Schwindelfreie Bauingenieure wollen hoch hinaus

Bei strahlendem Sonnenschein und weit über 30°C war für neun Studierende des Bauingenieurwesens körperliche Leistung gefragt. Im Rahmen der Mastervorlesung Baudynamik bei Herrn Dr.-Ing. Wolfram Kuhlmann wurde an einer Fußgängerbrücke nahe der Hochschule eine Erschütterungsmessung durchgeführt.

Dazu musste die Brücke natürlich tatkräftig angeregt werden, was nach einiger Übung auch ganz gut funktionierte. Die Möglichkeiten waren vielseitig: im Gleichschritt marschieren, auf der Stelle im Takt treten oder hüpfend die Brücke zum Schwingen bringen. Die Herausforderung war es, genau die Eigenfrequenz zu treffen, welche die Brücke am stärksten anregt. Gleichzeitig wurden die Reaktionen der Brücke mit einem Messsensor aufgezeichnet. Dieser zeichnet die Schwinggeschwindigkeiten in allen drei Raumrichtungen auf. Die Erschütterungen waren aber auch so eindeutig zu spüren. Vorbeikommende Fußgänger und Radfahrer guckten sehr verblüfft und fragten sich wohl, warum man bei der Hitze auf einer Brücke herumspringt. „Keine Angst, die Brücke bricht noch nicht zusammen“ sagte Herr Kuhlmann zu einer, sich besonders vorsichtig nähernden Passantin. Das Ergebnis der Messung war beruhigend: selbst durch „mutwilliges Aufschaukeln“, wie es in der Fachsprache heißt, waren die gemessenen Schwingungen akzeptabel.

Im Anschluss daran ging es weiter zum zweiten Teil der Exkursion: der Kirchturm in Dieblich. Dort bewiesen die Studierenden Schwindelfreiheit, da die Schwingungen des Turmes in der ca. 18m hohen Glockenstube gemessen werden mussten. Zunächst postierten sich alle eine Etage unterhalb der Glockenstube, wo Herr Kuhlmann den Ablauf der Messung erklärte. Jede Viertelstunde unterbrachen die Glocken seine Erklärungen und erschreckten einige Studierende immer wieder aufs Neue. Danach ging es ganz nach oben. Als sich alle Teilnehmer rund um die Glocken verteilt hatten, ging es los. Nacheinander wurde jede Glocke eingeschaltet und erzeugte neben dem deutlich hörbaren Schall auch Schwingungen, die auf den Turm übertragen wurden. Auch hier nahm ein Messsensor die Schwingungen auf, welcher von Herrn Kuhlmanns fleißigem Helfer überwacht wurde.

Während die Studierenden sich in sicherem Abstand zu den Glocken die Ohren zuhielten, bewies ihr Dozent akrobatisches Geschick und bestimmte mit einem Meterstab den maximalen Läutewinkel, der schwingenden, bis 1,5 Tonnen schweren Glocken. Einige Studierende versuchten zu guter Letzt noch den Turm durch rhythmische Bewegungen zu noch größeren Schwingungen anzuregen, was ihnen auch gelang. Nach der Auswertung und Erläuterung der Messergebnisse ging eine sehr eindrucksvolle und schöne Exkursion zu Ende.