Julia Stammer at Universidad de Leon, Spain

Motivation und Entscheidung für das Zielland 

Nachdem ich bereits in meinem Bachelor-Studium im Ausland war, war für mich schnell klar, dass ich diese Chance auch im Master nutzen möchte. Um meine Spanisch-Kenntnisse zu vertiefen und Spanisch vor Ort zu lernen, fiel meine Wahl des Auslandssemesters schnell auf Spanien. Die Vorteile, nach Spanien und nicht nach Lateinamerika zu gehen, waren für mich vor allem die Erasmus-Kooperation, was einem den Auslandsaufenthalt finanziell und organisatorisch erleichtert. Aber auch in kultureller Hinsicht wollte ich das spanische Leben, die Sprache und die Einheimischen gerne kennenlernen. Ein Auslandssemester in Spanien war für mich die perfekte Gelegenheit, Spanien nicht nur aus Touristen-Sicht, sondern so authentisch wie möglich, zu erleben.
Nach meiner Recherche der Erasmus-Kooperationen der Hochschule Koblenz stellte ich jedoch fest, dass in dem Fachbereich Wirtschaft nicht viele Unis in Spanien mit Master-Studiengängen infrage kommen. Da es mir besonders wichtig war, mein Spanisch zu verbessern, kam die Partneruniversität in Vic aufgrund des katalanischen Spanisch für mich nicht infrage. Durch einen Beratungstermin im International Office erfuhr ich von der Möglichkeit, mich für eine Partneruniversität des RheinAhrCampus in Remagen zu bewerben. Aufgrund der Master-Kooperation, dem vielfältigen Angebot an Kursen und der Lage mitten auf dem Jakobsweg im Norden Spaniens, entschied ich mich für die Universidad de León. Meine Bewerbung ging direkt an Frau Neukirchen Frau Neukirchen aus dem Bereich Sprachen/Internationales am RheinAhrCampus. Frau Neukirchen half mir jederzeit bei Fragen, was mir den Bewerbungsprozess deutlich erleichterte.

Organisation des Auslandsaufenthaltes 

Finanzierung und Kosten 

Meinen Auslandsaufenthalt habe ich vor allem mit dem Erasmus-Stipendium, eigenem gespartem Geld und finanzieller Hilfe meiner Eltern finanziert. Zu Beginn des Auslandsaufenthaltes werden einem 70% der Erasmus-Förderrate ausgezahlt. Die restlichen 30% werden nach Beendigung und Abschluss aller Kurse im Ausland gezahlt.
Die Lebenshaltungskosten in Spanien variieren von Stadt zu Stadt. Der Vorteil an León als Studienort ist besonders die relativ günstige Miete. Für ein 10m² Zimmer in einer 3-er WG habe ich 250€ gezahlt. Die Preise an Lebensmitteln empfand ich als ähnlich wie in Deutschland. Einige Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, sind in Spanien definitiv günstiger. Insbesondere kann man dieses besonders günstig auf dem Wochenmarkt einkaufen, der jeden Mittwoch und Samstag stattfindet. Andere Produkte, wie Kosmetik, sind jedoch teurer als in Deutschland.

Fixe Kosten

Anreise

  • Flug(Düsseldorf-Madrid) mit IBERIA, inklusive kleinem und großem Gepäckstück 
  • Zug von Madrid nach León

 

70 €

30 €

Abreise

Flug (Málaga-Düsseldorf) mit Eurowings, inklusive kleinem Gepäckstück

 

50 €

Auslandskrankenversicherung (OnCampus), einmalig vor dem Auslandsaufenthalt199 €

WG-Zimmer 

  • Miete pro Monat
  • Kaution (einmalig, gibt es aber wieder zurück)

 

250 €               

250 €

Die Auslandskrankenversicherung OnCampus wird von der Uni in León vorgeschrieben und muss von jedem Erasmus-Studenten vor dem Auslandsaufenthalt online gekauft werden, damit die Anmeldung an der Uni funktioniert. Dies ist unabhängig davon, über welche Krankenversicherung man bereits versichert ist. Die Infos zur Versicherung kommen per Mail vom International Office in León.
Je nach Kurswahl kann es sein, dass man im Januar noch Klausuren hat. Da dies bei mir der Fall war, bin ich über Weihnachten nach Hause geflogen und im Januar wieder nach León gereist. Diese Kosten kommen noch hinzu. Viele Erasmus-Studenten, die die Kurse auf Englisch belegt haben, waren jedoch schon vor Weihnachten mit den Klausuren fertig. Da ich am Ende meines Auslandssemesters noch im Süden Spaniens gereist bin, habe ich meinen Rückflug von Málaga gebucht.

