Neun junge Wissenschaftler mit Koblenzer Hochschulpreis ausgezeichnet

Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft würdigte zum 18. Mal Leistungen von Absolventinnen und Absolventen in der Region

Bereits zum 18. Mal vergab der Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft in Zusammenarbeit mit der WHU – Otto Beisheim School of Management und dem Kulturamt der Stadt Koblenz den „Koblenzer Hochschulpreis“. Traditionell wurde der Preis, der herausragende Leistungen junger Wissenschaftler der Region würdigt, im Historischen Rathaussaal der Stadt Koblenz verliehen. Das Preisgeld von insgesamt 17.500 € stellte die Stiftung Zukunft der Sparkasse Koblenz zur Verfügung.
Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, Vorsitzender des Förderkreises Wirtschaft und Wissenschaft, würdigte in seiner Begrüßungsrede das hohe Niveau des wissenschaftlichen Lehrens und Lernens in der Region und hob die Bedeutung eines intensiven Dialogs von Hochschulen, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur hervor. Der Koblenzer Hochschulpreis unterstütze diesen Dialog und das wissenschaftliche Leben der Stadt Koblenz. Die hohe Bedeutung der Hochschulen für den Standort Rheinland-Pfalz sowie deren wissenschaftlichen Beitrag für die Forschung bestätigte auch der Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig in seinem Grußwort. Zudem dankte er der Stiftung Zukunft der Sparkasse für deren Initiative und die großzügigen Preisgelder. Im Anschluss an die Grußworte referierte Prof. Dr. Markus Rudolf von der WHU in seinem Festvortrag über „Elf Jahre nach Bologna - Rückblick und Ausblick“. Prof. Dr. Michael Frenkel moderierte als Rektor der ausrichtenden Hochschule WHU den Abend.

In diesem Jahr wurden ein Studierender der WHU – Otto Beisheim School of
Management, ein Studierender der Zentralstelle für Fernstudien (ZFH) sowie
drei Studierende der Fachhochschule Koblenz, zwei der Universität Koblenz-
Landau und zwei Studierende der Philosophisch-Theologischen Hochschule
Vallendar (PTHV) ausgezeichnet. Die Studierenden der Universität Koblenz-
Landau und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar teilen das
Preisgeld von 2.500 € zwischen ihren Preisträgern auf.

Sebastian Scheurle von der WHU – Otto Beisheim School of Management befasste sich in seiner Bachelor-Thesis mit den Auswirkungen einzelner Nachrichten auf Aktienkurse. Die Master-Thesis von Udo Wagner, Student an der Zentralstelle für Fernstudien, trägt den Titel „Parameteridentifikation an einer bahnverarbeitenden Maschine über das Least-Square-Prinzip“. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal von bahnverarbeitenden Maschinen ist eine gleichförmig hohe Produktqualität, die eine leistungsfähige Automatisierung erfordert. Wagner hat dazu in seiner Arbeit untersucht und erarbeitet,
inwieweit die Least-Squares-Verfahren zur Identifikation dazu benötigter Prozessparameter eingesetzt werden können.

Verena Pfeiffer von der Fachhochschule Koblenz, Fachbereich Betriebs- und Sozialwirtschaft hat in ihrer Bachelorthesis am Beispiel der Barmherzigen Brüder Trier analysiert, ob und wie der Deutsche Corporate Governance Kodex von Non-Profit Organisationen übernommen werden kann und was eine Übernahme für die entsprechende Institution bedeutet. Durch aufwändige Aufarbeitung und Analyse teils historischer Quellen kommt die Autorin zu dem Ergebnis, dass sich die Integration einer wertorientierten Unternehmenskultur für Non-Profit-Organisationen lohnt.

„Wertorientierte Finanzprodukte: Marktpotenzial des Islamic Banking in Deutschland“war Gegenstand der Diplomarbeit von Mohamed Benali, ebenfalls von der Fachhochschule Koblenz, Fachbereich Betriebs- und Sozialwirtschaft. Er geht der Frage nach, wie die deutschen Banken aufgestellt sind,
um die bereits jetzt große Zahl muslimischer Geldanleger auch mit Produkten des Islamic Banking zu gewinnen. In dieser wertorientierten Anlageform existiert das Verbotg zu Zinsgeschäften, zur Investition in nicht-islamkonforme Geschäfte, wie z.B. Alkohol, Waffen oder Pornografie. In seiner empirischen Studie zeigt Herr Benali auf, wie wenig deutsche Banken über Islamic Banking informiert sind und dementsprechend Marktpotential ungenutzt lassen. Durch die Offenlegung dieser Tatsachen hat seine Arbeit einen unmittelbaren Anwendungswert für deutsche Bankinstitute.

