Vom Hörsaal auf die Olivenplantage – Absolvent gründet Unternehmen für Bioprodukte
02.06.2023
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„Philia“ – im Griechischen die Bezeichnung für eine intensive Freundschaft – ist der Name des Unternehmens und verweist auf die besondere Verbindung zwischen den beiden Gründern Eduard Rempel und Timo Stosius, die sich als Mitarbeiter der ersten Stunde beim Softwareentwickler Sdui im Technologiezentrum Koblenz kennengelernt hatten. Durch Freundschaft kam Rempel auch erst dazu, „Phillia“ zu gründen: Während seines Studiums in Griechenland unterstützte er ehrenamtlich die christliche Diakonie von Thessaloniki, wo er die Bekanntschaft von Timotheos und schließlich von dessen Freund Nikos machte. Nikos leitet ein Netzwerk mehrerer kleiner Familienbetriebe aus ganz Griechenland, die gemeinsam anstreben, ihr hochwertiges Olivenöl und weitere Lebensmittel in Bioqualität zu produzieren und zu verkaufen.
„Diese traditionellen Familienbetriebe haben wenig Möglichkeiten, ihre Produkte über die Landesgrenzen hinaus zu vertreiben“, weiß Eduard Rempel, der ihnen seine Hilfe beim Aufbau einer eigenen Marke anbot und dafür seinen Freund Timo Stosius in Deutschland nachts aus dem Bett klingelte: „Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht ohne ihn machen kann.“ Eine Blindverkostung des schmackhaften Olivenöls überzeugte die beiden jungen Männer vollends, ihre Zeit und Energie in dieses Projekt zu stecken. Sie brachten eine erste Palette mit 1000 Flaschen – deren Etiketten sie zunächst noch von Hand aufklebten – nach Deutschland. Dort verkauften sie das Olivenöl zunächst nur im Familien- und Bekanntenkreis, bei anderen Studierenden sowie in kleinem Rahmen auf Märkten. Dann konnten sie ein paar regionale Geschäfte, Restaurants und Hotels dafür gewinnen, das Produkt zu verkaufen. „Der milde Geschmack des Ölivenöls kam überall so gut an, dass wir bald einen Webshop aufbauen mussten, um der Nachfrage gerecht zu werden“, so Stosius. In der Anfangszeit lagerten sie die Flaschen im Technologiezentrum Koblenz, wo sie abends neben ihrer regulären Arbeit die Päckchen für den Versand vorbereiteten.
„Durch mein Studium Marketing und International Business hatte ich schon alle Kenntnisse, die ich brauchte, um die Kleinbauern bei der Vermarktung und dem Export ihres Olivenöls zu unterstützen“, stellt Rempel in der Nachbetrachtung fest, „ich musste mein Wissen nur noch in der Praxis anwenden, was sehr gut funktionierte.“ Zudem konnte er bei der Gründung seines Unternehmens auf die Tipps seines Professors Dr. Andreas Hesse zurückgreifen. Bei ihm verfasste er auch seine Bachelorthesis mit dem Titel "Erfolgsfaktoren des Social Purpose Marketing“, in der er sich mit dem sozialen Aspekt seiner Unternehmung befasst. „Wir haben von Anfang an einen Teil des Umsatzes an soziale Projekte in Griechenland gespendet und unterstützen damit unter anderem geflüchtete Menschen“, so Rempel.
Neben der hohen Qualität des Olivenöls und ihrem sozialen Engagement liegt den beiden Gründern auch der Tierschutz am Herzen. „Es gibt Berichte in Wissenschaftsmagazinen, dass einige Bauern ihre Oliven nachts ernten, weil durch die kühleren Temperaturen das Aroma besser sein soll. Bei der maschinellen Ernte fahren sie dann mit riesigen Erntemaschinen über die Bäume und töten auch Vögel“, berichtet Stosius, der regelmäßig in Griechenland an der Ernte teilnimmt, „unsere Oliven werden konventionell von Hand eingesammelt, dafür muss kein Tier sterben.“
Mittlerweile bieten die beiden Gründer in ihrem Webshop www.philia-nature.de auch andere Produkte an, die die griechischen Kleinbauern produzieren. Dazu gehören Bergtee, Brot, Olivenpaste sowie eingelegte Oliven und Tomaten. „Wir arbeiten gerade mit unseren Partnern daran, unser Angebot um zusätzliche Produkte zu erweitern“, berichtet Eduard Rempel, der drei Jahre nach der Gründung seines Unternehmens dankbar auf sein Studium zurückblickt: „Ohne die Hochschule Koblenz und mein Auslandssemester wäre es nicht dazu gekommen.“