Variable Kosten

Lebensmittel (pro Monat)ca. 200 €
Eine Fahrkarte für den Bus1,20 €
Eine KinokarteMittwochs 3 €, ansonsten 8 €

Reisen - Beispielhaft nach Madrid

  • Zug Renfe
  • Bus ALSA

 

ab 30 €

ab 20 €

Unterkunft

Die einfachste Möglichkeit, eine Unterkunft in León zu finden, ist über Facebook. So habe ich auch mein WG-Zimmer gefunden. Noch in Deutschland habe ich mir verschiedene WG-Anzeigen ca. einen Monat vor Anreise über Facebook angeschaut. Es gibt eine Gruppe für die internationalen Studenten in León, in der vor Semesterstart WG-Anzeigen veröffentlicht werden. Generell ist es in León üblich, in WGs zu wohnen. Da ich im August den zweiwöchigen Spanischkurs der Uni gemacht habe, bin ich bereits vor dem Beginn des Semesterstarts angereist. Um mich schon mal in León einzuleben, bin ich eine Woche vor dem Sprachkurs angereist und habe diese Zeit genutzt, um mir Wohnungen direkt vor Ort anzuschauen. Ich habe mir dann auch eine WG angeschaut, die ich über Facebook gefunden habe und in die ich auch eingezogen bin. Meine beiden Mitbewohnerinnen waren eine Deutsche und eine Französin, die nach mir angereist sind und die ich bei der Besichtigung noch nicht kennengelernt habe. Meine Wohnung war sehr zentral in der Nähe der Kathedrale gelegen. Da die Uni in León jedoch ein wenig außerhalb ist, habe ich zu Fuß ca. 20-25 Minuten zur Uni gebraucht und mit dem Fahrrad nur 10-15 Minuten.

Wer jedoch etwas näher an der Uni wohnen möchte, dem kann ich das Stadtviertel San Mames/La Palomera empfehlen, da dieses genau zwischen Zentrum und Uni liegt. Viele Erasmus-Studenten haben hier gewohnt und hatten somit einen kürzeren Weg zur Uni.
Eine weitere Möglichkeit ist es, ein WG-Zimmer im Wohnheim direkt bei der Uni zu mieten. Hier wohnen viele internationale Studenten und man braucht nur 5 Minuten zur Uni. Man kann sich über die Website des Wohnheims (Residencia Universitaria Emilio Hurtado) um ein Zimmer bewerben: http://www.rehurtado.com.

Anreisevorbereitungen 

Vor der Anreise sollte man sich um die Krankenversicherung OnCampus kümmern, damit die Einschreibung an der Uni in León möglich ist. Die Infos mit den notwendigen To do’s kommen per Mail. Man wird außerdem per Mail über die Möglichkeit informiert, sich für einen zweiwöchigen Sprachkurs vor Semesterbeginn anzumelden. Ich habe mich für den Spanischkurs angemeldet, da es eine super Möglichkeit für mich war, mein Spanisch aufzufrischen und mich schon mal in der Stadt einzuleben. Außerdem lernt man so schon direkt andere Erasmus-Studenten kennen, was einem den Start deutlich erleichtert. Man kann während dieser zwei Wochen für einen geringen Betrag in einer Jugendherberge wohnen und erhält auch Verpflegung, was vom International Office organisiert wird.
Die einfachste Möglichkeit, um nach León zu kommen, ist Folgende: Man fliegt nach Madrid Barajas und nimmt von dort entweder den Zug oder den Bus nach León. Bei meiner Anreise habe ich den Zug genommen, da dieser etwas schneller ist als der Bus. Mit dem Zug braucht man ca. 2 - 2,5 Stunden und mit dem Bus ca. 4 Stunden. Der Bus der Busgesellschaft ALSA hat jedoch den Vorteil, dass er direkt vom Terminal T4 des Flughafens abfährt. Um mit dem Zug zu reisen, muss man erst mit der Metro oder dem Schnellzug Cercanías vom Flughafen Barajas bis zur Station Madrid Chamartín fahren, da dort die Züge abfahren.
Generell sind die Busse und Züge umso günstiger, je früher man bucht. Ein Zug von Madrid nach León kostet im günstigsten Fall 30€ und den Bus findet man sogar ab 20€, je nachdem, wann man bucht und wann man fährt. Die Züge kann man über renfe.com buchen (jedoch gibt es auf der spanischen Website oftmals Fehler, was die Buchung nicht möglich macht) und die Busse über alsa.com. Alternativ gibt es einige Drittanbieter wie Omio, über die man auch Zug- und Busverbindungen buchen kann.

