Robert Bartram at Tbilisi State University, Georgia
1. Motivation zur Auslandsphase und Entscheidung für das Zielland
Ich habe mich für das Auslandssemester als Praxisphase entschieden, um Erfahrungen außerhalb von Deutschland zu sammeln und, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und über ihre Kultur zu lernen. Dafür habe ich mich für Georgien entschieden, da dieses Land mich aufgrund der geographischen Lage, den verschiedenen kulturellen Einflüssen und Menschen und der Natur sehr interessiert hat. Dadurch, dass ich in Europa schon viele Länder besucht habe, die einen Erasmusaufenthalt anbieten, wollte ich etwas neues wagen. Ich habe die Vorstellung in einem Land zu leben, welches zwischen Europa und Asien liegt, als sehr spannend empfunden. Georgien ist eine geschichtsträchtige Region, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion immer noch im Wandel befindet.
Außerdem konnte ich aus den Kursen, die ich belegt habe, frei auswählen und neue Einblicke in andere Studienfächer gewinnen.
2. Organisation des Auslandsaufenthaltes
Mit der Organisation meines Auslandaufenthaltes habe ich im Herbst 2019 angefangen und mich mit dem International Office des RheinAhrCampus in Kontakt gesetzt. Im Februar 2020 habe ich meine Bewerbung abgeschickt und daraufhin im März meine Zusage bekommen. Ab dem Zeitpunkt habe ich nach und nach mehr Informationen zu meinem Aufenthalt in Georgien bekommen und gesammelt. Einige Unterlagen habe ich schon ausfüllen müssen, wie das Learning Agreement und das Grant Agreement. In dem Zuge habe ich schon eine Vorauswahl an Kursen treffen müssen, bei denen sich aber vor Ort herausgestellt hat, dass manche Kurse gar nicht angeboten wurden oder doch nicht ganz der Beschreibung entsprachen.
Die Erasmus+ Förderung, die 700€ im Monat betrug, ist eine angemessene Höhe und hat für mich gut ausgereicht. Ich habe das Geld voll ausgenutzt, für Reisen durch das Land und alle anderen kulturellen Höhepunkte. Ein Auto zu mieten und ein Hotel zu bezahlen, war damit im Rahmen der Möglichkeiten und ich hatte keine Geldnot.
Ich habe in Tiflis, der Hauptstadt des Landes, relativ sparsam gelebt, da durch die Pandemie, die meisten Geschäfte, Bars, kulturellen Einrichtungen, Restaurants und Museen, die meiste Zeit geschlossen waren.
Meine Wohnung habe ich mir zusammen mit den anderen beiden Erasmus+ Student *innen vom RheinAhrCampus geteilt. Die Lage der Wohnung war sehr zentral an einer der größten Metrostationen der Stadt und einer der Hauptverkehrsstraßen. Gefunden haben wir das Apartment über ein georgisches Immobilienportal, namens „myhome.ge“. Für die Wohnung haben wir 650$ im Monat bezahlt. (Falls jemand einen Kontakt braucht, um eine schöne Wohnung zu finden, bitte melden!)
Beim Einkaufen sind importierte Produkte vergleichbar im Preis zu den Lebensmitteln in Deutschland aber Güter, die in Georgien hergestellt oder angebaut werden, waren sehr erschwinglich. Das sind beispielsweise Gemüse, Obst, Brot oder auch Wein. Der Umrechnungskurs war am Ende meines Aufenthaltes sehr gut: für 1 Euro bekam man umgerechnet 4 Lari.
Ein gewöhnlicher Einkauf an einem der Gemüsestände hat zwischen 5-20 Lari gekostet, ein Wocheneinkauf im Supermarkt lag immer rund um die 50 Lari und wenn man im Restaurant gegessen hat, betrug der Anteil, den jeder bezahlt um die 40-70 Lari.
