Felix in Portugal

Felix Bolten in Córdoba, Spain

Motivation zur Auslandsphase

Die Motivation, ein Auslandssemester in mein Bachelor Studium am RAC einfließen zu lassen, lässt sich am allerbesten mit den Worten „Corona“ und „Lockdown“ erklären. Da in der Hochphase der Pandemie an das ganz normale Leben, geschweige denn ans Reisen nicht zu denken war, fasste ich den Entschluss, mich, sobald es die Umstände zuließen, in ein Auslandsabenteuer zu wagen.

Auch beschäftigte mich die Frage, wie es denn so wäre, ganz auf sich allein gestellt in einem fremden Land zu leben und ob ich in der Lage wäre, neben einem neuen Uni-Alltag auch die täglichen Herausforderungen, die auf einen zukommen, zu meistern.

Neben dieser Frage trieb mich allerdings auch der Wunsch an, meine Englischsprachkenntnisse zu verbessern sowie eine ganz neue und mir bis dato fremde Sprache mit Spanisch zu erlernen.

Vorbereitung

Da meine Entscheidung nun für ein Auslandssemester gefallen war, informierte ich mich zuallererst auf der Homepage des RAC Sprachen/Internationales über mögliche Zielländer und deren Partneruniversitäten als auch bei Frau Neukirchen über gewisse Anforderungen, die für die Bewerbung eines Auslandssemester zu erfüllen wären. Da ich bereits alle meine Klausuren am Rhein-Ahr Campus absolviert hatte, spielte das Angebot der Kurse an den jeweiligen Partneruniversitäten für mich nur eine Nebenrolle, da ich nicht darauf angewiesen war, gewisse Kurse oder Module belegen zu müssen, damit mir diese am Ende in Deutschland angerechnet werden könnten. Da ich unbedingt dem kalten und nassgrauen Wetter in Deutschland entfliehen wollte, ganz nach dem Motto „ab ins Warme“, fokussierte ich meine Suche auf Südeuropa. Dort entpuppte sich nach eigener Recherche, Gesprächen mit Kommilitonen und dem Lesen von Erfahrungsberichten letztendlich Córdoba als die geeignete Stadt für mein Auslandssemester. Neben einer tollen Universität glänzt die andalusische Stadt nämlich mit traumhaft warmem Wetter bis spät ins Jahr hinein und zählt nebenbei zu einer der heißesten Städte Spaniens. Zudem liegt Córdoba sehr zentral, sodass man in kürzester Zeit Städte wie Málaga und Sevilla aber auch die Hauptstadt Madrid erreichen und erkunden kann. Nach der Zusage erfolgte eine der stressigsten Phasen in einem Auslandssemester, neben dem Ausfüllen und Einreichen zahlreicher Dokumente für Erasmus, der Heimathochschule sowie der Auslandsuniversität, bei dem man jederzeit auf die Unterstützung von Frau Neukirchen sowie auch Frau Weinig-Bach zählen konnte, ging es darum, die wichtigsten Fragen für einen fünfmonatigen Auslandsaufenthalt zu klären. Neben gängigen Sachen wie Auslandskrankenversicherung und einer passenden Unterkunft in Spanien, musste ich mich auch immer wieder mit den dort herrschenden Corona-Regeln und Einreisebeschränkungen beschäftigen. Wenn man diese Sachen erst einmal erledigt hat, ist es durchaus empfehlenswert, noch vor dem Beginn des Semesters einen Sprachkurs zu besuchen, um bereits Vorhandenes wieder aufzufrischen oder um die ersten Basics zu erlernen.

Unterkunft

Mein Zimmer in einer Vierer-WG im Studentenviertel „Ciudad Jardin“ fand ich über die Internetseite von „room-córdoba“, da mir die Agentur, die auf Erasmus-Studenten ausgelegt ist, bereits von einem Kommilitonen für ihre einfache Art und Abwicklung empfohlen wurde. Generell kann man sagen, eine Wohnung in Cordoba zu finden ist nicht nur aufgrund spezieller Internetseiten besonders leicht, sondern die Universität bietet hier auch ihre Unterstützung an und informiert regelmäßig über neue Angebote. Die Mietpreise belaufen sich in der Regel auf 200 bis 300 € monatlich in der Regel, wobei meistens noch 35 - 40 € an Nebenkosten für Strom und Wasser im Monat hinzukommen. Allerdings muss man auch erwähnen, dass eine Wohnung auf Fotos in Córdoba meistens besser aussieht als in der Realität. Man muss damit rechnen, dass es hier und dort kleinere Mängel geben kann, dass das warme Wasser hin und wieder ausfällt oder die Fenster evtl. nicht so gut isoliert sind wie man es aus Deutschland gewohnt ist, was einem vor allem im Wintersemester zum Verhängnis werden kann.

