Qualitätsentwicklung im Diskurs (QiD) – Digitale Kompetenzen
"Digitalität als neue Normalität?!" – Erprobungskitas zertifiziert
So lautete der Titel des Abschlussfachtags zum Forschungsprojekt QiD – Digitale Kompetenzen, der am 26.10.2021 stattfand. Knapp 70 Personen nahmen dazu vor ihren digitalen Endgeräten Platz. Anlass der Veranstaltung war das in diesem Jahr endende dreijährige Forschungsprojekt QiD – Digitale Kompetenzen, durch das der in Rheinland-Pfalz etablierte Ansatz zur Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen Qualitätsentwicklung im Diskurs (QiD) um eine digitale Lernplattform ergänzt wurde, um digitale Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte zu schulen.
Prof. Dr. Armin Schneider, Direktor des IBEB und Projektleiter, begrüßte alle Anwesenden und stellte zu Beginn nicht nur die Kernziele des Projektes vor, sondern verwies auch auf die Bedeutung des Digitalen in der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung. Aus dem Bildungsministerium sprach die Staatssekretärin für Bildung Bettina Brück das Grußwort, in dem sie ebenfalls die Wichtigkeit der Digitalisierung herausstellte und die Arbeit des IBEB hierhingehend würdigte. Anschließend fand die digitale Zertifizierung der vier Kitas statt, die an der Erprobungsphase des Projektes teilgenommen hatten. Die Einrichtungen hatten sich von November 2020 bis Juni 2021 auf den Weg gemacht, den QiD-Prozess zu durchlaufen und den Einsatz der digitalen Lernplattform sowie weitere digitale Tools zu erproben. Am Vortag des Fachtags wurden den Tandems die Zertifikate sowie ein kleines Präsent vor Ort in ihren Einrichtungen von Ulrike Pohlmann, Geschäftsführerin IBEB, und Lara Schindler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt QiD – Digitale Kompetenzen, übergeben.
Die Gestaltung der QiD-Prozesse, den Einsatz digitaler Tools und interessante Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt konnten sich die Teilnehmer:innen der Veranstaltung im Rahmen der digitalen QiD-Flaniermeile anschauen und hierzu in den Austausch treten. Die Teilnehmer:innen konnten dabei nach eigenem Interesse durch die einzelnen Räume „flanieren“. Im Anschluss daran folgte der Hauptvortrag von Prof.‘in Dr. Melanie Kubandt und Jaqueline Veenker von der Universität Vechta. Ihr Vortrag machte nicht nur deutlich, wie wichtig das Thema Digitalisierung für den frühpädagogischen Bereich ist, sondern auch, dass sich hierhingehend bei allen Akteur:innengruppen ein Verantwortungsgefühl einstellen muss und Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die dies unterstützen.
Im letzten Teil der Veranstaltung, den sogenannten DiNo-Phasen, wurde es interaktiv. So bekamen die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, an jeweils zwei verschiedenen Erprobungsräumen teilzunehmen und digitale Tools kennenzulernen und auszutesten (Miro, Etherpad, Padlet, und Mentimeter). Darüber hinaus konnte die Lernplattform OpenOlat erkundet werden und Gedankenexperimente zu übergeordneten Stellen und Organisationsentwicklung durchgeführt und Grundlegendes zu digitalen Kompetenzen erfahren werden.
Das IBEB wird sich auch weiterhin mit dem Thema der Digitalisierung und den digitalen Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte beschäftigen, schließlich gehört das Digitale zur Lebenswirklichkeit der Kinder, Familien und aller Akteur:innen im Sozialraum.
Mitgewirkt haben bei der Veranstaltung außerdem: Anna Battke (IBEB), Michaele Gabel (QiD-Prozessbegleiterin), Christine Gottbehüt (QiD-Prozessbegleiterin), Prof. Dr. Bernhard Kalicki (Deutsches Jugendinstitut (DJI)) und Melanie Schmid (Hochschule Koblenz, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt QiD – Digitale Kompetenzen) und Melanie Schoeningh (wissenschaftliche Hilfskraft IBEB).
