Wochenend-Seminar zum Kulturbewusstsein am RheinAhrCampus

„Managing Cultural Diversity“ – Der Umgang mit der kulturellen Vielfalt

Warum verbringen insgesamt 35 Studierende und Lehrende aus neun verschiedenen Kulturen ein komplettes Wochenende gemeinsam am RheinAhrCampus der FH Koblenz, anstatt sich den Hobbies oder dem Lernen für die anstehenden Klausuren hinzugeben? Die Teilnehmer des Seminars erhielten als Ausgleich für diese "Entbehrung" etwas unvergleichbar Wertvolleres, da es in dieser Konstellation wohl einzigartig war: Die Einsicht, dass trotz zunehmender Globalisierung und der vielfach in den Medien heraufbeschworenen Vereinheitlichungen in einem gemeinsamen Europa, die individuelle Kultur eines Jeden sowie der nationalen Gruppen doch noch sehr unterschiedlich sind und zu Missverständnissen führen können. Veranschaulicht wurde dies von Dr. Laurent Borgmann - Leiter des Bereichs Sprachen/Internationales - durch den Vergleich von Kultur mit einer Computersoftware. Dieser Vergleich wurde von den Teilnehmern direkt aufgegriffen und an konkreten Beispielen durchgespielt: Wenn unsere eigene Kultur wie eine Software ist, wer sind dann die Programmierer? Was verursacht Inkompatibilität zwischen den Kulturen? Wie schaffen es Personen mit Migrationshintergrund, zwei sehr unterschiedliche Parallel-Programme gleichzeitig auf ihrer „Festplatte“ laufen zu lassen, ohne, dass das System abstürzt? Welche gesellschaftlichen „Updates“ hat es in den letzten Jahren gegeben (z.B. die „Homo-Ehe“) und haben wir alle diese Updates wirklich schon vollständig integriert?

Markus Schmidt vom Fachbereich Elektrotechnik der Fachhochschule Koblenz brachte es für alle auf den Punkt: „Dann ist sozusagen Kultur der Code, mit dem wir das Wahrgenommene dechiffrieren und in ein Wertesystem einordnen, um uns in einer immer komplexer werdenden Welt zu orientieren, aber natürlich auch, um uns durch die eigene Kultur zu definieren.“ Es wurde diskutiert, dass dieser Vorgang unbewusst abläuft - er wird erst sichtbar, wenn verschiedene Kulturen miteinander verglichen werden oder abrupt aufeinander stoßen. Dies wurde sehr amüsant anhand einer Sammlung von Vorurteilen gegenüber den anwesenden Nationalitäten umgesetzt, was deshalb gut funktionierte, weil das Seminar international besetzt war. Spanische, englische, schwedische, irische, polnische, iranische, französische, malaysische und litauische Studierende sowie Referenten sammelten geläufige Vorurteile in einer Ländertabelle, mit deren Hilfe die damit einhergehenden Werte der jeweiligen Kulturen sichtbar wurden. So sollte sich auch jede Nationalität die Frage stellen, was wohl die gängigsten Vorurteile gegenüber der eigenen Nationalität sind. Dabei zeigte sich, dass sich viele Kulturen ihrer Außenwirkung bewusst sind und dass aber sehr wohl Unterschiede zwischen der Selbst- und der Fremdeinschätzung bestehen. So betrachteten sich beispielsweise die deutschen Seminarteilnehmer keineswegs als Sauerkraut essende Biertrinker - Die Nation, die für alles stets einen exakten Plan in der Schublade liegen hat.