Nisar Naffati at Université Paris, France
Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bevor ich nun im Folgenden mehr über die Vorbereitungsmaßnahmen meines Auslandsaufenthaltes in Paris berichten werde, möchte ich noch kurz erläutern warum meine Wahl für das Auslandssemester auf Frankreich und speziell auf Paris gefallen ist. Es war für mich schon recht früh klar, dass es im Zuge der Globalisierung wichtig ist Auslandserfahrung zu sammeln, sich mit den verschiedensten Kulturen vertraut zu machen und des weiteren mehrere Fremdsprachen zu sprechen. Da ich bereits über sehr gute Englischkenntnisse verfügte und in der französischen Sprache eine recht gute schulische Vorbildung besaß, fiel mir die Wahl nicht schwer. Um nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, also der Verbesserung meiner fremdsprachlichen Fähigkeiten und der Erweiterung meiner interkulturellen Kompetenzen, wählte ich Paris als Ort meines Auslandssemesters aus. Da es meiner Meinung nach nur wenige Weltstädte gibt, in denen so viele verschiedene Nationalitäten und Kulturen nebeneinander leben. Nachdem ich nun meine Auswahl getroffen hatte, wendete ich mich an das Team Sprachen / Internationales des Rhein Ahr Campus, um mich über die Möglichkeiten eines Auslandssemesters an der von mir gewählten Destination zu informieren. Es stellte sich heraus, dass wir eine Partnerhochschule in Paris hatten und noch freie Plätze vor Ort verfügbar waren. Die Kommunikation mit der Partnerhochschule Université Paris 12 Val de Marne verlief reibungslos und innerhalb eines knappen Monats waren alle organisatorischen Dinge bezüglich meiner Aufnahme an der Gasthochschule erledigt. Nachdem ich nun Gewissheit über die Bewilligung meines ERASMUS-Auslandssemesters hatte, begann die schwierigste Phase der Vorbereitung, die Wohnungssuche. Leider hatte ich das Pech, dass sämtliche Wohnheimsplätze bereits vergriffen waren und mir nichts anderes übrig blieb, als mir anderweitig eine Bleibe zu organisieren. Jedoch hätte ich mir nie erträumen lassen, dass es so schwierig und teilweise ausweglos erscheint ein Zimmer in dieser Weltstadt zu bekommen. Getreu dem Motto: „Angebot und Nachfrage regeln den Preis“, war es auch nicht unüblich für 10m² 500€ zu zahlen. Ebenso machten sich zu Besichtigungsterminen erste kulturelle Unterschiede bemerkbar, die sich in Form von Unpünktlichkeit äußerten. Zudem musste man stets zu jeder Wohnungsbesichtigung, die letzten 3 Gehaltsabrechnungen der Eltern, nebst Steuerbescheid und Kopie der Personalausweise, sowie eine Bürgschaftserklärung mit sich führen. Nach längerer Suche und einigen heftigen Komplikationen, fand ich letztendlich dennoch ein hervorragend situiertes, wenn auch winziges, Zimmer in Paris. Im Anschluss an das Abenteuer „Wohnungssuche“, war ich in der Lage ein französisches Bankkonto zu eröffnen (denn dies ist auch nur mit festem Wohnsitz möglich) und eine Versicherung für das von mir gemietete Zimmer abzuschließen, denn auch dies ist unabdingbar gewesen. Ein wenig geschlaucht von diesem Organisationsmarathon, war ich jedoch sehr gespannt auf das neue Umfeld und den Start an meiner Gasthochschule.
Beschreibung der Hochschule
Die 1970 erbaute Hochschule „Université Paris 12 Val de Marne“ ist mit ihren momentan 7 verschiedenen Fachbereichen und knapp 31.000 Studenten, die größte der insgesamt 13 Pariser Universitäten. Sie ist im südöstlichen Pariser Vorort Créteil (ca.89000 Einwohner, 12 km bis zum Pariser Stadtzentrum) gelegen. Aufgrund des noch jungen Alters der Hochschule und den stetigen Erweiterungen und Erneuerungen, verfügt sie über eine üppige und moderne Ausstattung. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls bestens gesorgt, denn die Hochschule verfügt über zahlreiche Mensen und Cafeterien. Des Weiteren versorgt die Universität ihre Studenten mit einem reichhaltigen Kultur- und Sportangebot. Die Hochschule verfügt über 267 Partnerhochschulen weltweit, womit eine internationale Ausrichtung angestrebt und erreicht wird. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass jedes Semester zwischen 500 – 600 ausländische Studenten die Universität bereichern.
