Dominik Borsotto at the Queen Mary University of London, Great Britain

Vorbereitung

Zu Beginn steht die Suche nach einem Praktikumsplatz an erster Stelle. Hierbei stellt sich zum einen die Frage nach den eigenen Wünschen bzgl. des Ziellandes als auch des Zielunternehmens. Für mich stand zum einen vorher fest, im englisch-sprachigen Ausland arbeiten zu wollen als auch im Bereich der Forschung und Entwicklung. Der nächste Schritt, die Kontaktaufnahme, geschah in meinem Fall dann sehr unkompliziert: nach einem Gespräch mit einem Professor und den erhaltenen Kontaktdaten wurde über E-Mail der erste Kontakt hergestellt und die entsprechenden Bewerbungsunterlagen beigefügt. Gespräche mit Professoren der eigenen Hochschule kann ich deshalb sehr empfehlen. I.d.R. bestehen bereits einige Kontakte zu ausländischen Firmen, Instituten und Universitäten, weshalb nicht nur die Kontaktaufnahme, sondern auch der spätere Ablauf aufgrund von bereits gemachten Austauscherfahrungen unkomplizierter ist.

 Einer der wichtigsten Punkte bei der Vorbereitung ist sicherlich der finanzielle Hintergrund. Deshalb ist es von Vorteil, bereits früh die Zusage für die Praktikumsstelle zu haben und den eventuellen Verdienst zu wissen, um entsprechend planen zu können. In meinem Fall war es sogar so, dass normalerweise eine Zahlung an die Universität zu verrichten ist (die sogenannte „Bench fee“ ~£250/Monat), um an entsprechenden Projekten mitarbeiten zu können. Solche Kosten sollten in jedem Fall vorher mit dem Supervisor abgesprochen werden und, je nachdem, um eine Vergütung gesprochen werden, die zumindest diese Kosten deckt. Damit auch der Versicherungsschutz im Ausland alles abdeckt, sollte man sich vorher außerdem mit der Versicherung kurzschließen um evtl. notwendige Änderungen vorzunehmen.

 Unabdingbar für die Aufenthaltszeit ist es, auch eine Bankkarte zu haben. Hierdurch erübrigen sich Wechselorgien und demzufolge auch hohe Verluste. Bei der Deutschen Kreditbank ( www.dkb.de ) gibt es hierfür bspw. eine praktische kostenfreie Visa-Karte, welche es einem ermöglicht, an allen Visa-Kompatiblen Geldautomaten (~99%) ohne Gebühr Geld im Ausland abzuheben. Aus diesem Grund habe ich mir auch kein Konto in London eröffnen müssen, wobei auch das generell kein Problem ist. Hierfür, wie bei uns auch, einfach in die Bank der Wahl gehen und sich beraten lassen.

Unterkunft

Zur finanziellen Absicherung des Aufenthaltes muss man sich bewusst machen, dass die Unterkünfte in London sehr teuer sind, auch wenn man nur einigermaßen zentral leben will. Mit der Suche nach einer Wohnung sollte man außerdem früh beginnen. Am besten ist es sowohl bereits in Deutschland einige Wohnungen online rauszusuchen als auch Minimum 1 – 2 Wochen vor Praktikumsbeginn nach London zu reisen. Hierfür eignen sich dann am besten Hostels um währenddessen eine Bleibe zu haben. Die WG, in die ich gezogen bin, fand ich über www.gumtree.co.uk und kann diese Seite wärmstens empfehlen. Täglich kommen hier neue Mitbewohner-Gesuche etc. ein, die man dann kurzfristig besichtigen und beziehen kann. Hierbei gibt es allerdings auch einige schwarze Schafe, bei denen das inserierte WG-Zimmer oder Appartment nicht annähernd den angepriesenen Zustand hat, weshalb eine Besichtigung Pflicht ist. Außerdem ist es gut zu wissen, dass einige WGs sich gerne 1 Woche Zeit lassen, bis entschieden wird wer denn den Platz bekommt. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Denn zum einen lernt man dabei schon die Gegend kennen in die man ziehen will und zum anderen habe ich ausschließlich positive Erfahrungen mit den Leuten gemacht, wenn auch die Wohnungen teilweise extrem schlecht waren. Praktisch bei den WGs ist zudem, dass i.d.R. der vorhandene Internet- und Telefonanschluss im Preis inbegriffen ist und man sich so diesbezüglich um nichts kümmern muss. Bevor man die Wohnungssuche startet, sollte man sich zudem eine „Oyster-Card“ besorgen, welche es an jeder tube-station gibt. Hierdurch werden Kosten für U-Bahn und Bus um einiges geringer. Außerdem ist es ratsam, sich von Anfang an eine englische SIM-Karte fürs Handy zu holen. Bei der ganzen Rumtelefoniererei während der Wohnungssuche wird es sonst ziemlich teuer. Auch ansonsten sind die Sim-Tarife in UK um einiges günstiger als bei uns und es gibt beispielsweise günstige Minutenpakete für internationale Telefonate und Internet flatrates.

