Ahnen: Forschung in Fachhochschulen wird weiter gestärkt

Zielvereinbarungen zur neuen Fachhochschulinitiative des Landes in Mainz unterzeichnet

„Ein Schlüssel zu einer im Wettbewerb erfolgreichen und für Studierende wie Lehrende attraktiven Hochschule liegt in ihrem individuellen Profil nicht nur in der Lehre sondern auch in der Forschung. Das gilt auch für die Fachhochschulen. Mit einer neuen Initiative zur Unterstützung der Forschung an Fachhochschulen wollen wir die Hochschulstandorte hier im Land für diesen Wettbewerb stärken.“ Das unterstrich Wissenschaftsministerin Doris Ahnen anlässlich der Unterzeichnung der Zielvereinbarungen zur Umsetzung der neuen Fachhochschulinitiative des Landes mit der Präsidentin der Fachhochschule Koblenz und den Präsidenten der Fachhochschulen Bingen, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mainz, Trier und Worms heute in Mainz.

„Das Land stellt den Fachhochschulen für die Zeit bis Ende 2013 zusätzlich zur Grundfinanzierung 5,4 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie in eigener Verantwortung insbesondere in den Bereichen der anwendungsnahen Forschung, des Wissens- und Technologietransfers, der Kooperation und der Verzahnung von Absolventenqualifizierung und Forschung ihr jeweiliges spezifisches Profil weiter schärfen können. Gegenüber den Fördermitteln in den vergangenen drei Jahren bedeutet dies in den Jahren 2011 bis 2013 eine Steigerung der Forschungsförderung an den Fachhochschulen um mehr als 50 Prozent. Darüber hinaus stehen für die Fachhochschulen insgesamt bis zu einer Million Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereit, die zusätzlich eingeworben werden können“, kündigte die Ministerin an. Zur Umsetzung dieser kontinuierlichen und verlässlichen Forschungsförderung habe jede einzelne Fachhochschule im Dialog mit dem Wissenschaftsministerium ihr jeweiliges Konzept zur Weiterentwicklung des Forschungsprofils formuliert und verpflichte sich mit der heutigen Unterzeichnung der Zielvereinbarungen, dieses Konzept schrittweise in den kommenden Jahren umzusetzen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Landeshochschulpräsidentenkonferenz und Präsident der Fachhochschule Kaiserslautern, Prof. Konrad Wolf, unterstrich: „Die Fachhochschulinitiative fördert eine eigenverantwortliche Weiterentwicklung der angewandten Forschung an den einzelnen Fachhochschulen. Diese Profilierung macht die Fachhochschulen zu wichtigen Kooperationspartnern für die Wirtschaft, stärkt sie im Wettbewerb um die besten Studentinnen und Studenten und garantiert deren qualifizierte Ausbildung.“

Die rheinland-pfälzischen Hochschulen und insbesondere die Fachhochschulen seien ganz offenkundig für Studierende besonders attraktiv, hielt Wissenschaftsministerin Ahnen fest. Das zeigten unter anderem die Zuwächse bei der Entwicklung der Studierendenzahlen im dritten Jahr des Hochschulpaktes. 2009 sei die Zielvorgabe dieses von Bund und Ländern vereinbarten Paktes von den sieben Fachhochschulen um fast 50 Prozent übertroffen worden. Für 2009 waren 855 zusätzliche Studienanfängerinnen und Studienanfänger gegenüber 2005 vereinbart, das tatsächliche Plus lag bei knapp 1.300 Studierenden. Auch als Forschungsstandort seien die Fachhochschulen zudem zunehmend gefragt. Der Blick auf die Drittmitteleinwerbungen für die zum   weitaus überwiegenden Teil sehr anwendungsnahen Forschungsprojekte zeige enorme Zuwachsraten in den sieben Fachhochschulen. So hätten sie gemeinsam 2006 erstmals die Zehn-Millionen-Euro-Grenze bei der Einwerbung von Forschungsmitteln überschritten und in den Folgejahren – zuletzt im Jahr 2009 mit 13,9 Millionen Euro eingeworbener Drittmittel – diesen erfreulichen Trend fortgesetzt.

„Mit der neuen Fachhochschulinitiative wollen wir diese Entwicklung weiter unterstützen und zugleich einen weiteren Beitrag zur Stärkung der Autonomie der Hochschulen leisten. Die Fachhochschulen erhalten nicht nur mehr Mittel sondern auch mehr Planungssicherheit für die Umsetzung ihrer jeweiligen Entwicklungsstrategien. Und die Forschenden werden durch den Wegfall von Antragsverfahren in der bisher projektbezogenen Förderung von Verwaltungsarbeiten entlastet. Das kommt der Forschung sicherlich aber auch der Lehre zugute“, betonte Doris Ahnen.


