Kita-Beirat: Beteiligung und Demokratie gestalten

Die wesentlichen Informationen zum Projekt finden Sie gebündelt in einem Projektsteckbrief.

„Kita-Beirat: Beteiligung und Demokratie gestalten“

Am 01.07.2021 trat das rheinland-pfälzische Landesgesetz über die Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege (KiTaG) vollständig in Kraft, in dessen Kontext auch die Einführung eines neuen Kita-Beirats in den Kitas im Fokus stand.

Das übergeordnete Ziel des Kita-Beirats ergibt sich aus § 7 Abs. 1 KiTaG: „[...] Der Beirat beschließt Empfehlungen unter Berücksichtigung der im pädagogischen Alltag gewonnenen Perspektive der Kinder in grundsätzlichen Angelegenheiten [...].“ Dafür treffen sich alle Verantwortung tragenden Gruppen gemeinsam sowie eine pädagogische Fachkraft, die die im pädagogischen Alltag gewonnenen Perspektiven der Kinder einbringt, mindestens einmal jährlich. Gegenstand ihrer Beratung sind grundsätzliche Angelegenheiten, die die strukturellen Grundlagen der Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsarbeit einer Tageseinrichtung betreffen.

Das Forschungsprojekt Kita-Beirat: Beteiligung und Demokratie gestalten wird vom Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung durchgeführt. Hierbei wird u. a. der Prozess der Implementierung des neuen Kita-Beirats in die Praxis umfassend begleitet. Die Projektlaufzeit ist von Januar 2021 bis Dezember 2024 ausgelegt.

Kita-Beirat: gelebte Demokratie im Kita-System, 10.12.2024, digital

Der rheinland-pfälzische Kita-Beirat als gelebte Demokratie | Abschlusstagung des Forschungs- und Entwicklungsprojektes

Das Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) an der Hochschule Koblenz und das Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz diskutierten in einem Wissenschaft-Praxis-Transfer online die Ergebnisse des vierjährigen Forschungs- und Entwicklungsprojektes zum in Rheinland-Pfalz für jede Kita gesetzlich vorgesehenen Kita-Beirates.


Mit dem Projekt habe das IBEB nicht nur den Kita-Beirat in Gang gebracht, sondern auch Geh- und Laufhilfen angeboten, damit in den Kitas ein größeres Gewicht auf die Stimme der Kinder gelegt werde, so Ministerin Dr. Stefanie Hubig in ihrem Grußwort. Sie drückte allen Beteiligten ihren Dank aus für die Arbeit in und mit dem Projekt.
 

Prof. Dr. Jörg Maywald von der Fachhochschule Potsdam wies in seinem Impuls auf das jedem Kind ureigene Bedürfnis hin, sich zu beteiligen. Er zeigte auf, dass die Rolle der Fachkraft für die Kinderperspektive im Kita-Beirat (FaKiB) eine gute advokatorische Stimme für Kinder sei. Beteiligung sei kein Selbstzweck, sondern führe zu besseren Entscheidungen. In neun Thesen macht Maywald u.a. deutlich, dass es keine Altersgrenze nach unten gebe für eine alters- und reifegemäße Beteiligung, auch sei es in der Verantwortung von Erwachsenen, Beteiligungsstrukturen zu schaffen, um fundamentale Kinderrechte umzusetzen.
 

„Kinderperspektiven extrem“ lautete der Titel des Impulses von Prof. Dr. Agnieszka Maluga von der Hochschule Koblenz. Bewusst lud sie dazu ein, über den Tellerrand zu sehen und Beteiligung aus der Perspektive der Kinderhospizarbeit zu betrachten. Kinder sprächen von sich aus über alle Themen wie Geburt, Verliebtheit, Trennung der Eltern und eben auch Sterben und Tod. Prinzipiell könne man mit Kindern über alle Themen sprechen. Erwachsene werden als Dialogpartner benötigt und müssten Kinder auch in ganz existenziellen Fragen am Lebensende ernstnehmen und sie beteiligen. Die etwa 400.000 Kinder bundesweit, die an diagnostizierten lebensverkürzenden oder lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden, seien ganz normale Kinder in einer besonderen Lebenssituation. 
 

Eigene Erfahrungen der über 70 Fachleute, die an der Veranstaltung teilnahmen, wurden sowohl zu allgemeinen Themen der Beteiligung als auch zu Sterben und Tod ausgetauscht.
 

Melanie Schoening, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kita-Beirats-Projekt, gab Einblicke in die Forschung zum Kita-Beirat. Dazu präsentierte sie die zentralen Ergebnisse der Befragungen einzelner Akteur:innengruppen des Kita-Beirats. Demnach kommt die Kinderperspektive stärker in den Fokus, landesweit gibt es eine positive Entwicklung, aber auch noch Optimierungsbedarfe. Der Kita-Beirat trage neben einer höheren Partizipation zu einer Stärkung der Trägerverantwortung und der Kinderperspektive bei, Funktionen und Ressourcen bedürfen aber einer Klärung. 
 

Auf die zahlreichen im Projekt erarbeiteten Materialien, wie Handreichung, das Kip.punkt-Spiel, Rollenkarten und vieles mehr wies Dr. Marina Swat, ebenfalls Mitarbeiterin im Kita-Beirats-Projekt hin. Im Rahmen der Veranstaltung wurde eine Echtzeit-Umfrage durchgeführt, um Feedback zu den entwickelten Unterstützungsmaterialien zu sammeln. Unter den Teilnehmenden wurde erkennbar, dass noch nicht alle Materialien landesweit bekannt sind. In einer Geschichte eines fiktiven Kita-Beirates wies Swat auf Stolpersteine und Herausforderungen für die Arbeit vor Ort hin. Oft seien Moderation, Themenwahl und Zuständigkeiten nicht gut geklärt.
 

Die digitale Abschlussveranstaltung machte deutlich, dass der Kita-Beirat im Land angekommen ist, aber es an vielen Stellen noch zur Etablierung und Wirkung sowohl Ideen als auch Überzeugungen bedarf. Viele Beispiele aus der Praxis zeigten auf: Wo der Kita-Beirat mit Engagement arbeitet und die unterschiedlichen Perspektive aus Leitung, Trägerschaft, Pädagogik, Eltern und eben aus der Arbeit mit den Kindern durch die FaKiB einbringt, dort profitiert die Arbeit der Kita: Es werden bessere Entscheidungen zum Wohle der Kinder getroffen.
 

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