Die Bezahlung in Spanien ist sehr unkompliziert. Ich hatte zwar eine Kreditkarte dabei, habe diese aber nie benutzt. Generell kann man auch mit seiner deutschen EC-Karte in Supermärkten, Restaurants und Cafés bezahlen, was bei meiner Bank gebührenfrei funktioniert. Für das Abheben von Bargeld musste ich eine Gebühr zahlen, was je nach spanischer Bank unterschiedlich hoch ausfallen kann. Jedoch habe ich versucht, so oft es geht, mit der EC-Karte zu zahlen.

Die Gasthochschule 

Organisation 

Bevor das Semester in León losgeht, sind einige organisatorische Dinge zu regeln. Man sollte sich schon in Deutschland Gedanken über seine Kurse machen, die man belegen möchte, da man diese in das Learning Agreement eintragen muss. Da auf dem Learning Agreement auch die Unterschrift der Erasmus-Koordinatorin aus Spanien benötigt wird, war ich schon vor meiner Anreise mit dem International Office aus Spanien in Kontakt. Die Kommunikation erwies sich als relativ problemlos und funktionierte sogar auf Englisch. Man hat bei der Einschreibung über das Online-Portal der Uni León die Möglichkeit, sich für das Padrino Programm anzumelden. Ich kann dies jedem nur empfehlen. Man bekommt noch vor Semesterstart einen spanischen Studenten/Studentin, der sogenannte Padrino/Madrina, zugewiesen, der einem bei organisatorischen Dingen und sonstigen Fragen hilft. Meine Madrina hat mich kontaktiert, als ich noch in Deutschland war und hat mir jederzeit während des Semesters bei meinen Fragen geholfen.
Wie bereits erwähnt, organisiert die Uni einen zweiwöchigen Spanischkurs, den man vor Semesterbeginn freiwillig besuchen kann. Der Kurs findet im Centro de Idiomas, einer Sprachschule mitten im Zentrum Leóns, statt. Am ersten Tag des Sprachkurses macht man einen Einstufungstest und wird so in unterschiedliche Sprachniveaus eingeteilt. Der Sprachkurs setzt sich aus einem Teil Grammatik und einem Teil Sprechen zusammen. Am Ende erhält man bei bestandenem Kurs ein Zertifikat mit seinem jeweiligen Sprachniveau.
Zu Beginn des Semesters organisiert die Uni für alle Austauschstudenten eine Welcome Week, in der man die Uni und die anderen Studenten kennengelernt. Die Padrinos/Madrinas haben verschiedene kulturelle Aktivitäten für uns Austauschstudenten vorbereitet. In den ersten Tagen wurde uns der Campus der Uni gezeigt und wir wurden über sämtliche Angebote der Uni informiert. Es gibt für alle Studenten ein großes Sportangebot: Von Ballsportarten bis hin zu Salsa-Kursen ist alles dabei. Ich habe mich für einen Yoga-Kurs eingeschrieben, der zweimal wöchentlich am Uni-Campus stattfindet. Dabei zahlt man, wie in Deutschland, einmalig einen Beitrag und kann den Sportkurs das ganze Semester über besuchen.
Es gibt an der Uni außerdem die Möglichkeit, sich Fahrräder gegen eine Kaution von 80€ auszuleihen. Bei Rückgabe des Fahrrads gibt es die Kaution wieder zurück. Ich habe den Service in Anspruch genommen, da mir so der Weg zur Uni erleichtert wurde. Alle 2 Wochen muss die Fahrradleihe verlängert werden. Dies kann man entweder direkt beim Verleih machen oder per E-Mail.

