Manuel Plew at the MLS-Club Philadelphia Union, Philadelphia, USA

Suche nach einem Praktikum in der US-Sportbranche

Bereits zu Beginn meiner Bewerbungsphase war festzustellen, dass allgemeine Suchbörsen oder Job-Plattformen selten zielführende und angemessene Angebote enthielten. Für den Sportbereich in den USA besonders zu empfehlen sind die Webseiten www.teamworkonline.com oder www.workinsports.com. Letztere Plattform ist allerdings kostenpflichtig, wobei sich das Entgelt von
9,99 Dollar für einen einwöchigen Probe-Account in Grenzen hält. Hier kann nach verschiedenen Kategorien und Berufsfeldern gesucht und direkte Ansprechpartner mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer herausgefunden werden. TeamWorkOnline ist ein in den USA weit verbreitetes System, das Sport-Clubs zur Rekrutierung von Praktikanten und Festangestellten nutzen.

Die Webseite hat den Vorteil, dass sie in den verschiedenen Sportarten eine sehr weiter Verbreitung genießt, sodass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, seinen Präferenzverein in der jeweiligen Lieblingssportart zu finden. Darüber hinaus verfügen nicht nur professionelle, sondern auch sog. Minor-League-Clubs über ein umfangreiches Praktikantenprogramm mit den verschiedensten
Positionen.

Da auf dem Praktikumsmarkt ein sehr hoher Wettbewerb herrscht (Sportmanagement als Studiengang existiert nahezu an jeder Universität mit dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft), empfiehlt sich eine Fokussierung auf den Nicht-Profibereich. In Randsportarten wie Fußball hingegen kann Arbeitserfahrung in der Bundesliga - bspw. durch ein Praktikum bei einem Deutschen Fußballverein - durchaus eine Referenz darstellen und zu einem Voluntariat in der Major League Soccer führen.

Empfehlenswert ist es auch, direkt auf der Homepage des Vereins nach Stellenausschreibungen Ausschau zu halten und sich ggfs. direkt an
die Kontaktperson zu wenden, auch telefonisch. Hinweis: Die meisten Praktika im Sportbereich sind unbezahlt.

Kontaktaufnahme mit der Praktikumsfirma

Nach der Stellenzusage ist es sicherlich kein Fehler, bereits vor Antritt des Praktikums in regelmäßigen Austausch mit dem direkten Vorgesetzen oder dem Praktikantenkoordinator zu treten. Fragen nach dem dress code oder den Arbeitszeiten signalisieren ebenso Motivation, Interesse und Bereitschaft wie das Angebot, sich durch Zusendung verschiedener Materialien oder Dokumente bereits inhaltlich auf das Praktikum vorzubereiten.

In meinem Falle konnte ich mich - nach Anfrage an meine Vorgesetze - vorab mit den Regularien und Bestimmungen der Major League Soccer auseinander setzen, die sich im späteren Verlauf meines Voluntariats als essentiell heraus gestellt haben. Auch schienen meine Vorgesetzten regelmäßige Informationen zum aktuellen Stand der Wohnungssuche, Flugbuchung oder dem Visum-Status zu begrüßen.

Visum

Bei der Bewerbung für das J-1-Visum kann ein Interviewtermin beim Amerikanischen Konsulat in München oder Berlin einen Zeitvorsprung von mehreren Wochen bedeuten, da bei der US-Vertretung in Frankfurt sowohl mit lange Wartezeiten für einen solchen Termin als auch mit einer
unverhältnismäßig langen Bearbeitungszeit gerechnet werden muss.

Zudem empfiehlt sich ein Termin möglichst früh am Morgen. In den USA ist das Mitführen von Kopien des Visums, des DS2019 und der Social Security Card ratsam.

Wohnungssuche und Transport

Entgegen verschiedenster Empfehlungen von Kommilitonen, die bereits einen Auslandsaufenthalt absolviert haben, rate ich zu einer möglichst genauen Planung der Unterkunft und des Transports vom Flughafen zu dieser. Hotelzimmer sind zwar tendenziell günstiger als in Deutschland und an
vielen Häusern sind Plakate mit Mietangeboten zu finden, dennoch ist die Suche nach einer angemessenen Wohnung - insbesondere, wenn zwischen Ankunft und dem Start des Praktikums nicht viel Zeit verbleibt - von Deutschland aus zu empfehlen.

Für betuchte Studenten bieten sich Wohnheimzimmer von nahe gelegenen Universitäten oder Studio-Apartments an, preisbewusstere Programmteilnehmer sollten sich bei Craigslist (www.craigslist.org) nach Wohngemeinschaften umsehen. Dabei kann es ratsam sein, sich von dem Gedanken zu verabschieden, in der Stadtmitte zu wohnen. Vororte bieten günstigeren, meist besseren Wohnraum und sind mit dem öffentlichen
Verkehrsnetz problemlos und preisgünstig zu erreichen.

Der Besitz eines Fahrrades für kürzere Strecken wie zum Bahnhof oder zum nächsten Supermarkt ist empfohlen, auch hier werden bei Craigslist gebrauchte Modelle für geringe Entgelte angeboten. Fahrpläne zur Planung der Strecke
zum Arbeitsplatz und zum Einsehen von Haltestellen und Abfahrtzeiten sind im Internet bei dem jeweiligen Anbieter abrufbar, sodass der Transport bereits von Deutschland erkundet und geplant werden kann. Darüber hinaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Kollegen gerne zum Bilden einer Fahrgemeinschaft bereit erklären.

