Ausweisung von Notabflusswegen bei Sturzfluten: Verbundforschungsprojekt FloReST entwickelt erste Smart Tools

13.04.2023

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Starkregen und Sturzfluten sorgen immer wieder für große wirtschaftliche Schäden an städtischen Infrastrukturen. Das im Februar 2022 gestartete Verbundforschungsprojekt „Urban Flood Resilience – Smart Tools“ (FloReST) soll Maßnahmen zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit gegen solche Starkregenereignisse entwickeln. Kürzlich fand nun an der Hochschule Koblenz ein Verbundtreffen der sechs Partner mit der Präsentation erster Ergebnisse statt: Verschiedene innovative, technologiebasierte Lösungen, die einen Werkzeugkasten aus sogenannten Smart Tools bilden, sollen die Planung und Ausweisung von Notabflusswegen ermöglichen. Das Projekt wird über eine Laufzeit von drei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

  • Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule Koblenz, der Universität Trier, der Hochschule Trier mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, des Softwareentwicklers Disy Informationssysteme GmbH sowie der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann & Partner kamen am Koblenzer RheinMoselCampus zum Verbundtreffen von FloReST zusammen.

  • In Workshops diskutierten die Teilnehmenden der Projektpartner Ergebnisse und Herausforderungen. (Fotos: FloReST/Stratmann)

Insgesamt 20 Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule Koblenz, der Universität Trier, der Hochschule Trier mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, des Softwareentwicklers Disy Informationssysteme GmbH sowie der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann & Partner kamen am Koblenzer RheinMoselCampus zusammen, um erste Ergebnisse ihrer Projektarbeiten zu präsentieren und Herausforderungen zu diskutieren. Der Fokus der Forschungsarbeiten liegt auf der Anwendung von technologiebasierten Smart Tools. So laufen auf Quartiersebene, also in einzelnen ausgewählten Straßenzügen, aktuell beispielsweise Probeanwendungen eines Laserscanners, der eine hochaufgelöste Geodatenaufnahme ermöglicht. „Mit diesen Daten sollen im weiteren Verlauf 2D-hydrodynamische Modelle verfeinert, die Notabflusswegbestimmung optimiert und die Maßnahmenplanung vereinfacht werden“, erklärt Gina Stratmann, stellvertretende Projektleitung im Forschungsvorhaben FloReST an der Hochschule Koblenz.

In Trier werden unter anderem lokal erste experimentelle belastungsabhängige Testanwendungen mittels Flutungs- und Dotierversuchen durchgeführt, um mithilfe von wärmeempfindlicher Markier- und UAV-Drohnentechnik Fließwege auszuweisen. „Dabei wird das Untersuchungsgebiet mit einer definierten Wassermenge konfrontiert. Die sich daraufhin ausbildenden Fließwege werden mithilfe der UAV-Drohne und der Thermaltechnik verfolgt, sodass Fließwege visuell dargestellt werden können“, beschreibt Leonie Hörter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Koblenz, das Vorgehen. Für große räumliche Skalen sei künftig auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz geplant.

Ein weiterer wichtiger Baustein des Projektes ist die aktive Bürgerbeteiligung. So wird unter anderem an der Entwicklung einer Smart-App gearbeitet, mit der lokales Wissen zu Starkregenereignissen erfasst werden kann. Ziel der App ist es, mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern Problemstellen und Missstände an abflussrelevanten Elementen, wie beispielsweise durch Äste verstopfte Durchlässe, zu identifizieren. Die praktische Anwendung der App und die Datenerfassung und Visualisierung im Geo-Data-Warehouse – einer zentral organisierten Geodatenbank – wurde bei dem Projekttreffen live mit einem Prototyp demonstriert. Außerdem wurde in den vergangenen Monaten im Rahmen des Projekts eine Umfrage zur Risikokommunikation und zum Wissen der Bevölkerung zu Starkregengefahren in den fünf beteiligten Pilotkommunen durchgeführt. „Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es eine Wissenslücke in Bezug auf Frühwarnung in der Bevölkerung zu geben scheint und Informationen über potenzielle Risiken nicht an die Bürgerinnen und Bürger weitergegeben werden“, erklärt Katharina Haupenthal, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Umweltcampus Birkenfeld. An diesem Punkt setzt das Forschungsvorhaben FloReST mit einer aktiven Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und der Einbeziehung der Betroffenen an.

Der zweite Tag des Verbundtreffens gestaltete sich durch drei themenübergreifende Workshops. Der Fokus dabei lag vor allem auf dem gemeinsam zu erstellenden Leitfaden zur optimierten Ausweisung von Notabflusswegen mittels verschiedener Methoden sowie einem Anforderungskatalog an die im Projekt FloReST entwickelten Smart-Tools. Das Projektkonsortium sammelte zudem Ideen und Anregungen, wie die Ergebnisse der einzelnen Arbeitspakete künftig im Geo-Data-Warehouse integriert und visualisiert werden können, sodass ein größtmöglicher Nutzen für potenzielle Anwendende geschaffen wird. Im Oktober sollen in einem übergreifenden Workshop mit den fünf Pilotkommunen sowie dem Projektbeirat weitere Ergebnisse diskutiert sowie Wünsche und Anforderungen der Kommunen an die Smart Tools erörtert werden.