Unterschiede zur Heimathochschule 

Die Universidad de León hat einen großen Campus mit verschiedenen Fakultäten, einem eigenen Sportplatz, einer Zentralbibliothek und zwei Cafeterien. In jeder Fakultät gibt es außerdem eine eigene Fachbibliothek. Was am Anfang gewöhnungsbedürftig ist, sind die vielen Vorlesungen, die meist morgens und nachmittags/abends stattfinden. Dabei hat man mittags eine Pause und es kann durchaus sein, dass man ab dem Nachmittag noch Vorlesungen bis 18:30 oder 20:00 hat. In der Mittagszeit kann man entweder in der Cafeteria essen oder man nutzt die Zeit, um nochmal nach Hause zu fahren.
Generell empfand ich die Uni in Spanien als sehr verschult. In manchen Kursen besteht Anwesenheitspflicht und in anderen wiederum ist dies lockerer gehalten. Jedoch fand ich es sinnvoll, zu den Vorlesungen zu gehen, da diese sehr interaktiv gestaltet sind und teilweise auch die Mitarbeit zur Gesamtnote miteinbezogen wird. Es gibt in Spanien sehr viele Gruppenarbeiten und in manchen Kursen gab es sogar Hausaufgaben, die bis zur nächsten Stunde vorbereitet und abgegeben werden mussten.
Die Klausurenphase besteht aus zwei Prüfungen. Zur Mitte des Semesters standen die ersten Prüfungen an. Die zweiten Prüfungen wurden zum Ende des Semesters entweder vor oder nach Weihnachten geschrieben. Die Gesamtnote eines Kurses wird aus den Noten der beiden Prüfungen zusammengesetzt und aus den Gruppenarbeiten, Hausaufgaben oder Seminararbeiten, je nachdem, was in welchem Kurs gefordert wird.

Kursauswahl 

Ich musste 5 Kurse zu je 6 ECTS belegen, sodass ich auf insgesamt 30 ECTS kam. Grundsätzlich ist es möglich, Master-Kurse zu belegen. Nachdem ich mir das Kursangebot angeschaut habe, musste ich leider feststellen, dass es wenige Master-Kurse an der Uni in León gibt und diese sehr speziell sind, sodass sie für mich mit meinem Schwerpunkt Marketing and International Business leider nicht infrage kamen. Daher habe ich 5 Bachelor-Kurse der Fakultät Ciencias Económicas y Empresariales belegt. Man kann generell auch Kurse anderer Fakultäten belegen, wenn diese zum eigenen Studiengang passen. Die Kurswahl gestaltete sich bei mir zunächst etwas chaotisch, da ich mir Kurse verschiedener Bachelor-Studiengänge ausgesucht habe und viele Vorlesungen sich überschnitten haben. Wer sich die Kurse gerne schon vorab mit den jeweiligen Uhrzeiten anschauen möchte, kann sich hier einen Überblick verschaffen: https://economicas.unileon.es/titulos-de-grado-2/.
In den ersten zwei Wochen habe ich verschiedene Vorlesungen besucht und mich erst dann für meine finale Kurswahl entschieden. Man kann sich erst dann richtig an der Uni immatrikulieren. Die Kurse müssen anschließend im Learning Agreement vom International Office in Spanien sowie in Koblenz genehmigt werden. Ich habe 4 Kurse auf Spanisch und einen auf Englisch belegt. Ich kann jedem, der schon Spanisch-Kenntnisse hat, empfehlen, die Kurse auf Spanisch zu wählen. Ich habe mich schnell daran gewöhnt, die Vorlesungen auf Spanisch zu hören und konnte so mein Spanisch noch mehr verbessern. Außerdem ist das Angebot englischer Kurse begrenzt und das Englischniveau in Spanien nicht mit dem aus Deutschland zu vergleichen.

Ich habe folgende Kurse gewählt:

