Neuer Studiengang soll besonders Frauen fürs Bauingenieurstudium begeistern

Start für Wintersemester 2013/14 an der FH Koblenz geplant – „Klara Marie Fassbinder-Gastprofessur“ lieferte wichtige Erkenntnisse zur Konzeption

Wie sieht das Berufsbild des Bauingenieurs 2021 aus? Ohne die sprichwörtliche Glaskugel zu bemühen, wagten Studierende und Lehrende der Fachhochschule Koblenz unter Leitung der Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Ihsen unabhängig voneinander einen Blick in die Zukunft. Trotz unterschiedlicher Sichtweisen stand für beide Gruppen fest, dass neben Fachwissen die sog. Softskills wie Sozialkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Fähigkeiten, bei denen Frauen häufig besonders punkten können.

Um die Zahl von Frauen in Ingenieurberufen und deren beruflichen Perspektiven auszuweiten, müssen bei der Weiterentwicklung und Neukonzeption von Studiengängen Gender- und Diversityaspekte berücksichtigt werden. Eine Aufgabe, die sich die Fachrichtung Bauingenieurwesen für die kommenden Jahre ganz groß auf die Agenda geschrieben hat. Ein neuer Bachelorstudiengang mit verbesserten Rahmenbedingungen für Frauen soll den Anteil der weiblichen Studierenden, der derzeit noch bei unter 20 Prozent liegt, deutlich erhöhen. Der Bauingenieurstudiengang, der bundesweit einmalig sein dürfte, soll zum Wintersemester 2013/14 an den Start gehen. Zur Erreichung dieses sportlichen Ziels ist in den kommenden Monaten einiges an konzeptioneller Vorarbeit zu leisten.

Einen wichtigen Schritt nach vorn haben die Bauingenieure der Fachhochschule Koblenz im aktuellen Wintersemester bereits getan: Als erste Fachhochschule hat die FH Koblenz die vom rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium geförderte internationale und interdisziplinäre „Klara Marie Fassbinder-Gastprofessur“ erhalten. Prof. Dr. Susanne Ihsen von der Technischen Universität München, die als ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechterforschung gilt, nahm den Ruf an den Fachbereich Bauwesen an. In Vorträgen und Workshops sensibilisierte die Sozialwissenschaftlerin, Lehrende und Studierende für Gender- und Diversityaspekte an der Hochschule. „Nur wenn es gelingt, frühzeitig das Technikinteresse bei Kindern zu wecken, werden sich männliche wie weibliche Studieninteressierte später für ingenieurwissenschaftliche Fächer begeistern lassen“, lautete eine ihrer Thesen.

Gemeinsam mit Studierenden der Fachrichtung Bauingenieurwesen erarbeitete Prof. Dr. Susanne Ihsen in einem Workshop konkrete Handlungsansätze für die Fachhochschule Koblenz. In drei Gruppen analysierten die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure zunächst die Ist-Situation an der Fachhochschule Koblenz. Darauf aufbauend entwickelten sie Vorschläge, wo und wie sich Gender- und Diversityaspekte in bestehende Lehrangebote integrieren lassen. Dabei ging es nicht nur darum, die Anzahl der Studentinnen und Professorinnen in den technischen Fachbereichen zu erhöhen, sondern auch die Hochschule in ihrer Vielfalt durch die Integration von unterschiedlichen Kulturen, Generationen und Geschlechtern zu bereichern. In einer Abschlussveranstaltung präsentierten die Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer ihren Ideenpool, der sich selbstredend auch auf andere Studiengänge übertragen lässt.

Prof. Dr. Susanne Ihsen lobte das Engagement der Koblenzer Studierenden, die sich im Dezember und Januar aktiv in dem Workshop eingebracht haben. Der Prodekan des Fachbereichs Bauwesen Prof. Dr.-Ing. Norbert Krudewig bedankte sich bei der Professorin und der Gruppe für die guten Anregungen, die in die Neukonzeption des geplanten Studiengangs einfließen werden. Prof. Susanne Ihsen wird zukünftig – wenn auch aus dem fernen München – die Weiterentwicklung des Studiengangskonzeptes mit Rat und Tat begleiten.

Studierende der Fachrichtung Bauingenieurwesen erarbeiteten unter Anleitung von Prof. Dr. Susanne Ihsen (hintere Reihe, 2. von rechts) konkrete Handlungsansätze für die Fachhochschule Koblenz.

Prof. Dr.-Ing. Norbert Krudewig bedankte sich bei Prof. Dr. Susanne Ihsen für die engagierte Arbeit und die vielen wertvollen Anregungen, die in die Neukonzeption des geplanten Studiengangs einfließen werden.