Labor für KI-basierte Ganganalyse
Anmeldung, Programm und Hintergrundinfos
Programm zur feierlichen Laboreröffnung
am 24. September - Campus Remagen - Räume C125, C019 und C020
10:30 | Opening Talks: Eröffnung der Veranstaltung durch den Präsidenten Prof. Dr. Karl Stoffel und die Vizepräsidentin Prof. Dr. Antje Liersch und das Laborteam |
Symposium Teil 1: Raum C125 Smart Techniques and Locomotor Plasticity in Healthy and Pathological Conditions | |
11:00 |
Sensor-Free Motion Registration and Automated Movement Evaluation:
Leveraging Machine Learning for Clinical Gait Analysis in Ataxia Disorders. PD. Dr. med. Jennifer Faber Zentrum Neurologie, Universitätsklinikum Bonn |
11:30 |
Prevention of Work-Related Slip, Trip and Fall Accidents – the Entrapon Project Prof. Dr. Rolf Ellegast Institut für Arbeitsschutz, St. Augustin |
12:00 |
Motion Sensor-Based Monitoring of Physical Activity -
Relevance and Applicability in Geriatric Psychiatry Dr. Rieke Trumpf VR Klinik Köln Gerontopsychiatrie in Bewegung |
12:30 | Feierliche Eröffnung des SmartGAITLab in den Räumen C19 und C20 mit Posterdemonstration, Kaffee und Snacks |
Symposium Teil 2: Raum C125 Smart Techniques and Locomotor Plasticity in Healthy and Pathological Conditions | |
14:00 |
Mobility Challenges in Older Persons Prof. Dr. Wiebren Zijlstra Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie |
14:30 |
Musculoskeletal Loading in Pathological Conditions: Static vs. Dynamic Considerations Prof. Dr. Wolfgang Potthast Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Biomechanik und Orthopädie |
15:00 |
Synergizing Motion: Integrating Laboratory-Based Motion Capture and Wearable Activity Monitoring for Enhanced Human Movement Analysis Prof. Dr. Kenneth Meijer Maastricht University, Department for Nutrition and Movement Sciences |
Die Einrichtung des neuen Labors für KI-basierte Ganganalyse (kurz: SmartGAITLab) am Campus Remagen der Hochschule Koblenz wurde durch die finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit über das HAW-direkt Programm ermöglicht.
Das Labor wird von einem interdisziplinären Team von Forschenden betrieben. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Physik, Mathematik, Informatik, Sportwissenschaften, Medizin und Ergonomie bringen ihre langjährigen Erfahrungen aus zahlreichen Forschungsprojekten ein. Das Labor bietet Raum für innovative Zukunftsprojekte aus den Anwendungsbereichen Arbeitsschutz, Sport und Geriatrie und Klinik. Aus diesem Grund sind neben der Hochschule Koblenz (HSKO) als Betreiberin des Labors weitere Institutionen beteiligt:
- Institut für Sportwissenschaft der Universität Koblenz (UK)
- Institut für Arbeitsschutz (IFA) in St. Augustin
- Institut für Medizintechnik und Informationsverarbeitung Mittelrhein (MTI)
Warum SmartGAITLab?
Eine klassische Ganganalyse beinhaltet die technische Untersuchung von Bewegungsmustern, die während des menschlichen Gangs auftreten. Bei einer solchen Analyse werden üblicherweise biomechanische und physiologische Faktoren wie Körperhaltungen, Muskelaktivitäten, Kraft- und Druckverteilungen aufgezeichnet und ausgewertet. Auf diese Weise können zum Beispiel krankhafte Veränderungen am Bewegungsapparat diagnostiziert werden, die mit bloßem Auge häufig nicht zu erkennen sind. Ein solches klassisches Ganganalyselabor findet man vor allem im klinischen Umfeld.
Der Gedanke der Prävention steht bei klinischen Untersuchungen allerdings nicht im Vordergrund. Aus medizinischer und aus volkwirtschaftlicher Perspektive ist es aber von großer Bedeutung, dem Thema Prävention einen höheren Stellenwert beizumessen. Die Früherkennung von neurologisch bedingten und laufsportinduzierten Krankheitsbildern oder die Vermeidung von stolper-, rutsch- und sturzbedingten Unfällen sind besonders wünschenswert. In jüngster Zeit wurden beträchtliche Fortschritte bezüglich der vielfältigen Einsatzgebiete von Sensoren gemacht, die physiologische und biomechanische Parameter erfassen können. Aufgrund der Verfügbarkeit von Algorithmen, die auf Künstlicher Intelligenz beruhen, können nun auffällige Muster in den Sensor-Daten effizient und teilweise in Echtzeit detektiert werden.