Zusammenfassender Überblick über die zentralen Ziele der Entwicklungs- und Forschungskonzepte der sieben Fachhochschulen in Rheinland-Pfalz

Die Fachhochschule Bingen zeichnet sich durch ein breites naturwissenschaftlichtechnisches Forschungsprofil in den Lebens- und Ingenieurwissenschaften aus. Die fachlichen Schwerpunkte in der angewandten Forschung lassen sich unter den Themen Energie, Mobilität, Informationstechnik und Umwelt zusammenfassen. Die Profilbildungsstrategie der FH Bingen sieht vor, die Potentiale der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch besser zu nutzen und die Qualität der Forschung weiter zu verbessern. Die Wettbewerbsfähigkeit soll durch nationale und internationale Vernetzung und durch mehr Sichtbarkeit der eigenen Forschung gesichert werden. Die Zahl und Qualität der Forschungsprojekte soll gesteigert sowie die Qualität der Lehre durch die angewandte Forschung weiter verbessert werden.

Die Fachhochschule Kaiserslautern hat bereits im Jahr 2005 mit den Themen „Integrierte miniaturisierte Systeme“, „Zuverlässige Softwareintensive Systeme“ sowie „Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen“ profilbildende Forschungsschwerpunkte identifiziert, die durch die Fachhochschulinitiative weiter gestärkt werden können. Ein großer Teil der Mittel aus der Fachhochschulinitiative soll daher verwendet werden, um eine zusätzliche Projektförderung in diesen Schwerpunktbereichen einzurichten.

Mit den Mitteln der Fachhochschulinitiative wird an der Fachhochschule Koblenz zusätzlich ein Förderprogramm zur gezielten Unterstützung bereits erfolgreicher Forschungsbereiche in den Themenfeldern MINT (Bauwesen, Ingenieurwesen, Mathematik und Technik) und WISO (Betriebswirtschaft, Betriebs- und Sozialwirtschaft, Sozialwesen) eingerichtet. Diese sollen als wichtige Säulen der Drittmitteleinwerbung gezielt gestärkt und ausgebaut werden.

Die Profilbildung der Fachhochschule Ludwigshafen zielt auf die Fortentwicklung ihrer forschungsstarken Bereiche „Employability-Forschung“, „Forschung zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung“ sowie „Neuroökonomie und Konsumverhalten“ ab. Alle drei Schwerpunkte zeichnen sich dadurch aus, dass es sich um recht junge, in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnende Forschungsgebiete handelt. So wird beispielsweise nachhaltiges Wirtschaften in einer globalen, dem Klimawandel unterliegenden Welt zunehmend in den Fokus von Unternehmen rücken. Ebenso wird das Thema der andauernden Beschäftigungsfähigkeit – unter anderem bedingt durch den demografischen Wandel – immer bedeutungsvoller.

Zentrale Forschungsschwerpunkte der Fachhochschule Mainz sind die Bereiche „Informationstechnik und Kommunikation“ und „Innovative Verbundwerkstoffe in Bauwesen und Architektur“. Beide sollen künftig interaktiv zusammen arbeiten und einzeln agierende Forschungsbereiche gezielt zusammenführen. Bereits bestehende starke Forschungsfelder sollen unter Nutzung vorhandener interner Kompetenzen weiter ausgebaut und  teilweise neu ausgerichtet werden. Dies erfolgt in Hinblick auf eine Intensivierung des anwendungsnahen Wissens- und Technologietransfers als Beitrag für die regionale Wirtschaft.

Die Profilbildung der Fachhochschule Trier erfolgt durch die breitgefächerte Bearbeitung von Forschungsfragen zur „Nachhaltigen Entwicklung“. Diese Zukunftsherausforderung wird in zahlreichen, miteinander vernetzten Einzelprojekten aus den unterschiedlichen Perspektiven Stoffstrommanagement, Energie- und Umwelttechnik, Informationstechnik und Ingenieurwissenschaften bearbeitet. Im Hinblick auf die nur global lösbaren Probleme ist hier insbesondere eine Internationalisierung der Forschungsaktivitäten vorgesehen, verbunden mit einer Verstärkung von öffentlichen Forschungsvorhaben sowie von industriellen Verbundprojekten. Die Fachhochschule Trier will durch die Forschungsinitiative eine weitere Stärkung der Breiten- und Spitzenforschung an ihren Standorten Trier und Umwelt-Campus Birkenfeld erreichen.

Die Fachhochschule Worms verfügt, mit ihren Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Touristik und Verkehrswesen sowie Informatik über eine für die Region sehr interessante Branchenexpertise, die in Kombination mit nationalen und internationalen Kontakten zu einer ausgezeichneten Plattform für Wissens- und Technologietransfer genutzt werden soll. Die Fachhochschulinitiative wird zur besseren Vernetzung der unterschiedlichen Institute mit den jeweiligen relevanten regionalen und überregionalen Unternehmen beitragen. Die Hochschule sieht hierin zusätzliche Impulse, anwendungsorientierte Forschung in den spezifischen Branchenclustern weiter auszubauen.