FH-Exkursion zur Bundesbank und zur Frankfurter Wertpapierbörse am 12.12.2011

05.01.2012

Wirtschaftswissenschaften |

Früh morgens um sieben brach eine Gruppe von ca. 25 Bachelor- und Masterstudierenden des Fachbereichs Betriebswirtschaft auf, um in Frankfurt die Bundesbank mit dem Geldmuseum sowie die Frankfurter Wertpapierbörse zu besichtigen. Organisiert und geleitet wurde die Exkursion von Prof. Dr. Michael Kaul und Frau Berg. An der deutschen Bundesbank, nach zweiein-halbstündiger Fahrt angekommen, durften wir den sehr aufschlussreichen Ausführungen des Herrn Korz lauschen, der uns als Gastgeber half, die Rolle der Bundesbank in der EWU und ihre Funktionsweise im Rahmen des europäischen Zentralbankensystems einzuordnen. Durch den Vortrag erfuhren wir viel Neues, aber auch durch die Vorlesungen im Fachbereich bereits Bekanntes wurde dank des leidenschaftlichen Vortrags des Referenten und seiner Fähigkeit zu einfachen, aber dennoch präzisen Formulierungen nochmals aufgearbeitet und verdeutlicht. So schilderte er im Dialog mit uns, u.a. die Ursachen der aktuellen EURO-Krise, die Indikatoren als Entscheidungsgrundlage für das Handeln der EZB, die Bedeutung von Lohnstückkosten auf die Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Vergleich, sowie die Verschuldung europäischer Staaten und deren Länderratings. Neben der Entwicklung der Kreditvergabe im Euroraum und der durch die Politik geschnürten Rettungspakete wurde uns ein Ausblick auf den zukünftigen Rahmen der EWU gegeben. Nach persönlicher Ansicht des Referenten stehen lediglich zwei Optionen zur Wahl, entweder ein sog. Maastricht-Plus Abkommen (unterschiedliche Zinssätze für die Mitgliedsstaaten) oder eine Fiskalunion.

Nach diesem interessanten und aufschlussreichen Vortrag, dem sicher nicht Wenige auch länger hätten lauschen können, besuchten wir das Geldmuseum im Erdgeschoss des Hauses. Vom Muschelgeld und anderen Tausch- und Geldersatzwaren über Geld- und vor allem antiken, neuzeitlichen und mittelalterlichen Goldmünzen bis hin zum modernen Banknotendruck gab es allerlei Interessantes und Wissenswertes zu entdecken.
Von der Bundesbank brachte uns der Bus in die Innenstadt zu unserem nächsten Besuchstermin bei der Frankfurter Wertpapierbörse. Vorher nutzten viele jedoch in kleinen Gruppen die Gelegenheit für eine kleine Stärkung auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. Nach kurzem Besuch der Innenstadt an diesem verregneten 12. Dezember trafen wir uns wieder für unseren Börsenbesuch um 14.00 Uhr. Im Anschluss an eine Ausweiskontrolle sowie einer Personen- und Gepäckkontrolle mittels Metalldetektor bzw. Röntgenapparat berichtete uns ein Pressereferent von den Handelssystemen der Deutsche Börse AG, insbesondere dem XETRA System.

Das Jahr 1585, in dem einheitliche Wechselkurse für den Handel festgelegt wurden, gilt als das Gründungsjahr der Institution Frankfurter Börse. Heute gehört sie zu einem der weltweit größten Handelsplätze für Wertpapiere. Das jährliche Handelsvolumen umfasste im Jahr 2010 ca. 1.316 Mrd. € und über 590.000 handelbare Finanzinstrumente. Für die Organisation und Verwaltung des Börsenhandels ist der Börsenträger verantwortlich. Im Falle der Frankfurter Wertpapierbörse werden diese Aufgaben von der Deutschen Börse AG übernommen. Das Unternehmen wurde im Jahr 1993 gegründet und feierte bereits acht Jahre später seinen Börsengang. Zu den bereits erwähnten Aufgaben gehören ebenfalls die Ent-wicklung und der Betrieb der Handelsplattformen: so löste im Mai 2011 das Handelssystem Xetra, das für den Kassamarkt implementiert wurde, den über 426 Jahre alten Parketthandel ab. Die Umstellung auf den vollelektronischen Handel war ebenfalls ein Schwerpunkt der 45-minütigen Präsentation mit dem Titel „Handelssysteme einschließlich Xetra“. Auf die Vorstel-lung der wichtigsten Beweggründe für die Umstellung des Parketthandles auf den Computerhandel wurden uns die Grundlagen des Xetra-Handels erläutert.

Zur Verdeutlichung der Vorgehensweise des Handels an der Börse erhielten wir einen umfassenden und informativen Einblick in das elektronische Orderbuch. In diesem werden alle eingehenden Kauf- und Verkaufsaufträge der Marktteilnehmer erfasst. Bis zu ihrer Ausführung verbleiben die Aufträge in dem genannten zentralen Orderbuch. Desweiteren wurde uns die besondere Rolle der sogenannten Spezialisten erklärt. Sie unterstützen die Ausführung von Aufträgen in Xetra und sichern somit die Liquidität am Börsenplatz. Wir bekamen die Spezialisten auch tatsächlich zur Sicht als wir im Anschluss an den Vortrag das Geschehen im Handelssaal aus der Besuchergalerie beobachten konnten. Die Spezialisten der Wertpapierhandelsbanken arbeiten heute in den fünf runden und zwei halbrunden Maklerschranken, die nach der Modernisierung des Handelssaals entstanden. Es herrschte dort kein wirres Chaos mehr, bei dem eine große Zahl von Händler miteinander wild per Handzeichen kommuniziert. Der Parketthandel mit seinen chaotisch anmutenden Aktivitäten schien früher wie ein Sinnbild für die teilweise sehr turbulenten und wechselhaften Geschehnisse auf den Finanzmärkten sein. Die heutige Atmosphäre im Handelssaal lässt diesen Eindruck leider nicht mehr entstehen.

Umso mehr konnten wir bspw. die neue Hightech-Grafik auf dem Boden der Besuchergalerie bestaunen. Mit einem farbigen Leuchten gibt dieser die Bewegung der einzelnen Aktienkurse aus den wichtigsten Indizes in Echtzeit wieder. Auch die neue Optik des Saals (siehe Bild 2), die im Zuge der Umstellung auf den Computerhandel modernisiert wurde, hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Anschließend begaben wir uns auf den Heimweg zurück nach Koblenz. Dabei machten wir einen Halt in einem XXL Restaurant, um unseren Hunger ausgiebig stillen zu können. Mit Schnitzel-Portionen in den Größen 250g, 500g und für die ganz Mutigen unter uns 1000g ist uns dies sicherlich gelungen. Nach dem unterhaltsamen Abendessen und nach dem die Teller aufgegessen waren – dies ist nur ganz wenigen geglückt – verließen wir mit unseren gepackten „Doggy-Bags“ und den zahlreichen, interessanten Eindrücken von dem Tag das Restaurant.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich beim "Förderkreis BWL" für die umfangreiche Unterstützung und bei Prof. Dr. Kaul sowie bei Frau Berg für die Organisation, Durchführung und die sympathische Begleitung dieser Exkursion bedanken!

Dovilė Žvinytė und Stephan Fahl