Gesamtdokumentation zu Abschlussfachtag "Digitalität als neue Normalität?! (DiNo)"
Qualitätsentwicklung im Diskurs in Zeiten von Corona
In den vergangenen Wochen hat sich hier einiges getan. Die QiD-Regionalgruppentreffen können bis auf weiteres nicht im gewohnten Präsenzformat stattfinden. Durch die Auseinandersetzung mit digitalen Lernformen im Projekt „QiD – Digitale Kompetenzen“ war das IBEB sehr schnell in der Lage digitale Alternativen anzubieten. Dennoch ergeben sich immer wieder Hürden, die es zu überwinden gilt.
Im Gespräch mit Dr. Marina Swat (wissenschaftliche Mitarbeiterin im IBEB) sowie Michaele Gabel (QiD-Prozessbegleiterin) werden neue Akzente deutlich: „Corona bringt uns aus allen möglichen Komfortzonen heraus, auch mich als Prozessbegleiterin bei Qualitätsentwicklung im Diskurs.“ Es braucht ein Umdenken und Ausprobieren von Neuem, betont Michaele Gabel. „Mit COVID-19 kommt eine neue Dynamik in die technischen Möglichkeiten der Kommunikation, im beruflichen und privaten Alltag.“ beschreibt Dr. Swat.
Wie sind die Träger und Mitarbeiter*innen auf die Digitalisierung vorbereitet?
Gabel: „Es waren ja insgesamt herausfordernde Zeiten zu Beginn der Kitaschließungen, für alle. Denn die Kitas, Leitungen und Mitarbeiter*innen der Tandems hatten in ihren Einrichtungen auch mit der Neuorganisation des Ausnahmezustands zu tun. Die Notbetreuung musste geklärt und eingerichtet, Homeoffice organisiert werden – und der Fachkräftemangel zeigt sich ja auch in dieser Situation – wieviele Mitarbeitende standen in dieser Zeit eigentlich zur Verfügung? Wieviele gehörten selbst einer Risikogruppe an – aus welchen Gründen auch immer? Wieviele standen wirklich zur Verfügung – oder waren mit der Betreuung der eigenen Kinder beschäftigt? Und dann noch QiD – und das auch noch digital.“ Dr. Swat: „Die Mitarbeiter*innen des IBEB sind mittelbar über die Prozessbegleiter*innen und teils direkt mit den praktischen Nutzer*innen von QiD im Austausch“… „Sehr deutlich wurde jedoch, dass persönliches Engagement mal wieder häufig viele Hürden überwinden lässt – dennoch fehlende, stabile Internetverbindungen, mangelnde technische Ausstattung oder der divergente Umgang hinsichtlich des Personals seitens der Träger und in den Einrichtungen erschweren das gewohnte, gemeinsam strukturierte Zusammenarbeiten.“
Welche Chancen ergeben sich aus der derzeitigen Situation?
Dr. Swat: „Es mag damit einhergehen, dass es unter den aktuellen Umständen kaum anders möglich ist, dennoch zeigen die Prozessbegleitungen von und für QiD eine unfassbare Kreativität, mit den pädagogischen Fachkräften und deren zur Verfügung stehenden Mitteln den Prozess ihrer Qualitätsentwicklung qualitativ hochwertig voranzubringen.“ „Alles befindet sich in einer Phase der intensiven Weiterentwicklung, doch scheint gerade diese Phase äußerst ergiebig – geht es um die Bereitschaft und den grundsätzlichen Willen, neue Wege der Digitalisierung auszuprobieren.“ Michaele Gabel ist sich sicher: „Ich hätte dies alles nicht gemacht, wenn ich nicht überzeugt davon gewesen wäre, dass QiD für die Zeit der Corona-bedingten Schließung und den Neustart nicht positiv genutzt werden könnte. Genau jetzt müssen neue Qualitäten entwickelt werden – und dazu bietet aus meiner Erfahrung heraus QiD gute Möglichkeiten weiter zu denken.“
Die Digitalisierung schreitet weiter voran und unser Bestreben ist es, sie im Sinne einer guten Qualitätsentwicklung zu gestalten. Auch freuen sich alle wieder auf „echte offline-Begegnungen“!