Praktikum und Freizeit

Der Start in den Arbeitsalltag war in meinem Fall sehr angenehm. Nach einem Gespräch mit meinem Supervisor hat mir dieser meinen Platz in einem Büro gezeigt und einige Leute vorgestellt. Froh war ich darüber, in einem Büro mit PhD Studenten arbeiten zu können, da diese in meinem Alter waren und es so relativ einfach war, Anschluss zu finden. Zu Anfang muss man sich natürlich in unterschiedliche Themen einarbeiten und auch erst mal an den englischen Alltag gewöhnen, aber die Eingewöhnung geschieht recht schnell und mein Supervisor war immer für Fragen offen und sehr hilfsbereit.

 Mein Arbeitsfeld lag dabei hauptsächlich in State-Of-The-Art Recherchen im Bereich Biomimetic Design wasserbezogener Fortbewegung, sowie der Suche nach möglichen Projekten und Partnern in diesem Bereich, was die Arbeit zudem teilweise in die britische Nationalbibliothek verlagerte. Neben dem Praktikum hat mein Supervisor zudem den Kontakt mit einer Firma hergestellt und mir somit die Möglichkeit gegeben, einen auf 1-2 Monate befristeten Nebenjob auszuüben. Hierbei wurde ich als Berater angestellt und musste mich in eine Software einarbeiten, um für diese unter anderem ein User-Manual zu verfassen. Neben der gesammelten Erfahrung war dieser Job auch eine willkommene Finanzspritze.

Letzten Endes habe ich jedenfalls viel vor dem PC gearbeitet, wobei ich jedoch frei in meiner Zeiteinteilung war. Wenn am Ende die Arbeit pünktlich getan war, war es auch nicht wichtig, ob alles in der Woche oder auch mal am Wochenende erledigt wurde. Das kam natürlich der Freizeitplanung enorm entgegen, welche mindestens genauso wichtig ist wie die Arbeit! Diesbezüglich kann ich nur empfehlen neben der Arbeit in jedem Fall z.B. einem Sportclub der Uni beizutreten. Hier gibt es einige Angebote, an denen nicht nur eingeschriebene Studenten teilnehmen können. Gerade in der Anfangszeit, wenn man mit den Kollegen noch nicht so vertraut ist, ist es hilfreich um sowohl Kontakte außerhalb der Arbeit zu schließen als auch eine Freizeitbeschäftigung zu haben. Außerdem kann man beim Sport gut abschalten und den Kopf mal von jeglichen Alltagssorgen befreien.

 Über die weiteren Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und insbesondere London zu erleben, könnte man eine Menge schreiben. Ich verzichte an dieser Stelle jedoch darauf, da es nicht nur gute Reiseführer und Internetseiten gibt, sondern auch die neuen Kontakte einem die Stadt sicher am besten näher bringen. Fest steht schon mal, dass sowohl die ganzen Sehenswürdigkeiten, als auch das Nachtleben nie Langeweile aufkommen lassen. ;-)

Fazit

Ich kann nur jedem empfehlen, ein solches Auslandssemester zu machen. Auch bin ich froh, dass ich ein Praktikum gemacht und keine Abschlussarbeit geschrieben habe. Dadurch hatte ich mit Sicherheit weniger Stress und konnte die Stadt, das Leben und die Leute umso ausgiebiger erleben. Eine schlechte Erfahrung habe ich so eigentlich nicht gemacht. Wenn ich jedoch etwas nennen müsste, dann wohl eine kurze Phase während der Eingewöhnungszeit. Auch wenn man es im Voraus weiß, so ist es doch nicht unbedingt einfach sich auf Anhieb, fern ab von Freunden und Familie, in einem fremden Land einzuleben. Ansonsten nehme ich nur positives mit.