Kleidung und Gepäck

Ebenfalls entgegen der Meinung vieler Kommilitonen rate ich vom Packen von wenig Kleidung ab. Zwar bestätigte sich meine Annahme, dass Kleidungsstücke in den USA weitaus günstiger sind, dennoch sei das Mitführen einer „Grundausstattung“ empfohlen, die es ermöglicht, die ersten Tage sowie eine Arbeitswoche zu bestreiten. Größen sind nicht äquivalent zu den gewohnten Deutschen Maßen und auch der Schnitt ist teilweise gewöhnungsbedürftig. Es bedarf einer gewissen Zeit, bis man die geeigneten Geschäfte entdeckt hat, sodass insbesondere bei einem knappen Zeitplan vor Praktikumsbeginn die besagte Grundausstattung eingepackt werden sollte.

Bettzeug kann günstig erworben werden, ebenso wie Handtücher. Auch Geschirr, Pfannen oder Töpfe sind bezahlbar und müssen nicht eingeführt werden. Generell sollte die Kleidung der Lage des Praktikumsortes, der
Jahreszeit und der erwartbaren Temperaturen angepasst sein, um effizient zu packen.

Medikamente können zwar ohne Probleme in der Pharmacy eingekauft werden, aufgrund der unterschiedlichen Produkte rate ich jedoch zur Mitnahme bekannter und bewährter Medikamente aus der Hausapotheke.

Unternehmen, Arbeitsplatz und Sehenswürdigkeiten

Philadelphia Union ist das 16. Franchise der Major League Soccer und verfügt seit Ende Juni über ein eigenes, fußballspezifisches Stadion für 18.500 Zuschauer in Chester. Ich habe das große Glück, ein Praktikum während der ersten Saison der Club-Geschichte
zu absolvieren. In meiner ersten Woche fand das erste Heimspiel statt, das mit einer großen Zeremonie gefeiert wurde.

Viele Arbeitsabläufe und Strukturen werden derzeit entwickelt und verbessert, sodass für mich ein Einblick in viele kleine Details möglich wird, wie ein professionelles Sportunternehmen arbeitet und welche Aspekte bei der Spieltagsorganisation und -produktion von Bedeutung sind. Das eher kleine Büro mit ca. 40 bis 50 Mitarbeitern gewährleistet einen engen Kontakt zwischen den Abteilungen, was mir die große Chance gibt, die Abläufe dieser kennen zu lernen.

Als Praktikant in der Abteilung „Game and Event Operations“ assistiere ich meiner Chefin bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Spieltagen und sonstigen Veranstaltungen, wie beispielsweise Charity-oder Promotion-Events. Diese Tätigkeiten sind sehr weitreichend und unterschiedlich. Gleichzeitig bin ich verantwortlich für die Einteilung von Kollegen und Volunteers für deren Positionen am Spieltag, der Versorgung derer mit Akkreditierungen und der Planung der Parksituation für Gäste und Volunteers. Als Kontaktperson für die freiwilligen Mitarbeiter konnte ich meine Englischkenntnisse beim E-Mails schreiben und telefonieren weiterentwickeln.

Weiterhin ist es meine Verantwortung, verschiedene Teilbereiche im Rahmen des Spieltags zu organisieren und vorzubereiten, beispielsweise die Sicherstellung der Kommunikation über Funkgeräte oder die
Mitarbeit bei der Planung des Pressebereichs. Insgesamt wurde mir ein Aufgabenbereich zugeteilt, der stetig wächst und aus verschiedenen Aspekten besteht, sodass keine Langeweile aufkommt. Vielmehr sind längere Arbeitszeiten an der Tagesordnung, da man auf viele spontane Änderungen
vorbereitet sein und Planungen überdenken und ändern muss.

Die Stadt Philadelphia und deren Umgebung bieten vielfältige Möglichkeiten für Sightseeing-Touren und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Nicht nur wegen der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung wurde die Stadt ein berühmter und historischer Ort. Viele Bauwerke wie die City Hall erinnern an William Penn, der als Gründer des Staates Pennsylvania gilt.

Auch die Independence Hall, in der besagte Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde, sowie das Liberty Bell Center, in dem infolge dessen die Unabhängigkeit von der englischen Kolonialmacht eingeläutet wurde, sind absolut sehenswert und markieren Meilensteine der jungen amerikanischen Geschichte. Das Betsy Ross House und das darin integrierte Museum dokumentieren die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe der amerikanischen Flagge. Für die Recherche der Sehenswürdigkeiten lohnt sich der Besuch der Website www.visitphilly.com.

In der näheren Umgebung finden sich viele ländliche Gebiete, die zum Erholen einladen. Gut anderthalbe Stunden entfernt befindet sich die New-Jersey-Atlantikküste mit vielen Urlaubs-und Badeorten. Westlich beginnen die Ausläufer der Appalachen, die nahezu unberührte Naturreservate bieten. Wer die gut einstündige Autofahrt in die Umgebung von Lancester auf sich
nimmt, sollte sich mit der Lebensweise der Amisch-Gemeinden auseinandersetzen.

Bierliebhaber sollten sich die Zeit nehmen, eine Brauereibesichtigung in der ältesten Brauerei der USA, Yuengling & Son, zu genießen (www.yuengling.com). Das seit 1829 in Pottstown, PA bestehende Unternehmen wurde von einem deutschen Einwanderer gegründet und produziert daher bis heute
Bierspezialitäten, die dem deutsche Gaumen durchaus munden.

Für Sportfans ist Philadelphia ein wahres Mekka. Neben den Philadelphia Phillies (Baseball), den Philadelphia Eagles (Football), den Philadelphia 76ers (Basketball) und den Philadelphia Flyers (Eishockey) existieren dem neu gegründeten Fußball-Club Franchises aller gängigen Sportarten, deren Besuch absolut zu empfehlen ist.