Anforderungen und Ablauf der Lehrveranstaltungen
Die Anforderungen und der Ablauf der Lehrveranstaltungen an der Pariser Universität unterscheiden sich doch in einigen Fällen erheblich, aber bevor ich im folgenden näher darauf eingehen werde, möchte ich noch kurz den Ablauf des Einführungstages schildern. Der Einführungstag war am 18.09.08 und begann mit der Begrüßung am Fachbereich BWL und einem gemeinsamen französischem Frühstück. Im direkten Anschluss wurden wir in Gruppen aufgeteilt, je nach Studienrichtung und bekamen eine Führung über den gesamten Campus. Dadurch bekamen wir einen ersten Eindruck über den Großteil der Universität und nützliche Hinweise um unseren restlichen Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten zu können. Nach der Führung wurden alle Gruppen für ein gemeinsames Erinnerungsfoto noch mal zusammen geführt. Im Folgenden gab es dann noch ein gemeinsames Mittagessen und einen anschließenden Einstufungstest für die angebotenen Sprachkurse. Dieser Einstufungstest bestand aus 2 Teilen, einem schriftlichen- und einem mündlichen Teil. Dieser Test fand statt, um die Studenten, je nach Vorwissen und sprachlichem Niveau, in die verschiedenen Kurse einzuteilen. Diese Kurse reichten von Anfänger- über mittleres- bis zum fortgeschrittenen Niveau. Im Anschluss daran standen einem noch mal mehrere Kurse in den einzelnen Niveaus zur Auswahl, z.B.: Grammatik, französische Identität, französische Literatur, Juristenfranzösisch, etc. Diese angebotenen Sprachkurse werden vom sogenannten „Delcife“(Département d’Enseignement de la Langue, de la Culture et des Institutions Francaises aux Étrangers) durchgeführt und dienen als Hilfestellung und zur leichteren Integration der ausländischen Studenten. In den nachfolgenden Tagen begann ich dann meine Kurse zu wählen und diese dann im geänderten Learning Agreement mit der Gast- und Heimathochschule abzustimmen bzw. festzuhalten. Aufgrund der Tatsache, dass ich mich bereits in einem höheren Fachsemester befand, hatte ich auch eine semesterübergreifende Auswahlmöglichkeit meiner Kurse. Die Kurse unterscheiden sich an der Gasthochschule nach den Kriterien des Ablaufes sowie der Bewertung. Es gab 3 unterschiedliche Kategorien:
1. Examen final: Vorlesung (vgl. zur Vorlesung in unserem Universitätssystem) mit zum Abschluss des Semesters stattfindender Abschlussklausur. Bewertet wurde lediglich die Abschlussklausur.
2. Contrôle continu: schulartiger Unterricht, der auf Teilnahme der Studenten und kontinuierlicher Lernüberprüfungskontrollen basiert. Bewertet wurden die Mitarbeit, sowie alle Noten die durch Tests und Arbeiten zustande kamen.
3. Cours magistraux, travaux dirigés: Kombination aus Vorlesung und Gruppenarbeit, zumeist wurden Aufgaben gestellt, die von Studenten in Gruppen mit 25-30 Teilnehmern zu bearbeiten waren. Bewertet wurden die erarbeiteten Ergebnisse der Gruppenarbeit.
In ein paar Veranstaltungen, existierten aber auch Mischformen der erwähnten Unterrichtsformen. Ein weiterer Unterschied zu unserer Hochschule ist in der Dauer der Vorlesungen begründet, diese dauern an der Gasthochschule zwei Zeitstunden. Die Unterrichtssprache war fast ausschließlich Französisch und wurde durch einige englischsprachige Vorlesungen ergänzt. Die Anforderungen, die an die Studenten gestellt werden, variieren natürlich, je nach Schwierigkeitsgrad der einzelnen Unterrichtsfächer. Alles in allem waren sie aber auf einem ähnlichen, bis leicht schwächeren Niveau als bei uns am RAC.
Bewertung der Gasthochschule
Die „Université Paris 12“ bietet ihren Studenten aufgrund der modernen und gut ausgestatteten Lehreinrichtungen, sowie der reichhaltigen Rahmenprogramme, optimale Bedingungen zum studieren. Des Weiteren verfügt die Hochschule über qualifiziertes und sehr freundliches Personal, was einem bei den Lehrveranstaltungen und dem Kontakt mit diesen Personen zugute kommt. Zu bemängeln waren jedoch die teilweise sehr chaotische Organisation und die unzureichende Informationsversorgung. So kam es häufig vor, dass man über Raumänderungen bzw. Vorlesungsausfälle nie im Vorfeld informiert wurde. Gleiches trifft auch für das üppige Angebot an Kultur- und Sportprogrammen zu. Bei denen es häufig Einschreibungsfristen gab, über die nur unzureichend oder gar nicht informiert wurde. Zudem schienen die Klausuransetzungen nicht wirklich durchgeplant gewesen zu sein, worauf eine Ansetzung von 3 Klausuren desselben Semesters am selben Tag und zur selben Uhrzeit deutet. Wie bereits erwähnt standen modernste Medien für den Lehrunterricht zur Verfügung, nur leider wurden diese nur selten bis unzureichend vom Lehrpersonal eingesetzt. Dies sind aber nur kleinere Kritikpunkte und alles in allem ist das Studium an meiner Gasthochschule sehr empfehlenswert.