Ich habe hauptsächlich mit meiner Visa Kreditkarte bezahlt, die man fast überall kontaktlos benutzen konnte. Meine Miete habe ich in bar bezahlt und in Geschäften auf der Straße, wie zum Beispiel für Gemüse, war es auch nötig mit Bargeld zu bezahlen.
Außerhalb von Tiflis in kleineren Orten ist es ebenfalls gut, wenn man genug Bargeld bei sich trägt, um beispielsweise das Hotel oder ähnliches zu bezahlen. Geldautomaten gibt es fast überall, am besten benutzt man die der staatlichen Banken, weil diese keine Gebühren erheben. Bei vielen kann man nicht über 500 Lari abheben, ein Tipp dafür ist nach VTB Bankautomaten Ausschau zu halten, da man dort über 500 Lari abheben kann.
Ich habe mich zusätzlich zu meiner Krankenkasse in Deutschland noch mit einer Auslandsversicherung versichert, welche einmalig für den von mir angegebenen Zeitraum 150€ gekostet hat. Die Universität in Georgien hat uns vor Ort zusätzlich mitgeteilt, dass sie für uns eine Krankenversicherung für Corona Fälle abgeschlossen hat.
Ein extra Visum ist nicht nötig, man kann ein Jahr ohne Visum sich im Land aufhalten. Es ist möglich mit einem deutschen Personalausweis einzureisen, ich bin aber hauptsächlich mit einem Reisepass gereist. Ein internationaler Führerschein ist nicht notwendig. Außerdem war es nicht erforderlich sich extra gegen Krankheiten zu Impfen.
Die Einreise im September hat sich für mich noch relativ einfach gestaltet. Dadurch, dass Deutschland eins der Länder war, die ohne Quarantäne und Corona-Test einreisen durften, hatte ich keine Komplikationen oder extra Ausgaben. Meine Rückreise nach Deutschland war etwas schwieriger, hat aber auch gut funktioniert. Lediglich wurde mein Flug einmal annulliert und ich musste meinen Aufenthalt dadurch um 5 Tage verkürzen. Außerdem habe ich einen PCR-Test machen müssen in Tiflis, um nach Deutschland einzureisen.
3. Die Gasthochschule
Grundsätzlich hat mir die Universität gut gefallen, obwohl ich kein einziges Mal im Universitätsgebäude gewesen bin. Durch Corona fanden die Vorlesungen leider ausschließlich online statt.
Die Kurswahl ist etwas kompliziert abgelaufen, wir hatten am Anfang des Semesters eine Online-Einführungsveranstaltung, in der einige Professoren aus den verschiedenen Fachbereichen ihre Fächer vorgestellt haben. Auf dieser Basis konnte man den verantwortlichen Lehrkräften eine E-Mail senden und sich für Kurse anmelden. Es wurden aber nicht alle Kurse vorgestellt und einige Kurse fanden auch nicht statt, da zu wenige Studenten sich für diese gemeldet haben.
Dadurch habe ich 4 Kurse aus 5 Kursen, die ich im Vorhinein gewählt habe, geändert und leider stand auch noch nicht fest, wann die Kurse zeitlich angesetzt sind. Aufgrund dessen musste man im Nachhinein noch einige Kurse um wählen oder Anfragen, ob die Uhrzeit noch zu verschieben sei.
Viele Vorlesungen fanden am Nachmittag/Abend statt und dauerten normalerweise 90 Minuten. Ich hatte eine Vorlesung immer freitags abends um 19.00 Uhr bei dem die Dozentin regelmäßig eine halbe Stunde überzogen hat. Diese Uhrzeit war leider etwas unglücklich gewählt aber dadurch, dass es ein Zoommeeting war und durch die Pandemie vieles eingeschränkt war, ist es nicht so tragisch gewesen für mich.
Was mir gut gefallen hat, war die Aufteilung der zu erbringenden Prüfungsleistungen. Alle von mir gewählten Kurse hatten am Ende nicht eine Klausur, die die Note ausgemacht hat, sondern die Beteiligung in der Vorlesung, „Midterms“ sowie Präsentationen und natürlich auch ein „Final Exam“ haben die Note gebildet. Die Dozentin haben sehr fair und großzügig bewertet und man musste sich keine Sorgen machen, die Kurse nicht zu bestehen.