Diese rasanten Fortschritte im Bereich der Hard- und Software dienen als Grundlage der Entwicklung von innovativen Werkzeugen für eine neue Form der Ganganalyse, die den technischen und personellen Aufwand im Vergleich zum klassischen Labor deutlich reduzieren wird. Ein kontinuierliches Monitoring des menschlichen Gangs für präventive Zwecke im alltäglichen Gebrauch erscheint in der nahen Zukunft möglich.
Anwendungsgebiete
Die Prävention von Verletzungen des Bewegungsapparats und die Früherkennung von neurodegenerativen Erkrankungen sind die vorrangigen Ziele. Mit der Einrichtung des neuen Labors können in Zusammenarbeit mit externen Partnern Forschungsgebiete weiter erschlossen und gemeinsame Drittmittelprojekte beantragt werden. Die folgenden drei Anwendungbereiche wurden als besonders erfolgversprechend identifiziert.
Arbeitsschutz
Viele Beschäftigte sind im Berufsalltag einem erhöhten Sturzrisiko ausgesetzt. Eine Technologie, die sturzgefährdete Personen identifiziert, ist daher ein hilfreiches Werkzeug zur Sturzprävention.
Als Indikator für die Sturzgefährdung kann die Anzahl von Beinahestürzen herangezogen werden. Aktuell steht noch keine akzeptable Technologie zur verlässlichen Detektion und kontinuierlichen Aufzeichnung von solchen Ereignissen zur Verfügung. Mit einem speziell für das Labor aufgebauten Parcours besteht jedoch die Möglichkeit, unter kontrollierten Bedingungen Beinahestürze zu provozieren, ohne dabei die Übertragbarkeit auf reale Sturzszenarien zu vernachlässigen.
Die hierfür notwendigen KI-Algorithmen sollen in besonderer Weise dazu geeignet sein, Beinahestürze vorherzusagen. In Kombination mit vereinfachten Sensorsystemen wäre man schließlich in der Lage, Beinahestürze im Berufsalltag automatisiert zu erfassen.
Laufsport
Im Jahr 2022 gab es in Deutschland ungefähr 6.3 Millionen Personen, die regelmäßig Laufsport betrieben. Die jährliche Inzidenzrate von Verletzungen wird auf über 40% geschätzt. Etwa 50 % bis 75 % aller Laufverletzungen sind Überlastungsschäden, die aufgrund falscher Lauftechnik zustande kommen.
Im SmartGaitLab können Sensoren entwickelt und validiert werden, mit deren Hilfe der Zusammenhang zwischen Laufkinematik und Verletzung des muskuloskelettalen Systems untersucht werden kann. Eine zentrale Fragestellung ist, inwieweit die Anzahl der notwendigen Sensoren reduziert werden kann, sodass eine Integration in Smart Clothes ("Wearables") wirtschaftlich wird und ob es mit Hilfe von KI-Algorithmen möglich sein wird, entsprechende Gangauffälligkeiten in Echtzeit zu detektieren. In Kombination mit einem Feedback-System würde die Prävention von laufinduzierten Verletzungen im Breitensport ermöglicht.
Klinik & Geriatrie
Die Übertragung der im SmartGAITLab gewonnenen Erkenntnisse in den klinischen Alltag und in das Alltagsleben der Patienten wird angestrebt. Die im Labor zu entwickelnden Sensorsysteme sollen eine Untersuchung der Bewegung im natürlichen Umfeld der Patienten ermöglichen. Der Vergleich der Ganganalysen in Bewegungslaboren von Kliniken mit den Ergebnissen, die über das neue Messsystem zu Hause gewonnen werden, gibt Auskunft über die Sensitivität und Spezifität des Systems.
Weiterhin wird abschätzbar, inwieweit die Gangveränderungen sich als zuverlässiger Marker für eine kognitive Verschlechterung nutzen lassen. Dies würde eine telemedizinische Begleitung erleichtern und somit einen Beitrag zur Digitalisierung in der Medizin leisten.
Langfristig würde die Erfassung von Gangprofilen und von Beinahestürzen im häuslichen Umfeld eine Vielzahl von Anwendungen nach sich ziehen.