wird von einer Studentenorganisation die sich AEGEE nennt jeden Donnerstag in wechselnden Clubs eine ERASMUS Party angeboten, wo man auf alle ERASMUS Studenten und andere trifft. Einige die im Ausland waren meinten oft, dass sie gern nur Kontakt zu Einheimischen wünschten und hatten sich deshalb von den ERASMUS Treffen ausgeschlossen, aber ich finde dass es super ist wenn man von beidem etwas mitnimmt. Ich hatte über die Vorlesungen Kontakt zu spanischen Studenten, habe aber auch viel mit den ERASMUS Studenten zu tun gehabt und das vermittelte immer einen totalen internationalen Flair. Abgesehen davon kann man auch sehr gut die um Santander liegenden Orte und Städte besuchen, denn das Busverkehrssystem in Spanien ist sehr gut ausgeprägt und so lassen sich relativ günstig Tages- oder Wochenendausflüge nach Bilbao, Oviedo oder San Sebastian machen, die einen Besuch auf jeden Fall wert sind. Wer die typischen größeren Städte wie Madrid und Barcelona besuchen will, dem kann ich RyainAir empfehlen da diese vom Flughafen in Santander auch Inlandsflüge relativ günstig anbieten. Je früher man sich umschaut, desto günstiger ist es. Mir ist außerdem aufgefallen, dass auf das WS in Spanien sehr viele Feier- und Brückentage fallen, wodurch sich Kurzreisen ideal verwirklichen lassen in der vorlesungsfreien Zeit. So bietet jeder Semesterterm für sich seinen eigenen Vorteil; Im Sommer bietet es Strand und Sonne und im Winter viele Feiertage die es einem erlauben Spanien mit seinen Facetten näher zu erkunden.

4. Persönliches Fazit

Meine Zeit in Santander hab ich vollkommen genossen. Ich habe viele neune Erfahrungen gesammelt, habe sehr viele liebe Menschen kennen gelernt und eine tolle Zeit mit ihnen gehabt, habe meine Sprachkenntnisse eindeutig verbessert- nicht zuletzt wegen den Sprachkursen- und habe das spanische Hochschulsystem kennen gelernt und mit dem deutschen vergleichen können. Abgesehen von der fachlichen Qualifikation habe ich noch so viel mehr persönliches mitnehmen können. Es ist sehr gut auf ganz eigenen Beinen in einer neuen Umgebung stehen zu dürfen und es stärkt einen unheimlich im Charakter. Die Uni hat mir Spaß gemacht, ich habe sehr viele Freunde gewonnen mit denen ich immer noch Kontakt habe und es tut gut zu wissen, das am anderen Ende der Welt jemand ist mit dem man sich so gut verstanden hat und bei dem man immer willkommen sein wird. Ich denke dass ein Auslandssemester ein unvergessliches Erlebnis ist. Sicherlich hat man am Anfang seiner Reise einige Zweifel und Sorgen, aber diese erledigen sich alle schnell von selbst. Ich würde jedem empfehlen ein Auslandssemester zu machen; die wunderschöne Stadt Santander, die viel Sonne, Strand und Bars besitzt, aber trotzdem mit einer total familiären Atmosphäre überzeugt, bietet die besten Möglichkeiten hierfür.

Marcia Pembele