Schlamm und Wasser in der Bohrmaschine – das Repair-Café der Hochschule Koblenz vor Ort an der Ahr
09.08.2021
Hochschule|Ingenieurwesen / Elektrotechnik und Informationstechnik|RheinMoselCampus Koblenz| TOP |Verwaltung|
„Gerade jetzt werden Elektro-Handwerkzeuge oder auch Basis-Elektrogeräte wie Waschmaschinen für den Wiederaufbau gebraucht“, weiß Prof. Dr. Johannes Stolz, Initiator vom Fachbereich Ingenieurwesen, der das Repair-Café leitet und auch Studierende der Elektrotechnik für den Einsatz hatte begeistern können. Die insgesamt acht Helfer aus Koblenz und der Region hatten alle Hände voll zu tun und waren hoch motiviert.
Schubkarrenweise und mit Traktoren kamen die Geräte an, die alle das gleiche Schicksal teilten: Wasser und Schlamm im Gehäuse. Was von außen oft wirklich schlimm aussah, relativierte sich nach der ersten Grobreinigung deutlich. Der Dreck wurde mit einem feinen Drucksprüher gelöst und mit Druckluft entfernt. Danach reinigten die Helfer die Geräte so weit wie nötig, reinigten sie fein und ölten sie neu – für die allermeisten Geräte reichte diese Kur, um die ungewollte „Fango-Packung“ zu entfernen. Ein abschließender Test der mobilen Geräte nach der Sicherheitsprüfung DGUV V3 durch eine Elektrofachkraft bestätigte das Ergebnis: Klappt wieder! So wurden die Geräte nicht nur wieder in Schuss gebracht, sondern sind für den elektrischen Weiterbetrieb auch getestet – Sicherheit geht immer vor.
„Bei einigen Geräten reicht eine Teilzerlegung und Grobreinigung, bei manchen müssen wir weiter zerlegen“, so Stolz, „aber elektrisch haben wir fast alle Geräte wieder hinbekommen. Bei abgebrochenen Kunststoffteilen haben wir jedoch ein Problem, dass wir hier vor Ort nicht so einfach hinbekommen. Da bräuchten wir unseren 3D-Drucker dazu.“ Nur für wenige Dinge braucht es jetzt noch Spezial-Ersatzteile, die die Helfer nicht im Gepäck hatten. Die Arbeiten liefen Hand in Hand mit der Dorfbevölkerung. So wurde beispielsweise der Funktionstest einer Waschmaschine beim Nachbarn um die Ecke neben dem improvisierten Repair-Café direkt auf dem Hof gemacht, während das nächste Gerät schon im Reinigungsprozess war.
„Man kann zehnmal reparieren, aber nur einmal wegwerfen. Daher sollte man wirklich zweimal draufschauen, ob das Gerät nicht doch noch zu retten ist“, betont Stolz. Denn das Wegwerfen der Elektrogeräte produziere nicht nur oft unnötigen Elektroschrott, sondern gehe auch ins Geld, was für den Wiederaufbau im und am Gebäude dringender gebraucht werde. Man denke nur an die Elektroinstallation und die Heizung: „Wir wollen, dass die Leute hier schnell wieder auf eigenen Beinen stehen können. Daher versuchen wir mit der Repair-Café-Aktion, hier vor Ort einen kleinen Beitrag zu leisten.“
Fünf Stunden waren geplant, aber nach 20 Uhr wurde immer noch repariert, geschraubt und getestet. Auf der Rückfahrt nach Koblenz waren sich alle Helfer einig, dass sie weitere Einsätze dieser Art gemeinsam stemmen werden. „Die Frage, wo es als nächstes hingehe, kam schneller, als die Autotür zufallen konnte“, freute sich Prof. Dr. Stolz. Die Helfer vom Repair-Café der Hochschule Koblenz werden Wiederholungstäter werden. Wo genau steht noch nicht fest, wird sich aber kurzfristig klären.
Ein TV-Bericht über das Repair-Café findet sich in der SWR-Mediathek: www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/repair-cafe-hilft-flutgeschaedigten-100.html