Dialog zum Umgang mit den teilzerstörten Brücken – 2. Brückenworkshop des Kompetenznetzwerks Wissenschaft für den Wiederaufbau
17.11.2022
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Der Workshop sollte im Dialog zwischen Anforderungen von Hochwasserschutz und Resilienz sowie den Belangen von Baukultur, kulturellem Erbe und der Geschichte von Orten und Landschaftsraum Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit den noch vorhandenen, teilzerstörten Brücken suchen und ausloten. „Während für den größten Anteil der Brücken der Deutschen Bahn (DB) und des Landesbetriebs Mobilität (LBM) bereits neue Lösungen entwickelt werden, verbleiben noch teilzerstörte Brücken – vorwiegend in kommunaler Verantwortung – für die Lösungen zwischen Abbruch und Neubau oder Erhalt und Integration zu finden sind“, erklärt dazu Prof. Ulrike Kirchner, Geschäftsführerin des Kompetenznetzwerks.
Die anzusetzenden Bemessungsfälle, die entstandenen Schadensbilder und mögliche technische Bauweisen müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Lage einzelner Brücken in Landschaftsraum und Topografie oder die Besonderheiten der einzelnen Standorte. Nicht zuletzt ist dabei der notwendige Abfluss bei einem möglichen weiteren Hochwasser zu bedenken, wie der wissenschaftliche Leiter des Kompetenznetzwerks Prof. Dr. Lothar Kirschbauer betont: „Die Brücken waren bei der Flutkatastrophe in 2021 wesentliche Hürden, die das Ausmaß der Zerstörung durch die Flutwellen verstärkt haben.“
Auf diesem zweiten Brückenworkshop gaben die unterschiedlichen Baulastträger einen knappen Überblick zum Stand der Planungen. Für alle komplett zu erneuernden Brücken der DB, die dabei in enger Abstimmung mit dem LBM arbeitet, gilt der geplante Fertigstellungstermin 2025. Geplant ist beispielsweise, an fünf Stellen die Radwege direkt an die Bahnbrücken zu koppeln. Der LBM konnte für die vielen Brücken noch keinen Zeitplan nennen, berichtete aber vom geplanten Gestaltungsleitfaden, der in Kooperation mit der DB und drei Kommunen erstellt wird. Er verfolgt das Ziel, gestalterische Grundprinzipien für einen neuen Brückentyp im Sinne von Brückenfamilien im Ahrtal zu entwickeln. Die Kommunen sind mit den Brückenplanungen noch nicht so weit. Zum Teil wird noch geprüft, welche Brücken überhaupt notwendig sind oder ob ein Standort zu verlagern ist. Aber auch hier sind Planungsaufträge zum Teil bereits vergeben. Am Beispiel der zerstörten Apollinaris Brücke in Heppingen wurde die Idee eines Erinnerungswegs diskutiert, zu dem der Erhalt des Brückenreliktes beitragen könnte.
Hinsichtlich der teilzerstörten Brücken im Ahrtal diskutierten die Teilnehmenden standortspezifische Fragen einzelner Brücken, erörterten von Fall zu Fall Möglichkeiten der Umströmung oder Überflutbarkeit und sprachen über den resilienten Wiederaufbau einzelner Brücken. Hierbei ging es unter anderem um hydraulische Erfordernisse zur Sicherung eines möglichst großen Abflussvolumens, das Erhöhen der Spannweite oder gekoppelte Nutzungen, beispielsweise durch die Zusammenlegung von Radwegen und Bahnbrücken. Ebenfalls thematisierten die Teilnehmenden Hürden und Herausforderungen bei Antrags- und Genehmigungsverfahren. Einen besonderen Anteil nahm der Aspekt von Finanzierung und Förderung der Vorhaben aus dem Wiederaufbaufonds ein. „Dabei wurde deutlich, dass die Beantragungsfrist im Juni 2023 die Kommunen bei der Fülle der Maßnahmen vor extreme Herausforderungen stellt, die bei der knappen Personaldecke nicht zu bewältigen sind“, so Kirschbauer.