Marius Bergmann at Universidade da Madeira

Ich habe das Sommersemester 2021 in Funchal auf der zu Portugal gehörenden Atlantikinsel Madeira verbracht. Gestartet bin ich am 06.02.2021 und zurück nach Deutschland ging es am 01.07.2021. Der Flug nach Madeira dauert von Frankfurt aus ca. 4 Stunden. An Madeira hat mich die eindrucksvolle und abwechslungsreiche Landschaft, sowie das subtropische, gemäßigte Klima gereizt. Der Gedanke den Auslandsaufenthalt auf einer kleinen, abgelegenen Insel zu verbringen, hat mir gefallen. Zudem gab es auf Madeira stets niedrige Corona Inzidenzen, wodurch Einzelhandel und Gastronomie durchgehend geöffnet hatten. Jedoch gab es zu Beginn abends eine Ausgangssperre. Madeira selbst ist mit knapp 250.000 Einwohnern eine recht kleine Insel. Die einzige größere Stadt ist Funchal mit knapp 120.000 Einwohnern. Dort befindet sich auch die Universität und ich kann nur empfehlen auch definitiv in Funchal zu wohnen. Selbst in den kältesten Monaten Januar bis März hat das Meer eine Temperatur von 18 Grad und eignet sich hervorragend zum schwimmen. Auch die Lufttemperatur war während meines Aufenthalts durchgehend zwischen 18-30 Grad.

Das Leben in Madeira

In meinem Semester gab es ca. 40 Erasmusstudenten. Im Vergleich zu anderen Orten ist diese Zahl sehr gering, jedoch gleichzeitig auch von Vorteil. Alles wirkt sehr familiär und man verbringt viel Zeit mit nahezu allen Erasmus-Mitstudierenden. Besonders hervorzuheben ist das Erasmus Student Network Madeira, kurz ESN. Jeder Erasmus-Studierende bekommt zu Beginn einen „Buddy“ zugeteilt. Dies ist ein Einheimischer, meist ehemaliger Studierender und ehrenamtlich tätiger ESN-Angehöriger. Der Buddy ist der zentrale Ansprechpartner für alle möglichen Fragen und Probleme. Ich habe mich zum Beispiel einmal aus meinem Appartement ausgesperrt, woraufhin mein Buddy Abilio den günstigsten Schlüsseldienst für mich rausgesucht und gerufen hat. Außerdem organisieren die Buddys regelmäßig Events wie z.B. Buddy Meetings, Surfen, Tauchen, Paintball, Hikes, Canyoning, Paragliding, Sightseeing Touren und natürlich auch Pub Crawls, sowie Paintball Turniere. 

Organisation und Finanzierung

Finanziell gesehen sollte man das Auslandssemester in Madeira vorher gut planen. Die Erasmus Förderung ist jedoch sehr hilfreich. Man sollte hier aber bedenken, dass man die zweite Rate erst nach Beendigung des Auslandssemester erhält, was die Planung komplizierter macht. Ich habe in den letzten Jahren neben dem Studium gearbeitet und konnte mir so genug für das Auslandssemester zur Seite legen. Die 4 Kostenträger in meinem Auslandssemester waren Transport, Wohnen, Verpflegung und Freizeit. 
Da Madeira mitten im Atlantik liegt, ist die Anreise nur per Flugzeug möglich. Generell ist Madeira eine beliebte Ferieninsel, daher gibt es viele recht günstige Flugverbindungen von nahezu allen größeren Flughäfen. Pandemiebedingt hatten wir diesen Vorteil bei der Hinreise im Februar leider nicht, wodurch der Flug mit 250€ sehr teuer war. Der Rückflug hingegen hat nur ca. 120€ gekostet. Auf der Insel selbst ist das Hauptfortbewegungsmittel der Bus. Eine Fahrt innerhalb Funchals kostet 1,95€. Das Busnetz ist dort auch sehr gut. In die anderen Orte der Insel fahren auch Busse, diese jedoch nicht so regelmäßig, außerdem sind Sie teurer. Plant man Trips macht es Sinn sich einen Mietwagen zu buchen. Dies geht dort recht unkompliziert oft auch für einen Tag und ist meist günstiger, wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist. Außerdem ist die App „Bolt“ weit verbreitet. Diese funktioniert exakt wie Uber und ist häufig auch günstiger als der Bus. Gewohnt habe ich in einem Appartement mit 3 weiteren Personen. Pro Monat habe ich ca. 250€ gezahlt. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit im Studentenwohnheim unterzukommen, hier beträgt der Preis nur ca. 150€ pro Monat. Im Appartement hat man in der Regel deutlich mehr Komfort, im Studentenwohnheim hingegen lernt man schneller andere Erasmusstudierende aus vielen verschiedenen Ländern kennen, was ebenfalls seinen Reiz hat. Die meisten Studierenden wohnen entweder im Studentenwohnheim oder in Wohngemeinschaften im Zentrum. Sollte man sich für ein eigenes Appartement/WG entscheiden ist die beste Option dieses im Bereich zwischen „Parque de Santa Catarina“ und „Fort de São Tiago“ zu mieten, da sich hier die meisten Studierenden aufhalten und man kurze Wege zu alles wichtigen Orten hat. So spart man sich oft Zeit und auch zusätzliche Transportkosten, da man zum Beispiel Supermärkte fußläufig erreichen kann.

