Christopher Matheis at Auslandssemester in Baku/Aserbaidschan

5 Monate in der „Stadt der Winde“ im „Land des Feuers“, nein das ist kein Märchen aus tausendundeiner Nacht. Es handelt sich vielmehr um Hauptstadt Aserbaidschans, direkt am kaspischen Meer vor den schneebedeckten Gipfeln des Kaukasus. Ich besuchte während meines Auslandssemesters in der mittlerweile 6 Millionen Einwohner Metropole Baku die Azerbaijan University, eine eher kleine aber gut ausgestattete Universität, in der aufgrund kleiner Gruppengrößen bis zu 20 Studierende beinah familiäre Athmosphäre aufkommt

Warum Azerbaidschan?

Die erste Frage die mir jeder stellte, nachdem der Entschluss für Baku gefallen war: Warum denn „Azerbaidschan?“ Nicht nur unter Kommilitonen sondern auch in Baku nach meiner Ankunft. Dazu lässt sich folgendes sagen: Durch aserbaidschanische Austauschstudenten die im Laufe der vergangenen Semester unsere Hochschule besuchten, bekam ich erstmals Wind von dem Land Azerbaidschan, das in Deutschland doch eher bescheidenen Bekanntheitsgrad besitzt. Im Laufe der Zeit informierte ich mich immer mehr über Land und Leute und meine Faszination und das Interesse stieg stetig bis zu dem Punkt an dem ich mich um den Austausch bewarb. Wer das Besondere und Ungewöhnliche liebt, und den Mut aufbringt sich in das Unbekannte zu stürzen, der wird in Azerbaidschan mit Sicherheit das Abenteuer finden, dass er sucht.

Wie bereitet man sich vor?

Nach erfolgreicher Bewerbung bei der man durch die zuständigen Mitarbeiter bei Sprachen/Internationales am Rheinahrcampus kräftige Unterstützung und Beratung bekommt, waren es nur noch ein paar Formalitäten die zu klären sind bevor es losgehen kann. Für die Einreise benötigt man ein Visum das einfach beim Honorarkonsulat in Stuttgart per Post beantragt werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass der eigene Reisepass mindestens 6 Monate länger gültig ist als der geplante Aufenthalt dauert. Bis das Visum bei mir eintraf, dauerte es bei mir ungefähr  6 Wochen.

Was in meinen Augen ebenfalls sehr wichtig ist, ist die Auslandskrankenversicherung, die kann man problemlos online buchen oder mit der ohnehin notwendigen Kreditkarte dazu buchen. Beispielsweise der ADAC und die meisten Kreditkarteninstitute bieten diese Zusatzversicherung kostengünstig an, vergleichen lohnt sich aber in jedem Fall.

Nun noch zur Kreditkarte: Es empfiehlt sich eine Kreditkarte die gebührenfreies Abheben außerhalb der EU ermöglicht, da man sonst schnell mal einen Haufen Gebühren an der Backe hat, da das Auszahlungslimit der aserbaidschanischen Geldautomaten meist so um die 500 Manat (ca. 250€) liegt. Die Comdirekt Bank bietet beispielsweise diesen Service an.

Ich ließ mir einen ISIC-Studentenausweis vor der Reise ausstellen, habe ihn aber nie wirklich benutzt, da ich vor Ort keine Verwendung dafür fand. Die Azerbaijan University stellt ihren eigenen Ausweis aus, mit diesem konnte man überall wo es möglich war den Studentenpreis bekommen.

Im Zuge der Vorbereitungen tritt man auch in Kontakt mit den Betreuern an der Partneruniversität, die einem fast alle bürokratischen Hürden für das Visum und die Anreise abnehmen.

Es wird sich sowohl um Wohnung als auch um den Transfer vom Flughafen gekümmert. Man wird also nicht mit der Angst losfliegen müssen, dass man auf einmal im Regen steht.