Wie ich schon erwähnt habe, war das Campusleben sehr eingeschränkt und wir konnten fast gar keine Angebote der Universität nutzen. Lediglich wurden wir einmal eingeladen, zu einer Veranstaltung im Innenhof des Campus, bei der ein neuer Studiengang vorgestellt worden ist.
Wenn ich von „wir“ spreche meine ich, die Gruppe, die sich gebildet hat aus den Erasmus+ Studenten. Ich habe mich mit meinen Mitbewohner *innen sehr gut verstanden sowie auch mit den anderen internationalen Student *innen. Wir haben sehr viel zusammen unternommen und es haben sich in den 5 Monaten viele enge Freundschaften gebildet.
Die International-Student Beauftragte hat uns vor Ort immer geholfen und gute Hilfestellungen angeboten. Man musste manchmal ein paar Tage länger auf ihre Antwort warten, aber es war immer sehr informativ und aufschlussreich. Für manche Studierende hat sie extra Taxis organisiert, die sie in der vorherrschenden Ausgangssperre in Georgien, zum Flughafen gebracht haben.
4. Leben im Gastland
Zum Leben im Gastland kann ich berichten, dass Georgien ein Land voll von interessanten kulturellen Einflüssen ist. Die meisten kulturellen Einrichtungen hatten geschlossen in der Zeit, in der ich im Land war, trotzdem kann ich empfehlen außerhalb davon, zu versuchen das ganze Land zu bereisen.
Für uns war es möglich fast alles im Land zu besuchen und größtenteils alle Regionen zu erkunden.
Persönliche Highlights für mich waren die Bergregionen, das sind Swanentien und die Region um den Kazbek herum mit der berühmten Dreifaltigkeitskirche. Es war eine schöne Erfahrung im September in Mestia, Swanentien wandern zu gehen und genauso beeindruckend war auch mein Abstecher in den Norden Georgiens nach Stepantsminda an der russischen Grenze. Es liegt im Winter dort sehr viel Schnee und man sieht, wohin man schaut, nur schneebedeckte Berge.
Ebenfalls ist es ein Ausflug wert sich im September Kachetien anzuschauen. In der Zeit werden die Weintrauben in dieser Region geerntet und auf den Straßen sieht man ständig LKWs, die bis oben mit Weintrauben gefüllt sind.
Georgien ist ein Land, welches eine lang zurückreichende Geschichte in der Weinherstellung hat. Georgien ist ein Land mit einer der ältesten Weinbau Geschichte und es wird eine andere Methode verwendet, um Wein zu produzieren. Sie unterscheidet sich in der Art und Weise von der herkömmlichen Methode, dass die Trauben unbearbeitet in unterirdische Tonfässer gefüllt werden und sich über die Zeit der Wein durch Gärungsprozesse oben absetzt.
In Tiflis kann ich empfehlen den Botanischen Garten und die daneben liegende Narikala Festung zu besuchen. Man hat von dort aus einem wunderschönen Blick über die Stadt und kann sich ein Bild von der Lage und Umgebung von Tiflis machen.
Also, Mziuri Park near the university is worth a visit if you want to people watch and relax a bit.
If you want to get some distance from the busy traffic, you can sit down very nicely in the Café Linville, which is located on a side street of Liberty Square.
If you get an invitation to eat with a Georgian family, you have to be prepared for a lot of food and drink. Wine and Chacha (pomace schnapps) are popular.
Wenn man die Möglichkeit bekommt, mal an einer Supra, was ein großes Festessen ist, teilzunehmen, sollte man auf keinen Fall ablehnen. Supras werden zu wichtigen Anlässen veranstaltet, wie zum Beispiel Geburtstage, Weihnachten und anderen Feiertagen. Die Georgier feiern gerne und lassen ihre Traditionen nicht zu kurz kommen. Es gibt strenge Rangordnungen und Abläufe bei einer Supra und man wird den ganzen Abend in guter Gesellschaft verbringen.