  • Dirección de la Innovación: Der Kurs Dirección de la Innovación setzte sich aus einer Vorlesung und einem praktischen Teil zusammen. In der Vorlesung wurden die Grundlagen des Innovationsmanagement unterrichtet und diese wurden in den beiden Prüfungen während des Semesters abgefragt. Im praktischen Teil haben wir uns in einer Gruppe von 3-4 Studenten eine Innovation überlegt, die wir gerne auf den Markt einführen wollten. Der praktische Teil fand alle 2 Wochen statt und in dieser Zeit konnten wir an unserem Innovationsprojekt arbeiten. Am Ende des Semesters haben wir unsere Innovation vor dem Kurs präsentiert und anschließend Feedback zu unserer Idee bekommen und dazu, wie realistisch die tatsächliche Implementierung ist.
  • Estrategia Corporativa: Der Kurs Estrategia Corporativa ähnelte der Vorlesung Strategisches Management, die ich bereits in Koblenz besucht habe. Es wurden im Kurs hauptsächlich Markteintrittsstrategien sowie Internationalisierungsstrategien besprochen, die anhand praktischer Cases auf Unternehmensbeispiele angewandt wurden. Auch in diesem Kurs gab es zwei Klausuren und zusätzlich dazu Cases, die jede Woche gelesen und vorbereitet werden mussten. Außerdem gab es regelmäßige Tests, die wir über die Uni-Plattform in der Stunde gemacht haben. Durch die Cases, Hausaufgaben und die Nachbereitung der Vorlesung hatte ich in dem Kurs ziemlich viel zu tun. Jedoch haben mir die Cases dahingehend viel gebracht, dass ich mein Business-Vokabular auf Spanisch deutlich erweitern konnte.
  • Publicidad: Der Kurs Publicidad war sehr interaktiv gestaltet. Im ersten Teil der Vorlesung hatten wir einen anderen Professor als im zweiten Teil. In der Vorlesung wurden zusätzlich zum Skript viele praktische und kreative Aufgaben gemacht und Werbespots analysiert. Zusätzlich zu den beiden Klausuren mussten wir in Gruppen selbst einen Werbespot drehen und dazu eine Präsentation vorbereiten. Am Ende des Semesters wurde beides dem Kurs vorgestellt. Ich fand diesen Kurs besonders spannend, weil die Produktion eines Werbespots für mich etwas Neues war und die Aufgabe sehr kreativ war. Vor allem fand ich den Kurs für mich mit meiner Spezialisierung im Marketing sehr passend. 
  • Marketing Agroalimentario: In dem Kurs Marketing Agroalimentario geht es um das Food-Marketing, das heißt Marketing in der Lebensmittelindustrie. Da ich die Branche sehr spannend finde und in Deutschland bislang noch keine Vorlesung in diesem Bereich hatte, war dies die Vorlesung, die mir mit Abstand am meisten Spaß gemacht hat. Dadurch, dass dieser Kurs für die Spanier ein Kurs im optionalen Bereich ist, waren wir nur 6 Leute. Durch die kleine Größe war die Vorlesung sehr interaktiv und wir haben über die verschiedensten Themen und Trends diskutiert. Was ich außerdem sehr angenehm fand, war, dass es hier keine Klausur gab, sondern stattdessen eine Seminararbeit, die wir zu zweit über ein frei gewähltes Thema der Lebensmittelbranche geschrieben haben. Zu der Arbeit mussten wir anschließend auch eine Präsentation vorbereiten, die am Ende präsentiert wurde
  • Consumer Behaviour: Der einzige Kurs, den ich auf Englisch gewählt habe, war Consumer Behaviour. Eigentlich wollte ich diese Vorlesung auf Spanisch belegen, jedoch hat die englische Vorlesung besser in meinen Stundenplan gepasst. In dem Kurs wurden die Grundlagen des Konsumverhaltens thematisiert, was mir als Master-Studentin nicht neu war. Es gab auch hier wieder zwei Klausuren und regelmäßige Gruppenarbeiten sowie eine Seminararbeit, die wir in einer Gruppe geschrieben haben. In dem Kurs waren primär Erasmus-Studenten, da die meisten die Kurse auf Englisch belegt haben. Das Englischniveau ist in Spanien nicht sehr hoch und auch das Englisch der Professoren ist nicht immer verständlich. Auch wenn ich den Aufwand im Kurs geringer empfand als bei meinen spanischen Vorlesungen, würde ich jederzeit wieder die spanischen Kurse belegen.