Die Stadt Baku:

Eine unglaublich vielseitige und eindrucksvolle Metropole überwältigte mich seit meiner Ankunft im Februar. Jahrtausende alte Gebäude und Stadtteile, direkt daneben High-Tech Wolkenkratzer vor dem Panorama des Kaspischen Meers machen den Charakter der charmanten Skyline Bakus aus. Auch wenn hauptsächlich Russisch und Aserbaidschanisch gesprochen wird findet sich doch nach ein bisschen Umschauen immer Jemand der einem auch auf Englisch weiterhelfen kann. Von der ersten Minute an bekam ich die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Aserbaidschaner zu spüren, was nicht nur im privaten Alltag sondern auch für den Universitätsalltag eine große Hilfe und Erleichterung darstellte. Wer gerne touristische Attraktionen besucht wird in Baku genauso auf seine Kosten kommen wie jemand der lieber etwas in freier Wildbahn sein Unwesen treibt. Von Petroglyphen (in den Stein gravierte Felsbilder) über Schlammvulkane, den Strand oder zahlreiche Museen und eindrucksvolle traditionelle Gebäude, in Baku findet wohl jeder etwas, das interessant für ihn ist. In der Innenstadt findet man unter zahlreichen Shoppingmöglichkeiten auch eine große Zahl an Cafés, Bars und Pubs die traditionell kaukasische Süßgebäcke als auch Wasserpfeifen und lokalen Tee anbieten der auch gerne mal gegen Abend durch ein vor Ort gebrautes Bier ersetzt wird. Da das Zentrum Bakus nie schläft findet sich in den Seitenstraßen auch die ein oder andere Diskothek, allerdings verlangen diese eher europäische Preise.

Das Studium an der Azerbaijan University:

Der Unterricht findet in Englisch statt und die Professoren sowie die Kommilitonen sind sehr bemüht und hilfsbereit wenn Probleme, gleich welcher Art, zu lösen sind. Es war sehr einfach für mich hier Anschluss und sogar Freunde zu finden, die im Anschluss mit mir die Stadt erkundeten. Ab und zu kommt es sogar vor, dass man an Orten landet an denen selbst die Einheimischen noch nicht gewesen sind.

Während meines Aufenthalts besuchte ich vier Kurse an der Aserbaijan University:

Product Management: Eine Master-Vorlesung mit Fokus auf Produktorientiertes Marketing

Strategic Management: Bachelor-Vorlesung mit dem Thema Unternehmenssteuerung

World Economy: Eine Bachelor Vorlesung die nahe der an unserem Campus angebotenen VWL-Vorlesung tangiert, jedoch aus einer etwas anderen Perspektive die nicht mit der mitteleuropäischen Wahrnehmung zu vergleichen ist.

Managerial Decision Making: ein sehr interessanter Bachelorkurs der analytisch die Wege zu Geschäftsführungsentscheidungen aufzeigt.

Alle Kurse fanden in gut verständlichem Englisch statt und regten stets zur Mitarbeit an. Auch wenn einige Kurse sehr viele Parallelen zu den deutschen Äquivalenten aufweisen wird aufgrund eines völlig anderen wirtschaftlichen Standpunktes des Landes eine doch sehr differenzierte Sicht auf die Wirtschaftsverhalte geboten.

Sonstiges:

Ich würde jedem der sich für ein Auslandssemester in Aserbaidschan interessiert empfehlen sich einen Reiseführer zuzulegen. Ich hatte den des Trescher Verlags, welcher sehr angenehm zu lesen und doch sehr aufschlussreiche Informationen enthält https://www.buecher.de/shop/trescher-reihe-reisen/aserbaidschan/oppeln-philine-von-schuettig-frank/products_products/detail/prod_id/44528771/

Sowie den Reiseführer von „lonely planet“https://www.buecher.de/shop/reise--abenteuer/georgia-armenia--azerbaijan/lonely-planet/products_products/detail/prod_id/43866678/ ,den ich als etwas zu oberflächlich empfand.

 Stipendien: Seit 2016 können Auslandsstudiensemester in Aserbaidschan mit ERASMUS-Mitteln gefördert werden. Nähere Infos zu Bewerbung und Finanzierung bei Sprachen/Internationales.

 Ich bin stolz auf die Zeit, die ich in Azerbaidschan erleben durfte und würde es nicht mehr missen wollen dort gewesen zu sein. Die Eindrücke aus der orientalisch-russischen Mischung sind einmalig und ich finde jeder sollte einmal die Welt aus den Augen einer anderen Mentalität betrachten.  Ich kann einen solchen Austausch nur jedem ans Herz legen der sich heute und auch in Zukunft in einem immer internationaleren Wettbewerb behaupten möchte. Ich würde mein Auslandssemester  in Baku als vollen Erfolg und als Das Erlebnis meines Bildungsweges bezeichnen.