Das Thema Digitalisierung ist in hohem Maße zukunftsweisend und durchdringt inzwischen fast alle Lebensbereiche. Die damit verbundenen Entwicklungen schreiten rasant voran und gewinnen immer mehr Bedeutung im Bildungssektor, auch mit dem Kernauftrag des Elementarbereichs der Trias „Bildung, Erziehung und Betreuung“. Während digitale Bildung sowie digitale Medien und deren Anwendung in Schule und Weiterbildung bereits überwiegend als Themen angekommen sind, akzeptiert und immer weiter ausgebaut werden, sind sie im Bereich der Kindertageseinrichtungen in weiten Teilen noch ein Entwicklungsfeld. Die Digitalisierung und deren Auswirkungen stellen die Gesellschaft und Individuen vor Herausforderungen, eröffnen aber auch Chancen, die jedoch nur gemeistert und genutzt werden können, wenn die nötigen „digitalen Kompetenzen“ und „Werkzeuge“ vorhanden sind. Die Kita ist in der Regel die erste außerfamiliäre Institution, mit der Kinder und deren Eltern im Kontext von Erziehung, Bildung und Betreuung in Berührung kommen und somit die auch erste „Bildungsstation“ in der Biografie eines Individuums. Die dort tätigen pädagogischen Fachkräfte stellen aufgrund dieser zentralen Position und der Beziehung zu Kindern und deren Familien eine wichtige Zielgruppe mit Multiplikatorenfunktion auch im Zusammenhang mit digitalen Kompetenzen dar.
In einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt setzt sich das Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) mit der nachhaltigen Weiterentwicklung des etablierten Ansatzes Qualitätsentwicklung im Diskurs (QiD) auseinander. Das Projekt ist im Januar 2019 gestartet und läuft über drei Jahre unter wissenschaftlicher Leitung von Herrn Prof. Dr. Schneider. QiD soll in dieser Zeit durch das digitale Format einer Lernplattform ergänzt werden. Dies wird entlang der erhobenen Bedarfe der pädagogischen Fachkräfte konzipiert und mit der Praxis erprobt. Im Zuge der praktischen Anwendung des neuen digitalen Formates werden die digitalen Kompetenzen der Kita-Fachkräfte gestärkt. Über die Vernetzung, virtuelle Kommunikation und kollaborative Werkzeuge im Rahmen der Weiterentwicklung von QiD wird zudem angestrebt, den Diskurs auf weitere digitale Ebenen auszuweiten sowie neue Perspektiven für individuelle Lernprozesse anzuregen.
Online-Austauschtreffen von Institutionen zum Thema „Digitale Lernformate für pädagogische Fachkräfte in Kitas“
Auf Einladung des Bildungsministeriums und des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB) tauschten sich rheinland-pfälzische Bildungsinstitutionen online über das Thema „Digitale Lernformate für pädagogische Fachkräfte in Kitas“ aus. Inhalte des Treffens waren zum einen die Vorstellung des aktuellen Standes des Projektes Qualitätsentwicklung im Diskurs – Digitale Kompetenzen sowie Beiträge zu den digitalen Lernformaten von medien+bildung.com und des Institutes für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF). Zum anderen gab es eine rege Diskussion aller Beteiligten zu den Lehren, die aus der Corona-Pandemie gezogen werden können, sowie zu potenziellen Entwicklungen im Bereich der digitalen Lernformate in Rheinland-Pfalz. An dem Treffen nahmen neben den genannten folgende Institutionen teil: Verband der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz e. V., Sozialpädagogisches Fortbildungszentrum (SPFZ) und Kita-Campus.