Vier Studentinnen der Hochschule Koblenz untersuchten die Koblenzer Juwelierbranche
18.06.2019
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„Die Juwelier-Branche hat sich für diese Studie angeboten, weil es hier sich um einen Wirtschaftszweig handelt, bei dem die Waren – entgegen den Entwicklungen anderer Branchen – vorwiegend in den Ladenlokalen gehandelt werden“, so Marketing-Studentin Julia Gäffgen, „daher haben wir uns auch gewundert, dass sich bis jetzt nur wenige Studien mit dem ROPO-Effekt in der Juwelier-Branche befassen.“ In dem 16 Wochen dauernden Projekt nahmen sie und ihre drei Kommilitoninnen Lisa Nolden, Sofie Rünz und Karolin Krengel 22 Koblenzer Juweliergeschäfte genau unter die Lupe. Zunächst untersuchten sie deren „digitale Reife“: Wie gut sind sie im Internet über Suchmaschinen auffindbar? Haben sie einen Onlineshop? Sind sie in sozialen Netzwerken aktiv? Im weiteren Verlauf der Studie sammelten sie Daten über das Konsumentenverhalten und viele weitere Aspekte durch wissenschaftlich fundierte Offline- und Online-Befragungen. Zudem führten sie persönliche Gespräche mit den Juwelierinnen und Juwelieren. Auch beobachten sie Passanten beim Betrachten der Schaufenster.
In Koblenz ist der ROPO-Effekt in der Juwelierbranche gering, jedoch erkennbar: Insgesamt 14 % der Kunden informieren sich vor ihrem Kauf im Internet. „Das entspricht in etwa dem Wert, den auch andere Studien für den ROPO-Effekt in der Luxusgüterbranche ausgewiesen haben“, so Karolin Krengel. Die Studie ergab weiterhin, dass die Gründe für eine vorherige Recherche vielfältig sind. Der Preis gilt dabei als das wichtigste Suchkriterium. Bei der Offline-Befragung gaben 35 % der Befragten an, vor dem Ladenbesuch nach dem Preis zu suchen, bei der Online-Befragung 72 %. Für Online-Befragte spielen außerdem Bewertungen mit 52% eine große Rolle. Fotos und Videos, Informationen zum Material sowie zu Einkaufsmöglichkeiten vor Ort oder Shopfinder und Öffnungszeiten sind weitere Informationen, nach welchen gesucht wird.
Ausgehend von diesen und weiteren gewonnenen Erkenntnissen formulierten die Studentinnen eine ganze Reihe von Handlungsempfehlungen für die Juwelierinnen und Juweliere. So sei es beispielsweise wichtig, in den zielgruppenrelevanten sozialen Netzwerken präsent zu sein, dort emotionale oder saisonbedingte Themen aufzugreifen und verstärkt mit Fotos zu arbeiten. Dies müsse dann auf Offline-Kanäle wie etwa das Schaufenster oder Werbemittel übertragen werden, um der Kundschaft ein einheitliches Kauferlebnis zu ermöglichen. Einen Fokus legten die Studentinnen auf das Thema Suchmaschinenoptimierung, über das sie für die Juweliergeschäfte einen Leitfaden mit konkreten Maßnahmen erstellt hatten. Auch empfahlen sie den Geschäftsleuten, sich in die Händleradresslisten auf den Internetpräsenzen der von ihnen vertriebenen Herstellermarken eintragen zu lassen. Da die Kunden ihren Schmuck und ihre Uhren auch deshalb vor Ort kauften, um diese anprobieren und direkt mitnehmen zu können, sollten die Geschäfte ihre Ware immer in verschiedenen Ausführungen bevorraten. Die Anwesenden nahmen diese und weitere Ratschläge wie etwa die Möglichkeit zur Terminvereinbarung über das Internet dankbar an.
„Die Praxisnähe des Projektes wird durch die von den Studierenden abgeleiteten Handlungsempfehlungen deutlich“, betont Dozent Dr. Andreas Hesse, im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Koblenz Vertretungsprofessor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Für Juweliere gehe es darum zu wissen, an welchen entscheidenden Offline- und Online-Kontaktpunkten sie inwieweit aktiv sein müssen, um potenzielle Kunden zu erreichen: „Die gewonnenen Erkenntnisse sind für die (Weiter-) Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie von Juwelieren entsprechend von hoher Relevanz.“