III. KiTa-Kongress am 14.09.2017
Daten, Zahlen, Fakten – Was sagt uns das? Kongress in Koblenz zeigt Chancen aber auch Tücken der Statistik auf
Wie sieht der Fachkraft-Kind-Schlüssel in Rheinland-Pfalz aus? Wie viele Betreuungsplätze gibt es? Für diese und viele weitere Fragen rund um die Kindertagesbetreuung werden in jedem Jahr Statistiken angefertigt. Was aber sagen uns diese Zahlen? Und welche Schlüsse ziehen wir daraus? Diesen Themen widmete sich der III. KiTa-Kongress des Landes Rheinland-Pfalz an der Hochschule in Koblenz, den Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig eröffnete. Der Kongress wird gemeinsam vom Bildungsministerium und dem Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit I Rheinland-Pfalz (IBEB) veranstaltet und ist das Forum zur Kindertagesbetreuung, bei dem sich Erzieherinnen und Erzieher, Träger, Initiativen, Eltern, Wissenschaft und Politik austauschen. Der Präsident der Hochschule Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran wies auf die mittlerweile selbstverständlich gewordene akademische Bildung im Bereich der frühen Kindheit hin, die Prodekanin des Fachbereichs Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Katrin Schneiders, stellte die Besonderheiten der empirischen Erkenntnisse in den Sozialwissenschaften heraus, die nicht immer eindeutig und sehr von den jeweiligen Perspektiven geprägt sei.
"Die Kindertagesbetreuung in Rheinland-Pfalz umfasst rund 2.600 Kindertagesstätten und mehr als 1.500 Kindertagespflegepersonen. Um dieses große und immer noch weiter wachsende System zu steuern, brauchen wir ein umfassendes Monitoring. Das streben wir mit der Novellierung des Kindertagesstättengesetzes in Rheinland-Pfalz an", sagte Stefanie Hubig zu Beginn und betonte: "Wir haben in nahezu allen Bereichen der Kindertagesbetreuung ein Wachstum zu verzeichnen. Das ist erfreulich, denn eine gut ausgebaute Infrastruktur in der Kindertagesbetreuung ist gut für die Kinder, für die Eltern und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Mittelpunkt unseres Handelns stehen dabei immer die Kinder und Familien, die Fachkräfte, Träger und Jugendämter. Deswegen helfen uns die Zahlen der Statistiken alleine nicht weiter. Wir müssen die Zahlen interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dazu wird dieser Kongress wichtige Impulse geben." Mit Professor Dr. Gerd Bosbach von der Hochschule Koblenz und Dr. Christiane Meiner-Teubner vom Deutschen Jugendinstitut hatte die Tagung hochkarätige Fachleute für die beiden Hauptvorträge am Vormittag geladen. Bosbach stellte Fehler und Täuschungen vor, beispielsweise der angebliche hohe Eisengehalt von Spinat. Dieser beruhe auf einem einfach zu durchschauenden Rechenfehler. Der Statistiker rief dazu auf, Zahlen kritisch zu hinterfragen und sich Zeit im Umgang mit Statistiken zu nehmen. Meiner-Teubner stellte die Aussagekraft der amtlichen Statistik für die Kindertagesbetreuung vor, die der Aufbereitung bedürften. Nicht alle Fragen ließen sich durch die Statistik beantworten, so sei es nicht möglich, die Entwicklung einzelner Einrichtungen zu erheben. Am Nachmittag standen für die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer neun Impulsforen zum Thema an. Die Impulsgeber aus Wissenschaft und Praxis stellten u.a. die Aussagekraft einzelner Statistiken, den Datenschutz, die Bedeutung des verbrieften Rechtes auf Beschwerden, die Bedeutung der Daten für kleinere Träger vor. "Immer wieder werden wir mit Zahlen konfrontiert, die uns den Arbeitsalltag der Kindertagesbetreuung erklären wollen. Wir brauchen Daten und Statistiken, nicht nur um Finanzströme abzubilden, sondern vor allem um verlässliche Aussagen zur Qualität und Wirkung frühkindlicher Bildung zu treffen. Das IBEB unterstützt als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis alle Akteure im Bereich der frühkindlichen Bildung durch die Aufbereitung von Daten, Zahlen und Fakten. Wir betonen den Wert der frühkindlichen Bildung und deren Bedeutung für die Kinder und ihre Familien, aber auch für die gesamte Gesellschaft", sagte Professor Dr. Armin Schneider, Direktor des IBEB. Das unterstrich auch Bildungsministerin Stefanie Hubig: "Die Kindertagesbetreuung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Kommunen als Träger der Kindertagesstätten und die Länder benötigen dazu die finanzielle Unterstützung des Bundes." In Rheinland-Pfalz gibt es rund 2.600 Kindertagesstätten. Bei der Kindertagesbetreuung der unter Dreijährigen nimmt Rheinland-Pfalz mit einer Versorgungsquote von 41 Prozent eine Spitzenposition unter den westdeutschen Flächenländern ein. Das Land investiert in diesem Jahr mehr als 600 Millionen Euro in die Kindertagesbetreuung.
Pressemitteilung vom 14.09.2017