Valentin Schmidt at Lufthansa German Airlines, Sweden
In der Zeit von März bis September 2005 absolvierte ich ein sechsmonatiges Praktikum bei Lufthansa in Stockholm. Gearbeitet habe ich dort in der Finance & Administration Abteilung. Lufthansa besitzt in Stockholm zwei Büros, eins in der Nähe der Innenstadt, in dem hauptsächlich die Mitarbeiter von Lufthansa Passage und meine Kollegen der Finance & Administration Abteilung arbeiten, und eins am Flughafen Arlanda, in dem hauptsächlich die Mitarbeiter von Lufthansa Cargo arbeiten. Ich wurde in beiden Büros eingesetzt und hatte die Gelegenheit, sowohl für Lufthansa Cargo als auch für Lufthansa Passage zu arbeiten. Dadurch gestalteten sich meine Aufgaben auch sehr abwechslungsreich. Die Abteilungen sind in Stockholm relativ klein und so hatte ich die Möglichkeit, alle Unternehmensbereiche wie Handling, Sales, Marketing, Buchhaltung, Booking usw. kennen zu lernen.
Meine Aufgaben im Unternehmen waren neben vielen kleineren Projekten hauptsächlich die Qualitätssicherung im Export-Bereich von Lufthansa Cargo, wo ich für eine korrekte Abrechnung der Frachtgebühren verantwortlich war, sowie die Arbeit im Competence Centre Stockholm, wo ich mit Beschwerden und Reklamationen von Kunden von Lufthansa Cargo aus ganz Skandinavien, Finnland, den baltischen Ländern, Irland und Großbritannien zu tun hatte. Meist ging es um die Prüfung und gegebenenfalls Rückerstattung bei verspäteten oder beschädigten Sendungen.
Gewohnt habe ich während meiner Zeit in Schweden in einem Studentenwohnheim in der Nähe der Universität von Stockholm. Dort teilte ich mir ein Apartment mit vier Zimmern, Küche und Bad mit einem Schweden. Gefunden habe ich es im Internet. Die Lage war wirklich toll, direkt neben einem großen Park und Naturschutzgebiet wo ich die Auswahl zwischen mehreren Seen hatte, und auch mit meinem Vermieter habe ich mich jederzeit gut verstanden. Allerdings sollte man beachten, dass man sich nicht offiziell bei den Studentenwohnheimen in Schweden für eine Wohnung bewerben kann, da man keinen Anspruch auf einen Platz in einem Wohnheim hat wenn man nicht an einer schwedischen Hochschule studiert. Vielmehr sollte man probieren über entsprechende Internetseiten mit Studenten in Kontakt zu treten, die ihre Zimmer untervermieten wollen, oder ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft anbieten. Gut ist es auch, sich für ein Stipendium der Organisation Leonardo zu bewerben, denn das Leben in Schweden ist im Allgemeinen doch etwas teurer als hier in Deutschland. Und natürlich möchte man ja auch nicht nur arbeiten, sondern auch viel vom Land und der Stadt kennen lernen. Und gerade das Nachtleben am Wochenende ist auf Dauer auch nicht ganz billig.
Das Verhältnis zu meinen Kollegen bei Lufthansa war jederzeit sehr gut. Ein großer Vorteil war auch, dass Lufthansa in Stockholm während meinem Aufenthalt immer mindestens drei bis vier weitere Praktikanten in den unterschiedlichen Abteilungen beschäftigte, und man so in der Freizeit eine Menge zusammen unternehmen konnte. Auch mit vielen Kollegen haben wir oft in unserer Freizeit etwas unternommen. Das Unternehmen hat auch schon eine Menge Erfahrung mit ausländischen Praktikanten, und alle Kollegen waren stets sehr nett und hilfsbereit.
Verständigungsprobleme hatte ich nie, da alle Kollegen sehr gut Englisch sprechen. Auch im Alltag kann man sich in Schweden bestens in Englisch verständigen, so ziemlich jeder beherrscht diese Sprache sehr gut. In Schwedisch habe ich einen Kurs besucht, und dadurch, dass diese Sprache dem Deutschen ähnelt und viele Kollegen Schweden sind, konnte ich mich nach relativ kurzer Zeit schon gut in Schwedisch verständigen. Sprachkurse macht man am besten bei der Volkshochschule (Folkuniversitetet).
An Kultur- und Freizeitangeboten hat Stockholm eine Menge zu bieten, die Stadt ist auf mehreren Inseln gebaut und verbindet auf eine tolle Weise das Großstadtleben mit Natur. Innerhalb kurzer Zeit kann man von der Innenstadt in einen der Parks oder an einen der unzähligen Seen fahren. In der Stadt gibt es sehr viele Museen und kulturelle Angebote, auch das Nachtleben hat eine Menge zu bieten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist eigentlich alles sehr gut zu erreichen, ideal ist es wenn man sein Auto mitnimmt.
Schweden im Allgemeinen kannte ich bereits durch mehrere Urlaubsaufenthalte, und so war ich schon etwas mit der Kultur vertraut. Durch mein Praktikum hatte ich die Möglichkeit, die Kultur noch weitaus besser kennen zu lernen, und auch durch Kontakt zu vielen schwedischen Kollegen und Familien mehr über die schwedische Lebensweise zu erfahren. Die neuen Eindrücke die ich gewonnen habe waren alle sehr positiv, und ich könnte mir durchaus gut vorstellen, noch einmal für eine längere Zeit nach Schweden zurück zu kehren. Nicht zuletzt dadurch, dass der allgemeine Umgang im Arbeitsleben miteinander doch etwas lockerer ist, als in vielen Unternehmen in Deutschland. Das formelle „Sie“ wurde Ende der 60iger Jahre in einer großen „Du-Reform“ abgeschafft, und so ein gutes Verhältnis zu meinen Vorgesetzten habe ich bis jetzt auch noch nicht erlebt.
Generell kann ich nur jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt ein Praktikum im Ausland zu absolvieren, dies auch wirklich zu tun. Diese Möglichkeit hat man wahrscheinlich nur während des Studiums, und die gewonnenen Erfahrungen sind einfach unbezahlbar. Auch wenn die Organisation eines längeren Auslandaufenthalts eine Menge Arbeit mit sich bringt und nicht immer ganz leicht ist, wenn man erstmal dort ist bereut man keine Minute!