Freizeit 

Ich kann León jedem für sein Auslandssemester empfehlen. Da die Stadt mit rund 125.000 Einwohnern keine riesige Metropole ist, gibt es wenige internationale Touristen. Dies hat den Vorteil, vor allem das authentische spanische Leben kennen zu lernen und Spanisch zu sprechen. Da in der Region Castilla y León das reine Castellano gesprochen wird, ist dies besonders am Anfang hilfreich, um das gesprochene Spanisch zu verstehen. Ein weiterer Vorteil der relativ kleinen Größe von León war für mich, dass vieles fußläufig erreichbar ist.
Auch in kultureller Hinsicht hat León einiges zu bieten. Es gibt zahlreiche Museen, eine wunderschöne Kathedrale und den Tren turístico: Eine Bimmelbahn, die mehrmals täglich durch die Stadt fährt und dabei auf Englisch oder Spanisch etwas zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten berichtet. Woran es in León außerdem nicht mangelt, sind Tapas! Das ist generell die Lieblingsbeschäftigung der Spanier. Es gibt in der Innenstadt, vor allem im Barrio Humedo, zahlreiche Bars und Restaurants, in denen man abends gemütlich etwas trinken und dazu Tapas essen kann. Oft gibt es zu jedem Getränk eine kleine Tapa gratis dazu. Dies sind beispielsweise Patatas Bravas (Kartoffeln mit Sauce), Kroketten, Oliven oder Jamón (Schinken). Das „Tapearen“ ist eine sehr gesellige Freizeitaktivität, die in Spanien zu jeder Jahreszeit sehr beliebt ist. Was Spanier außerdem lieben, sind Churros mit Schokolade! Um die klassischen spanischen Churros zu probieren, sollte man unbedingt ins Café Valor gehen. Dort gibt es sogar Churros mit vier verschiedenen Schokoladen. Wer gerne ins Kino geht, der kann in León jeden Mittwoch für nur 3€ eine Kino-Karte im Cines Van Gogh erwerben. Die meisten Filme hier werden zwar auf Spanisch gezeigt, was ich jedoch als sehr positiv empfunden habe. Alternativ gibt es im Shopping-Center „Espacio León“ ein Kino mit Filmen auf Englisch.
Wer am Wochenende gerne Städtetrips unternehmen möchte, der kann mit der Erasmus-Organisation AEGEE zu günstigen Preisen an verschiedenen Reisen teilnehmen. AEGEE ist eine Organisation von Studenten der Uni, die Reisen in spanische Städte und nach Portugal sowie andere Events während des ganzen Semesters organisiert. So gibt es zum Beispiel alle zwei Wochen ein internationales Dinner, was von Erasmus-Studenten unterschiedlicher Länder vorbereitet wird. Für nur 3€ kann man an dem Dinner teilnehmen und die köstlichen Gerichte aus Spanien, Italien, Frankreich etc. probieren. Es gibt in León außerdem ein „Reisebüro“ namens Erasmus León, das auch Reisen für Erasmus-Studenten anbietet. Oft ähneln die Reisen denen von AEGEE, finden jedoch zu einem anderen Zeitpunkt statt. Ich selbst habe außerdem ein paar private Reisen gemeinsam mit anderen Austauschstudenten mit dem Zug oder Bus geplant. Was sich auf jeden Fall lohnt, ist ein Wochenend-Trip nach Madrid, was mit dem Zug nur 2 Stunden von León entfernt ist. Wer gerne in den Norden Spaniens reisen möchte, der sollte dies am besten am Anfang des Semesters tun, da es im Herbst und Winter ziemlich kalt dort ist. Ich konnte die anfängliche Freizeit nutzen, um nach Gijón und Santander zu reisen, was beides direkt am Meer liegt. Günstige Reisen mit dem Bus gibt es außerdem nach Oviedo und Valladolid. Ich bin Ende Januar nach den Klausuren außerdem nach Andalusien (Sevilla, Granada, Córdoba, Málaga) gereist, was auf jeden Fall auch sehr sehenswert ist. Von León aus ist der Süden etwas weiter entfernt. Wer jedoch am Ende des Semesters noch Zeit hat, dem kann ich dies definitiv empfehlen. Sogar im Winter ist meistens mit angenehmen Temperaturen im Süden Spaniens zu rechnen.

Fazit 

In den 5 Monaten, die ich in Spanien verbracht habe, habe ich viele tolle Erfahrungen gemacht und ich bin sehr froh darüber, dass ich mich für das Auslandssemester in León entschieden habe. Ich hatte so die Möglichkeit, auf Spanisch zu studieren und mein Spanisch deutlich zu verbessern. Aber auch durch den Kontakt zu anderen internationalen Studenten konnte ich oft Englisch sprechen und habe viele tolle Leute kennengelernt. Die kulturellen Unterschiede zwischen den Menschen werden einem besonders durch einen Auslandsaufenthalt bewusst. Dass die Spanier ihr Leben genießen, auf ihre Siesta nicht verzichten können und gerne Tapas essen, sind definitiv keine Klischees. Auch die lockere Arbeitsmoral bestätigt sich im Alltag immer wieder, was einen selbst jedoch auch dazu bringt, viele Dinge nicht zu ernst zu sehen. In den 5 Monaten habe ich mich sehr an die spanischen Rituale gewöhnt und freue mich schon darauf, auch in Zukunft wieder nach Spanien zu reisen.