Balu und Du

Studierende engagieren sich ehrenamtlich

Remagen. Es ist ein Abend unter der Woche und in einem kleinen Besprechungsraum im Erdgeschoss der Fachhochschule in Remagen treffen sich Studierende um über Balus und Moglis zu sprechen.
Nein, es geht nicht um das Dschungelbuch. Es geht um das Projekt „Balu und Du“, ein ehrenamtliches Mentorenprogramm für Grundschulkinder, für die es gut ist, einen „großen Freund“ zu haben. So wie Balu, der Bär aus dem Dschungelbuch.
 „Es gibt genug Zeit am Tag, die man nicht nutzt oder Sachen macht, die eigentlich nicht notwendig sind. So kann man die Zeit sinnvoller nutzen“, sagt ein Balu direkt zu Beginn.

„Balu und Du“ wurde durch den Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. und durch die katholische Hochschulseelsorge am RheinAhrCampus initiiert. Das Projekt gibt es schon seit elf Jahren in verschiedenen Städten und seit diesem Sommersemester gibt es „Balu und Du“ auch an der Hochschule.

Bei „Balu und Du“ geht es darum, dass ein Balu, ein junger Erwachsener zwischen 17 und 30 Jahren und ein Mogli, ein Kind im Grundschulalter, zusammenkommen und Zeit miteinander verbringen. Ob einfach nur auf dem Spielplatz oder in der Eisdiele oder aber auch bei einem Ausflug in das nächste Freibad. Den Aktivitäten sind keine Grenzen gesetzt. Vorausgesetzt es ist bezahlbar und alle haben Lust dazu. Aber dazu später mehr.

Am RheinAhrCampus sind es zurzeit sechs Balus die sich in ihrer Freizeit, neben dem Studium, mit einem Mogli treffen. Die Studierenden kommen aus den unterschiedlichsten Studiengängen: ob Gesundheits- und Sozialwirtschaft, Wirtschaftsmathematik, Logistik- & E-Business oder Sportmedizinische Technik. Hier verfolgen alle dasselbe Ziel: „Ich möchte ein Vorbild für meinen Mogli sein. Ich möchte ihm zeigen, dass ein Zugang zu Bildung immer möglich ist, egal welcher familiäre Hintergrund gegeben ist“, so ein männlicher Balu aus der Runde.
Er selbst kam als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland. „Ich hätte mir damals jemand Älteren gewünscht, der mich an die Hand genommen hätte“. So möchte er seinen Mogli heute an die Hand nehmen.

Moglis werden durch ihre Grundschullehrer an die Projektleiter von „Balu und Du“ benannt.
Mit der Frage „Um welches Kind machen Sie sich Sorgen?“ treten diese vorab an die Schulen heran. Mogli, Balu, Eltern, Lehrer und Projektleiter treffen sich dann zum gegenseitigen Beschnuppern. Wenn alle Parteien sich gut riechen können, wird die Partnerschaft eingegangen- für ein ganzes Jahr.

„Ich freue mich sehr, dass Studierende am Campus Verantwortung übernehmen und dieses anspruchsvolle Ehrenamt für ein Jahr begonnen haben“ so Christopher Hoffmann, Pastoralassistent im Dekanat Remagen – Brohltal und aktiv in der Hochschulseelsorge am RheinAhrCampus. Gemeinsam mit Christiane Böttcher von der Caritas Geschäftsstelle in Ahrweiler begleitet der Theologe die Studierenden auch in der Campusgruppe, wo Raum ist für Supervision. „In diesem Jahr bauen Balu und Mogli eine Beziehung auf, die für beide eine wichtige Erfahrung ist. Sie lernen die Lebenswelt des jeweils anderen kennen und entdecken neue Talente.“

Um Verlässlichkeit für das Kind zu gewährleisten und dessen Umgang mit Krisensituationen wirksam zu stärken, gibt der Projektrahmen die Dauer von einem Jahr vor. Einige interessierte Studierende sind – etwa wegen eines Auslandsaufenthaltes -  so lange leider nicht mehr am Campus.    
Die, die dann aber den Schritt wagen, berichten begeistert von dem Projekt:
„Es ist alles eine Sache der Organisation. Mittlerweile ist die Zeit gekommen wo ich mich richtig auf meinen Mogli freue. Das Projekt gibt einem viel zurück“, sagt eine Studentin der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, die bereits seit einigen Monaten Balu sein darf.

Dabei können die Aufgaben der Balus durchaus auch herausfordernd sein. Nicht immer läuft alles glatt. Auch das bewusst kleine Budget von zehn Euro im Monat lässt die Studierenden kreativ werden. „Wenn ich einen Ausflug ins Schwimmbad mache, was vielleicht schon sieben Euro für das Kind kostet, dann muss ich in der nächsten Woche ganz einfach mit meinem Mogli auf den Spielplatz gehen“, so ein weiblicher Balu. So sollen die Kinder ihren Sozialraum erkunden und kostenfreie Angebote in ihrer Nähe kennenlernen.

Aber an Aktivitäten mangelt es den Studis nicht. Ein männlicher Balu berichtet: „Ich habe mir mit meinem Mogli eine Liste erstellt. Immer wenn ich bei ihm bin, suchen wir uns eine Aktivität aus der Liste aus die gerade passt und auf die wir Lust haben“.

Die Studierenden bestätigen, dass das Projekt einen anderen Blickwinkel auf das eigene Leben zulässt. Ob es die Perspektiven nach dem Studium sind, die überdacht werden oder vielleicht einfach die Projekt- und Hausarbeiten, wo die Noten zwar wichtig sind, aber wiederrum dann doch nicht über alles gehen.

„Manchmal freue ich mich über meine Sorgen“, sagt ein Balu. „Viele Dinge, wie ein Pausenbrot sind für den einen oder anderen selbstverständlich. Es schockiert dann umso mehr, dass es Kinder gibt, die kein Mittagessen oder Frühstück bekommen“, so der Balu weiter.

Jedes Kind hat viel zu bieten und kann durch dieses Projekt wach gekitzelt werden. Dies ist möglich, weil es an Freizeit gekoppelt und somit freiwillig ist. Das Kind freut sich auf das Treffen mit seinem Balu und hat dadurch ein Jahr lang Zeit sich zu entwickeln. Verlieren lernen, im Team stark sein können und dabei an Selbstbewusstsein gewinnen, dass alles geht in einem Jahr – und noch viel mehr.

„Das Projekt ist offen für alle interessierten Studierenden und auch alle anderen jungen Erwachsenen aus Remagen und Umgebung. Derzeit werden weitere Balus gesucht. Aber auch jeder der das Projekt im Rahmen von Geld- und Sachspenden unterstützen möchte ist herzlich willkommen“, so Christiane Böttcher, Projektkoordinatorin von der Caritasgeschäftsstelle in Ahrweiler.   

Zurzeit planen die Balus vom Campus einen Filmeabend für ihre Moglis in der Studentenkneipe „Zum langen Heinrich“ in der Remagener Innenstadt- und welcher Film würde sich da besser eignen als „Das Dschungelbuch“.

Wer Interesse hat, sich beim Projekt zu engagieren kann sich melden bei: Christopher Hoffmann, 02642/41759, christopher.hoffmann@bistum-trier.de  oder Christiane Böttcher, 02641/759860, boettcher-c@caritas-ahrweiler.de