Bei der Verpflegung stehen einem die beiden großen Supermarktketten „Pingo Doce“ und „Continente“ zur Verfügung. Die Preise sind hier mit deutschen Supermärkten zu vergleichen. Bei Obst und Gemüse lohnen sich jedoch die unzähligen Gemüsehändler mit ihren Straßenständen. Die Preise sind hier nochmal niedriger und die Lebensmittel sind meist frischer als beim Supermarkt. Es gibt natürlich auch zahlreiche Restaurants auf Madeira. Diese sind jedoch auf Touristen ausgelegt und daher recht teuer. Sehr zu empfehlen sind die unzähligen Snack-Bars. Diese sind auch von Einheimischen stets gut besucht und bieten sehr günstige, einfachere Speisen an. Hier gibt es zum Beispiel das lokale und sehr sättigende Sandwich, genannt „Prego“, ab 3€.  Die Freizeitgestaltung ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Ich kann jedoch empfehlen, die vom ESN angebotenen Aktivitäten zu nutzen. Hier gibt es bei allen Aktivitäten Vergünstigungen. Madeira ist unglaublich vielseitig und hat eine Menge an Outdooraktivitäten zu bieten. Besonders gefallen haben mir die Aktivitäten im Meer. Unter anderem habe ich auf Madeira einen Tauchschein gemacht, dieser war mit 250€ vergleichsweise günstiger als in Deutschland. Außerdem habe ich einige Surfstunden genommen und war auf mehreren Bootstouren. Doch auch zu Land gibt es einiges zu entdecken. Madeira ist ein Naturparadies und bietet unzählige atemberaubende Wanderwege. Diese sind zudem sehr abwechslungsreich. Doch auch in Funchal selbst gibt es einiges zu entdecken. Es gibt mehrere Museen und zwei schön gelegene botanische Gärten. 

Die Uni und Kurse

Studiert habe ich an der Universidade da Madeira. Leider hat der Großteil des Studiums per Zoom stattgefunden. Erst in den letzten 1,5 Monaten war Präsenzlehre möglich, daher kann ich über das Campusleben nicht allzu viel berichten. Die Universität ist außerhalb des Zentrums und recht hoch gelegen. Die beste Möglichkeit dorthin zu gelangen ist dementsprechend per Bus. Dies ist durch gute Verbindungen problemlos möglich. Ich habe insgesamt 3 Kurse belegt: Portugiesisch A1, Intercultural Communications und English C1. Eine Übersicht zu allen verfügbaren Kursen gibt es auf der Internetseite der Universität. Bei Fragen steht einem stets der Erasmus Coordinator Fabiano Corte zur Verfügung. Generell ist es sinnvoll ihn immer zuerst anzusprechen, da sich die Kommunikation mit einigen Dozenten oftmals etwas schwieriger gestaltet hat. Von meinen Kursen kann ich vor allem Intercultural Communications empfehlen. In diesem Kurs waren sehr viele Erasmusstudierende und es gab stets einen guten Austausch und interessante Vorlesungen. 

Zusammenfassung

Abschließend kann ich sagen, dass das Auslandssemester in Madeira eine unfassbare Erfahrung wahr. Ich habe in einem kurzen Zeitraum so viel erlebt und viele neue Freunde gefunden. Auch wenn die Insel auf den ersten Blick vielleicht etwas klein erscheint, ist Sie doch sehr vielseitig und es kommt während des Semesters keine Langeweile auf. Es bietet sich außerdem an, nach dem Semester eine der günstigen Flugverbindungen nach Lissabon zu buchen und dort das portugiesische Festland zu erkunden.