Speziell zu meiner Wohnsituation kann ich sagen, dass bei mir wirklich vieles gepasst hat. Angefangen mit der Lage der Wohnung im Viertel „Ciudad Jardin“, welches man definitiv als das Studentenviertel von Córdoba bezeichnen kann. So haben fast alle meine Freunde dort gewohnt, was natürlich super ist, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Ebenso hatte ich drei sehr nette Mitbewohnerinnen, die ebenfalls Erasmusstudenten waren.

Des Weiteren bietet Ciudad Jardin neben Bars, Cafés und dem ein oder anderen Supermarkt auch einen sehr schön angelegten Park. Ich hatte sogar das Glück direkt von meinem Zimmer aus auf die Bäume des Parks zu schauen. Ebenso lassen sich die verschiedenen Fakultäten in Córdoba ganz bequem zu Fuß erreichen und sind meistens nicht weiter als eine halbe Stunde entfernt. Somit ist es nicht wirklich notwendig sich ein Fahrrad für das Semester zuzulegen, da fast immer die Sonne scheint und man so zu Fuß täglich wieder neue Sachen erkunden kann.  

Studium an der Gasthochschule

Das hatte ich mir doch etwas anders vorgestellt, aber von Anfang an. Die Universidad de Cordoba bietet jedes Semester vor dem eigentlichen Vorlesungsstart einen zweiwöchigen Sprachkurs an. Dieser beinhaltet neben den üblichen Vokabeln und Grammatikübungen auch einen kleinen Exkurs zu kulturellen und historischen Themen aus Andalusien bzw. Spanien und nebenbei bietet sich die perfekte Möglichkeit, neue Kontakte zu schließen.
Nun aber zum eigentlichen Studium in Córdoba. Ich musste relativ schnell feststellen, dass die Uhren in Südspanien anders ticken. So waren in meinem Fall die Buddys der Facultad de Derecho y Ciencias Economicas ebenfalls noch Studenten, meine einzigen Bezugspersonen/Kontaktpersonen an der Universität. Auf der einen Seite fiel somit zwar die Kommunikation leichter, da die meisten von ihnen gutes Englisch sprachen aber auf der anderen Seite musste man mit vielen Anliegen Geduld haben, da sie selber nur bedingt weiterhelfen konnten und somit war man gezwungen, mehrmals den Weg ins Buddy-Büro zu suchen.
Leider erwies sich auch die Kurswahl als alles andere als unkompliziert. Nachdem man schon im Voraus informiert wurde, dass die Facultad de Derecho y Ciencias Economicas dieses Semester keinen ihrer zahlreichen englischsprachigen Kurse unterrichten würde, was ich sehr bedauerte, da erstens interessante Kurse dabei waren und ich zum anderen gewisse Zweifel hatte, ob ich den Vorlesungen mit meinen Sprachkenntnissen folgen könnte, verbrachte ich die ersten Wochen damit, mir den Kopf über das Kursangebot zu zerbrechen und die ein oder andere Vorlesungen zu besuchen. Am Ende belegte ich zwei spanischsprachige Kurse an der Facultad de Derecho y Ciencias Economicas und zwei englischsprachige Kurse an der Facultad de Filosofia y Letras.
Bei den Professoren habe ich auch deutliche Unterschiede erlebt. Zum einen gab es Professoren, die sehr erfreut waren, dass Erasmusstudenten ihre Vorlesung besuchten, zum anderen gab es leider aber auch Professoren, die von Beginn an keine große Rücksicht auf Erasmusstudenten nahmen, schnell sprachen und fast gar nicht auf Anliegen eingingen. Bei bereits vorhandenen sprachlichen Barrieren erschwerte es dieser Zustand leider oftmals, den Vorlesungen ordentlich folgen zu können.
Auch die Vorlesungsform unterscheidet sich zu der unsrigen. Während man bei hier oftmals der Vorlesung folgt und seine Notizen macht, erinnert diese in Spanien eher an Schule.
Das Campusleben spielte sich aufgrund von nur vier Kursen eher seltener in Vorlesungsräumen ab, sondern zumeist in den zahlreichen Campusbibliotheken, in denen man sich zum gemeinsamen Lernen mit anderen Erasmusstudenten verabredete oder man einfach die Zeit sinnvoll überbrückte bis zu nächster Vorlesung. Eine Besonderheit der Universität dort, wenn man das so nennen will, ist mit Sicherheit die Architektur der einzelnen Fakultäten. So besitzen die Gebäude doch ein bisschen mehr Charme als der Rhein-Ahr Campus und liegen zudem in der wunderschönen Altstadt von Córdoba, die mit ihren zahlreichen Cafés und Restaurants oft dafür sorgte, dass man die Uni-Mensa links liegen ließ.

