50 Jahre Koblenzer Fachbereich Sozialwissenschaften

23.08.2021

Hochschule|

Begegnungen mit Grenzen … und eine Überraschung für den langjährigen Dekan Prof. Dr. Günter J. Friesenhahn

  • 50 Jahre FB SoWi

Zu einem internationalen Symposium zum Thema „Soziale Arbeit – Begegnung mit Grenzen“ hatte der Fachbereich Sozialwissenschaft der der Hochschule Koblenz Wissenschaftler*innen aus dem internationalen Kontext eingeladen. Erst am Ende der im Internet übertragenen Veranstaltung, an der über 50 Personen teilnahmen, wurde der eigentliche Anlass deutlich: Die Überreichung einer Festschrift genau zu dem Thema, die von Personen verfasst wurde, die vom Leben und Wirken des bis Anfang 2021 amtierenden Dekans Prof. Dr. Günter J. Friesenhahn inspiriert wurden.

In seiner Begrüßung der überwiegend in englische Sprache durchgeführten wissenschaftlichen Tagung hob der derzeitige Dekan Prof. Dr. Armin Schneider hervor, wie aktuell das Thema der Begegnung mit Grenzen für die Soziale Arbeit sei, gerade in Bezug auch zu einer Pandemie und den Ereignissen in Afghanistan. Als besonderen Gast konnte er die Präsidentin der International Association of Schools of Social Work (IASSW), Prof. Annamaria Campanini aus Mailand begrüßen. Friesenhahn führte in die Thematik der Tagung ein: Grenzen ziehen, mit unterschiedlichen Grenzziehungen umgehen, Soziale Arbeit sei eine globale Profession, die lokal arbeite, aber von ihrem Verständnis her immer auch wissensbasiert politisch wirke. Campanini wies in ihrer Keynote auf die internationale Tradition Sozialer Arbeit hin, schon die erste Präsidentin der IASSW, Alice Salomon, habe auf die Verwobenheit von wirtschaftlichen Strukturen und sozialen Themen hingewiesen: „Soziale Ungerechtigkeit ist eine Konsequenz eines ungerechten ökonomischen Systems“. Soziale Arbeit habe eine weltweite Mission, die im jeweils regionalen Kontext umgesetzt werden müsse.

In einer vom Initiator des Symposiums, Prof. Friedrich W. Seibel, moderierten Zeitreise berichteten Zeitzeugen aus den verschiedenen Etappen des Jubiläumsfachbereichs. Der Start erfolgte 1971 mit 90 Studierenden, das damals zuständige Ministerium habe entschieden, dass es zwei Bereiche Sozialarbeit und Sozialpädagogik geben müsse. Im Wintersemester 1971/1972 starteten damals 90 Studierende. Eine Studierende der ersten Stunde, Susanne Elsen, heute Professorin an der Universität Bozen, würdigte den Jubiläums-Fachbereich und das internationale Wirken von Günter Friesenhahn auch in der Promotionskommission in Bozen. Alle Zeitzeug*innen trugen jeweils ihre Sicht der Dinge, einige Anekdoten aus der jeweiligen Zeit vor und verknüpften dies mit einer kurzen Laudatio bezogen auf das Wirken von Günter J. Friesenhahn. Dieser arbeitete über viele Jahre zusammen mit Prof. Seibel im European Center für Community Education (ECCE), nach der deutschen Einheit wirkte er an der Gründung der Fachhochschule Erfurt mit, war Vorstand der European Association of Schools of Social Work (EASSW) und hatte verschiedene Gastprofessuren inne, z. B. in Venedig. Prof. Otto Filtzinger, einer der ersten Dekane, wies auf ein gemeinsam mit Friesenhahn entwickeltes Modul für eine interkulturelle Pädagogik in der Erzieherausbildung hin und die vor vielen Jahrzehnten schon geforderte akademische Ausbildung in der Frühpädagogik, heute wie damals gelte es stärker vom Kind aus zu denken. Prof. Dr. Andreas Thimmel von der Technischen Hochschule Köln hob die besondere Rolle der Hochschule Koblenz für die Internationale Jugendarbeit hervor. Prof. Dr. Anette Kniephoff-Knebel und die Vizepräsidentin der Hochschule Koblenz Prof. Dr. Daniela Braun würdigten Friesenhahns Haltung des Vertrauens, der Anerkennung der Vielfalt und dessen Kunst in all seinen Funktionen, vor allem auch als Dekan, machbare Lösungen zu generieren.

Einen gewissen Überraschungseffekt für Prof. Dr. Friesenhahn bedeutete die mit einem kleinen Empfang verbundene Überreichung des zu seinen Ehren von Prof. Seibel, Prof. Schneider und Prof. Thimmel herausgegebene zweisprachige Buch „Soziale Arbeit – Begegnung mit Grenzen. Social Work – The Encounter with Borders“. In diesem Band zeichnen 21 Autor*innen in wissenschaftlichen Artikeln Aspekte dieses Themas auf, die Teile des Bandes behandeln die Bereiche: Grenzen überschreiten, über Grenzen hinweg arbeiten, Grenzbegegnungen und Grenzüberwindungen. Das Buch ist im Wochenschau-Verlag erschienen, in dem Verlag, in dem Friesenhahn seit 20 Jahren Herausgeber der Lehrbuchreihe zur Sozialen Arbeit ist.