Erste Ergebnisse der Bildungsstudie vorgestellt: Handlungsbedarf für die Region

06.07.2017

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„Ist das Bildungssystem in unserer Region zukunftsfähig?“ Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat die Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V. gemeinsam mit der Sparkasse Koblenz und der Wirtschafts- und Wissenschafts-Allianz Koblenz die Erstellung einer Studie „Bildung in der Region Koblenz-Mittelrhein“ am Institut für Forschung und Weiterbildung, Fachbereich für Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz, gefördert. Ziel der Studie ist es, den aktuellen Zustand und die künftigen Herausforderungen an das Bildungssystem in der Region Koblenz-Mittelrhein vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu analysieren. Dazu wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz erste Ergebnisse der Untersuchung durch Prof. Dr. Steffen Kröhnert, Sozialwissenschaftler an der Hochschule Koblenz, präsentiert.

  • Foto v.l.n.r.: Werner Schmitt, stellv. Vorsitzender Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V.; Prof. Dr. Günter Friesenhahn, Hochschule Koblenz, Dekan Fachbereich Sozialwissenschaften, Jana Wirz Mitarbeiterin Hochschule Koblenz, Hans-Jörg Assenmacher, Vorsitzender der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V., Prof. Ingeborg Henzler, Sprecherin Forum Bildung der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V., Prof. Dr. Steffen Kröhnert, Hochschule Koblenz, Dr. Ulrich Kleemann, stellv. Vorsitzender der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V. und Präsident der SGD Nord Koblenz, Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, Präsident Hochschule Koblenz und Vorsitzender der Wirtschafts- und Wissenschaft-Allianz Koblenz e.V., und Christian Kassner, Sparkasse Koblenz. Foto: Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V.

„Die heute vorgestellten Ergebnisse zeigen Handlungsbedarf in der Region auf“, so der Vorstand der Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e.V., Vorsitzender Hans-Jörg Assenmacher, stellv. Vorsitzender Dr. Ulrich Kleemann, Werner Schmitt und Bildungsexpertin Prof. Ingeborg Henzler. Insbesondere die Diskussion zur Gründung einer Regiopolregion Koblenz-Mittelrhein spricht dafür, gerade solche zukunftsweisende Aufgaben gemeinsam zu schultern. Die Herausforderungen der Bildungspolitik wie Inklusion und Integration und ihre Weiterentwicklung kann nur gemeistert werden, wenn alle Städte und Landkreise an einem Strang ziehen.

Matthias Nester, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Koblenz und zum Zeitpunkt der Studienbeauftragung Vorstandsvorsitzender der Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz-Allianz Koblenz (WWA) stellt fest, dass aus Sicht eines Mitglieds des WWA-Vorstandes die Studie ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist, wie die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gewinnbringend für alle Beteiligten - Hochschulen, Wirtschaft und Arbeitnehmer - in unserer Region funktionieren kann. „Als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Koblenz blicke ich als Arbeitgeber – aber nicht nur für die Sparkasse, sondern als ein Vertreter der heimischen Wirtschaft auf die Studie. Der Fokus liegt hier insbesondere auf der Frage wie das Bildungssystem ausgerichtet werden muss, damit den heimischen Betrieben auch langfristig ausreichend qualifizierte Auszubildende und Fachkräfte zur Verfügung stehen. Denn eines ist klar: das Bildungssystem und die Qualifikation der Menschen vor Ort trägt maßgeblich zur langfristigen Stärkung und Sicherung des Wirtschaftsstandortes bei. Hierbei sollten wir uns nicht auf den Zuzug in unsere Region verlassen, sondern eigenständig und rechtzeitig die Weichen für die Zukunft stellen. Beide Perspektiven sind für mich/sind für uns so relevant, dass wir als Sparkasse gerne bereit waren, die aufwendige Studienarbeit finanziell zu unterstützen“, betont Matthias Nester.

„Wichtigstes Fazit der Studie ist, dass in der Region alle mit der Bildung befassten Kräfte an einem Strang ziehen müssen. Die Zeit drängt, wenn die Chancen der Region genutzt werden sollen“, so Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, Präsident der Hochschule Koblenz und Vorstandsvorsitzender der Wirtschafts- und Wissenschafts-Allianz Koblenz.

Die wesentlichen Schlussfolgerungen im Überblick:

Die Region Koblenz-Mittelrhein ist kein Ziel innerdeutscher Zuzüge, der Wanderungssaldo deutscher Staatsangehöriger ist negativ. Dennoch ist die Zahl der Einwohner aufgrund von internationaler Migration in den vergangenen Jahren leicht angestiegen. Das Bevölkerungswachstum fand vor allem in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen statt und es war deutlich auf die Stadt Koblenz und wenige großstadtnahe Landkreise konzentriert. Die erwartete demografische Alterung der Bevölkerung erfolgt trotz Zuwanderung. Vor allem periphere Landkreise können demografisch nur wenig profitieren. Das Bildungssystem in Rheinland-Pfalz hat sich in den vergangenen Jahren rasch und tiefgreifend gewandelt. Auf der einen Seite sinkt seit Jahren aus demografischen Gründen die Zahl der Schülerinnen und Schüler, gleichzeitig verbringen die Menschen immer mehr Zeit im Bildungssystem und erreichen höhere Abschlüsse.

Die Region Koblenz-Mittelrhein erweist sich innerhalb des Bundeslandes als ländlich-konservative Region, die bezüglich einer Reihe von Bildungsindikatoren wie Betreuungsquoten der Elementarbildung, Abschlüsse mit Hochschulreife oder Nutzung ganztagsschulischer Angebote trotz erheblicher Dynamik hinter anderen Regionen zurückbleibt. Stark ist Koblenz-Mittelrhein hingegen bei der beruflichen Ausbildung. Die Zahl angebotener Ausbildungsplätze ist überproportional und der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen geringer als in den anderen Regionen. Obwohl die Zahl der Bewerber/-innen für berufliche Ausbildungen zurückgeht, ist der Anteil unversorgter Ausbildungsinteressierter nicht gesunken, was auf wachsende Passungsprobleme zwischen angebotenen Ausbildungsplätzen und den Interessen und Qualifikationen von Bewerber/-innen hindeutet. Unter den befragten Expertinnen und Experten ist die Sorge um den künftigen Fachkräftenachwuchs verbreitet, wenngleich keine aktuellen Engpässe berichtet wurden.

Die Qualifikationen und damit die Ausbildungsfähigkeit von Schulabgänger/-innen werden prinzipiell eingeräumt, kritisiert wurde hingegen ein Verlust der Aussagekraft von schulischen Bildungsabschlüssen über individuelle Fähigkeiten. Mitunter werden deshalb eigene Kompetenztests in Betracht gezogen. Die Attraktivität der Region für Fachkräfte mit Hochschulabschluss, die überregional anzuwerben sind, wird als gering eingeschätzt. Der Fachkräftebedarf muss daher zukünftig vorwiegend in der Region selbst sichergestellt werden.

Die Studie nebst Zusammenfassung findet sich unter www.region-koblenz-mittelrhein.de