In der Zeit in Tiflis habe ich eine Liste angelegt mit meinen Favoriten für verschiedene Orte. Das hilft bestimmt nachfolgenden Studenten eine schöne Zeit in Tiflis und Georgien zu verbringen.
Lieblings…
- Restaurants: Tom Yum, Sofia Melnikova, Shavi Lomi & Chveni
- Park: Mziuri Park
- Café: Linville
- Bars: Canudos & Mozaika
- Supermarkt: Smart & Agrohub (wobei die meisten Supermärkte fast alle 24/7 geöffnet haben)
- Autoverleih: City Car Rental (Mitarbeiter Irakli ist sehr nett)
- Telefonanbieter: Magticom (5 GEL für eine Woche unbegrenzte mobile Daten)
- Bestelldienst: Glovo & Wolt
- Bierbrauerei: Natural Ale Brewery
- Ort zum Studieren: in der Lobby von Fabrika (alle die dort sind, arbeiten)
- Museum: Georgian National Museum, Museum of Modern Arts & Ethnography Museum am Turtle Lake
- Spezialitätenladen: Khurjini (hier gibt es alles vom Chacha zu Gewürzen und anderen georgischen Spezialitäten)
- Post: Inex (kleiner Geheimtipp; Kommunikation mit den Mitarbeitern ist etwas schwierig, sie sprechen nur schlecht Englisch, aber man kann alles versenden, was man möchte und ein Kilo kostet 6€ nach Deutschland)
Um noch einen Tipp für die Kurswahl zu geben, merke ich gerne an, dass der Kurs „Georgisch“, bei dem man die Grundlagen der georgischen Sprache lernt, um sich im Land zu verständigen, sehr hilfreich ist und definitiv Spaß macht. Die Vorlesung findet anders zu anderen Kursen zweimal die Woche statt für jeweils 90 Minuten und trotz der kurzen Zeit vor Ort lernt man viel und es macht Spaß die Sprache dann im Alltag anzuwenden. Die Dozentin hat mit uns per Zoom am Ende eine Koch-/ Backsitzung gemacht, bei der wir gelernt haben, „Khachapuri“ zu backen, was eine georgische Gebäckspezialität ist.
5. Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Zeit in Georgien eine sehr wertvolle Erfahrung für mich gewesen ist. Ich habe spannende Kurse in der Universität gewählt und angefangen eine neue Sprache zu lernen.
Glücklicherweise war es trotz der Pandemie für mich möglich fast das ganze Land zu bereisen und sehr viele Eindrücke von Landschaft, Menschen und Kultur mitzunehmen.
Die unterschiedlichsten Orte und Regionen haben mich auch im Nachhinein noch sehr beeindruckt und ich habe dadurch viel über die georgische Kultur gelernt.
Der Austausch mit den anderen Erasmus+ Studenten war immer sehr spannend und es haben sich viele, hoffentlich nachhaltige, Freundschaften gebildet.
Ich würde jedem empfehlen, der sich für ein Auslandssemester in Georgien interessiert, diese Chance zu nutzen.
Man erlebt viel Neues, wenn man sich darauf einlässt, aber man kann auch viele Vorzüge und Standards aus Deutschland genießen, die einem den Aufenthalt einfacher machen.
Ich persönlich habe mir schon fest vorgenommen bald wieder nach Georgien zu reisen, am liebsten mit ein paar Freunden, da diese mich leider nicht besuchen konnten. Dann hoffe ich das Land auch nochmal im Frühling in seiner ganzen Pracht sehen zu können. Es stehen trotz meiner Erasmus+ Zeit in Georgien noch einige Ziele auf meiner Liste, die ich noch nicht gesehen habe, welche einen Besuch wert sind.