Eine weitere Auszeichnung ging an den 24-jährigen Waldemar Hübert, Student im Masterstudiengang "Applied Physics" am RheinAhrCampus Remagen der Fachhochschule Koblenz für seine Bachelor-Abschlussarbeit "Experimentelle Analyse des Doppelpuls-Verfahrens in der laserinduzierten Plasmaspektroskopie". Die laserinduzierte Plasmaspektroskopie (engl. LIBS) stellt ein elegantes modernes Messverfahren dar, um unter normalen Umgebungsbedingungen berührungsfrei und sehr schnell auf die Elementzusammensetzung unbekannter Proben zu schließen. Dazu wird ein kurzer aber sehr intensiver Laserpuls auf die Probe gestrahlt, wodurch einige Nano- bis Milligramm des Probenmaterials augenblicklich verdampfen. Durch die Einwirkung des Laserpulses heizt sich die mikroskopisch kleine Dampfwolke auf etwa 10 000°C auf und beginnt charakteristisch zu leuchten. Aus diesem Leuchten kann auf die genaue Zusammensetzung der Probe geschlossen werden. Ein schönes Messverfahren mit einem breiten industriellen und medizintechnischen Anwendungsspektrum – doch leider gab es in der Vergangenheit immer noch ungelöste Fragen bei der Elementzuordnung unter hohen Laserpulsleistungen. Darüber hinaus waren verfügbare LIBS-Laborsysteme aufgrund ihrer Größe nur bedingt industrietauglich. Der Preisträger konnte innerhalb der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Georg Ankerhold und Prof. Dr. Peter Kohns am RheinAhrCampus Remagen in seiner Arbeit sowohl die Frage der falschen Elementzuordnung bei hohen Laserpulsleistungen wissenschaftlich fundiert beantworten als auch in Folge einen sehr kompakten LIBS-Lasermesskopf konstruieren, der die Verwertung der LIBS-Messtechnik im industriellen Bereich beispielsweise im Recycling-Sektor aber auch in der Medizintechnik bei der schonenden Kariesbehandlung deutlich erleichtern wird. Bei der Analyse der unterschiedlichen Plasmalichtspektren zeigte der Preisträger, dass der linienverschiebende quantenmechanische so genannte "Stark-Effekt" eine auf einer Mikrosekundenskala zeitabhängige Rotverschiebung der Emissionslinien bewirkt und somit für die häufige Fehlinterpretation bei der Element-Linienzuordnung in LIBS-Experimenten verantwortlich ist. Dieser Zusammenhang ist in der Fachliteratur noch nicht betrachtet worden. Die Ergebnisse der Arbeit wurden im Herbst vergangenen Jahres in Rom auf dem "Europäischen Symposium zur laserinduzierten Plasmaspektroskopie (EMSLIBS 2009)" sowie kürzlich im September in Memphis, USA, auf der "6. Internationalen Konferenz zur laserinduzierten Plasmaspektroskopie (LIBS 2010)" vorgestellt.

Jan Höfer von der Universität Koblenz-Landau untersuchte mit seiner Magisterarbeit „Zweistimmigkeit bei Johannes Ockeghem“ den Teilbereich des Schaffens eines schwer analysierbaren Komponisten.

Des Weiteren wurde Christian Meyer für die Universität Koblenz-Landau ausgezeichnet. Für sein erstes Staatsexamen untersuchte und bewertete er die Software „CrypTool2“ unter didaktischen Aspekten. CrypTool 2 ist ein neu entwickeltes Lernprogramm zur Kryptopgraphie und Zahlentheorie, mit dem Anspruch, für jede denkbare Zielgruppe und Lernsituation geeignet zu sein.

Mit dem Verständnis von Materie beschäftigte sich Andrea Maria Tausch an der Philosophisch- Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV). Dafür betrachtete sie in geistesgeschichtlicher Perspektive die Konzepte zahlreicher Denker zum Begriff Materie und untersuchte deren Kompatibilität mit dem Materieverständnis des christlichen Glaubens. Weiterer Preisträger der PTHV war Jens Watteroth, der in seiner Diplomarbeit das Thema „Kirche lebt Mission. Grundlagen missionarischer Pastoral in Deutschland“behandelte.

Im Anschluss an die Vorstellung der Arbeiten durch die Preisträger und eine kurze Laudatio der begleitenden Professoren, überreichte Manfred Graulich, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Koblenz, den Koblenzer Hochschulpreis 2010. In seinem Schlusswort bekräftigte Prof. Dr. Ralf Haderlein, Leiter der Zentralstelle für Fernstudien, die außerordentliche Bedeutung des Koblenzer Hochschulpreises für die heimischen Hochschulen. Der nächste Koblenzer Hochschulpreis wird am 16. November 2011 vergeben. Die Veranstaltung wird dann von der Zentralstelle für Fernstudien organisiert.


Dr. Karl-Jürgen Wilbert (6. von rechts), Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim
Hofmann-Göttig (rechts), Manfred Graulich (3. rechts) und Prof. Dr. Michael
Frenkel (links) gratulieren den Preisträgern.