Persönliche Erfahrungen
Mein Auslandssemester an der „Université Paris 12“ und speziell das Leben in Paris war ein unvergessliches Erlebnis. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich mich in diesem Auslandssemester fachlich sonderlich weiterbilden konnte, jedoch hat es mich charakterlich und menschlich enorm weitergebracht. Man lernt über den Tellerrand hinaus zu sehen, man entdeckt einen völlig neuen Blickwinkel und sieht sich und die Menschen in seiner Umgebung mit ganz anderen Augen. Ich denke das richtige Wort um dies zu umschreiben ist Bewusstseinserweiterung. Zudem hatte ich das Glück eine Vielzahl neuer weltweiter Kontakte zu knüpfen. Durch den täglichen Umgang mit den verschiedensten Nationalitäten wurden schnell erste Vorurteile Lügen gestraft, jedoch kam es dennoch vor, dass sich einige Klischees bewahrheiteten, wie beispielsweise Unpünktlichkeit, die lockere südländische Frohnaturmentalität sowie deren teilweise lauten Organe. Dennoch war es stets ein Vergnügen, sich mit den verschiedensten Kulturen und Mentalitäten auszutauschen und gemeinsam Paris und die Umgebung zu erkunden. Nichts desto trotz ist aller Anfang schwer. So gestaltete sich der Kontakt zu einheimischen französischen Studenten und dem Folgen der Vorlesungen zu Beginn als schwierig, dies resultierte daraus, dass die eigenen Französischkenntnisse noch verbesserungswürdig und die Fremdsprachenkenntnisse der Franzosen eher begrenzt waren. Dies änderte sich jedoch relativ schnell, da man sich häufiger am Campus und in den Veranstaltungen traf und sich mein Französisch rasch verbesserte. Meiner Meinung nach ist es auch falsch, darauf zu warten, dass sich die Einheimischen auf einen zu bewegen. Man muss selbst die Initiative ergreifen und ihnen offen und freundlich entgegentreten, dann klappt es auch schnell mit neuen Freundschaften. In der Folge erwiesen sich meine französischen Kommilitonen als stets hilfsbereit und freundlich, daher war auch der Aufenthalt an der Hochschule immer eine Freude.
Zudem denke ich, dass jeder, der Mal das Glück hatte für längere Zeit in dieser Traumstadt zu wohnen, von ihr in seinen Bann gezogen wird. Es gibt schier unendlich viele Sehenswürdigkeiten, nahezu unbegrenzte Kultur- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, sowie ein Überangebot internationaler Restaurants, Bars und Diskotheken. Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass je nach Stadtbezirk man sich vorkommt, als wäre man an einem komplett anderen Ort bzw. in einem anderen Land. Dies macht deutlich wie vielfältig und reich Paris an Kulturen und Nationalitäten ist. Natürlich unterscheidet sich die französische Kultur auch erheblich von der Deutschen und man könnte meinen, dass man erst, wenn man im Ausland war, Deutschland richtig zu schätzen lernt, mit all dem Komfort, der Ordnung und den im vergleich niedrigen Lebenserhaltungskosten und dem gut funktionierendem Sozialsystem. Dies ist auch bei mir zu Beginn der Fall gewesen, dennoch finde ich, dass man Länder nicht immer miteinander vergleichen kann und sollte, da dies aufgrund des Entwicklungsstandes vieler Länder und den verschiedenen Mentalitäten häufig keinen Sinn ergibt. Letztendlich kann ich sagen, dass ich froh bin diesen Schritt gewagt zu haben und sich die an mein Auslandssemester geknüpften Erwartungen mehr als erfüllt haben.
Fazit
Um für die erhöhte Komplexität durch weltweiten Handel und die steigenden Anforderungen der Weltwirtschaft gewappnet zu sein, wird es immer wichtiger, sich für fremde Kulturen und Nationen zu sensibilisieren. Daher bin ich sehr froh, dass mein Auslandsstudium so reibungslos verlaufen ist und ich meine Hauptziele, die Verbesserung meiner Französischkenntnisse und das Kennenlernen und Verstehen neuer Kulturen hautnah erleben und in die Tat umsetzen konnte. Abschließend kann ich wirklich nur zum wiederholten Male sagen, dass mein Auslandssemester an der „Université Paris 12“ für mich ein Erfolg auf der ganzen Linie war und ich nur allen, denen sich in Zukunft die Möglichkeit eröffnet ein Auslandssemester zu machen, dieses auch nur wärmstens ans Herz legen kann.