Alltagsbeschreibung und Freizeitgestaltung

Der spanische Alltag unterscheidet sich zum deutschen in einigen Dingen.  So gibt es beispielsweise die Siesta also eine Mittagsruhe, die Tage gehen viel länger und meistens wird nicht vor 22 Uhr zu Abendgegessen. Diese Angewohnheiten sind bei Sommertemperaturen von 40 Grad und bei 30-35 Grad im Spätsommer und Herbst nicht wirklich überraschend. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass ich anfangs erst einmal etwas brauchte um mich dem Alltag aber natürlich auch der Hitze anzupassen. Allgemein findet das Leben in Cordoba überwiegend draußen statt. So sitzen schon früh morgens die ersten Leute im Café auf einen Café con leche und essen gemütlich ihre Tostada con jamon y tomato (ein getoastetes Weizenbrot mit passierten Tomaten und Schinkenstückchen). Über den Mittag hinweg, wenn Siesta herrscht, wirkt es oftmals wie ausgestorben. Dies war anfangs auf jeden Fall eine Einschränkung für mich, sobald ich mich jedoch daran gewöhnte, weiß man eine gute Siesta zu schätzen.

Freizeittechnisch wurde in Córdoba einiges geboten. So gab es zwei Erasmus Organisationen, (ESN und Erasmus Family) die in den ersten Wochen ein tägliches Programm mittags und abends anboten. Dieses Angebot erstreckte sich über Volleyball bis hin zu einem Picknick im Park, ebenso gemeinsame Abende in Bars und Partys in Clubs. Somit war es zu Beginn sehr einfach, neue internationale Kontakte zu schließen.

Auch sonst bietet die Stadt Córdoba interessante Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Mezquita, ein Bauwerk, welches sowohl eine Moschee wie auch eine christliche Kirche in sich vereint oder auch die Puente Romano.
Ebenso findet man dort zahlreiche Restaurants und Cafés, in denen man für wenig Geld gut Essen und Trinken kann. Damit ist Córdoba die perfekte Stadt für ein Studentenleben.

Die geographische Lage Córdobas ist für Ausflüge bestens geeignet. So ist man beispielsweise mit dem sehr gut ausgebauten Zugnetz von Renfe in kurzer Zeit in Städten wie Málaga und Sevilla, aber auch Madrid ist für ein Kurztrip in erreichbarer Nähe.
Die Region rund um Córdoba (Andalusien) bietet für ein Auslandssemester von Meer bis Berge landschaftlich alles. Somit ist für jeden Geschmack was dabei.
Des Weiteren ist es aber auch möglich, kurze Trips in die Nachbarländer wie Portugal oder Marokko, entweder auf eigene Faust oder mit den o.g. Erasmusorganisationen zu unternehmen.

Fazit

Aus den fünf Monaten in Córdoba, in denen es mit Sicherheit nicht immer nur rosig war, nehme ich dennoch überwiegend Positives mit. Eine erlernte Selbstständigkeit, die Bewältigung von Herausforderungen und alltäglichen Problemen in einem fremden Land, neue Freundschaften und internationale Kontakte, sowie die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse sind hier besonders hervorzuheben.
Wenn man meinen Aufenthalt in Spanien aus akademischer Sicht betrachtet, lässt sich insbesondere festhalten, dass es wirklich spannend gewesen ist ein anderes Vorlesungssystem und eine komplett andere Herangehensweise an organisatorische Dinge kennengelernt zu haben. Allerdings gehört dazu auch, dass einige Professoren und auch spanische Studenten nicht wirklich an Erasmusstudenten interessiert waren. Dies führte zu einem faden Beigeschmack des Campuslebens.  
Dennoch möchte ich einfach noch einmal hervorheben, wie ein Auslandssemester einen selbst reifen lässt. Man lernt auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und auch den Mut zu haben, sich neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen.
Darüber hinaus bekommt man eine einzigartige Möglichkeit ein Land, seine Menschen und seine kulturellen Gepflogenheiten in einer wohl einmaligen Form zu erleben.
Abschließend kann ich sagen, dass ich jederzeit wieder offen für ein weiteres Auslandssemester wäre und kann somit jedem Studenten und Studentin am RAC nur nahelegen, eine solche Chance zu ergreifen.