„Wohnen für Hilfe“ bereichert den Alltag von Senioren und Studierenden im Kreis Ahrweiler

REMAGEN/SINZIG. Vor drei Jahren startete das Studierendenwerk Koblenz in Zusammenarbeit mit der Hochschule Koblenz das innovative Wohnprojekt „Wohnen für Hilfe“, in dem ältere Menschen, Alleinstehende oder Familien Studierenden mietfreien Wohnraum überlassen und im Gegenzug vereinbarte Hilfen im Alltag erhalten. Derzeit gibt es 24 Paare in der Region Koblenz und Remagen, die durch „Wohnen für Hilfe“ vermittelt wurden. Darunter auch die beiden Seniorinnen Ursula Venator aus Remagen und Hildegard Kolb aus Sinzig, die ihre neue internationale Wohngemeinschaft nicht mehr missen möchten.

  • Seniorin mit Student gemeinsam am Klavier

    Hildegard Kolb mit Ahmad aus Syrien

  • Seniorin und Studentin in ihrer Wohngemeinschaft

    Ursula Venator mit Fatma aus dem Oman

Ursula Venator blickt von ihrer Terrasse über das schöne Ahrtal. Hier wohnt sie schon seit Jahren. Leider ist aber auch der nächste Supermarkt einige Kilometer entfernt, was nicht einfach ist: Seit letztem Jahr fährt die 92-Jährige selbst nicht mehr mit dem Auto. Beim Seniorenfrühstück der Caritas erfährt sie vom Projekt „Wohnen für Hilfe“ in Remagen, und ist sofort interessiert. Sie meldet sich bei Anne Dommershausen, der Koordinatorin des Projekts beim Studierendenwerk Koblenz, und wenige Wochen später zieht ihre neue Bewohnerin ein -  mit Auto. Fatma kommt aus dem Oman und lebt schon seit sieben Jahren in Deutschland. Sie studiert Wirtschaftsmathematik am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz in Remagen und hatte bisher nicht viel Kontakt zu Einheimischen. „Endlich bin ich in Deutschland angekommen“, freut sich Fatma erleichtert. Die Seniorin ist genauso begeistert: „Fatma ist eine ganz liebe junge Frau. Wir fahren zusammen nicht nur einkaufen, sondern auch regelmäßig nach Köln zu meinen Kindern.“ So haben die beiden zusammen ein Konzert ihrer Enkelin besucht. „Meine ganze Familie freut sich mit mir, dass Fatma nun bei mir wohnt. Das ist alles noch viel besser als ich es mir vorgestellt habe und ich kann „Wohnen für Hilfe“ jedem empfehlen.“ Anne Dommershausen sieht das natürlich genauso: „Seit Fatma bei Frau Venator wohnt, spricht sie viel flüssiger deutsch. Die Seniorin kommt nun auch überall hin. Ein großer Gewinn für beide!“

Auch für Hildegard Kolb ist ihre besondere Wohngemeinschaft ein großer Gewinn. Als sie von „Wohnen für Hilfe“ erfährt, wohnt die 82Jährige alleine in einem schönen Haus mit Garten in Sinzig. Es ist noch Platz im Haus, so bewirbt sie sich bei dem Projekt und bietet ein Zimmer an für einen jungen Studenten. Kurze Zeit später zieht Ahmad bei ihr ein, ein junger Mann aus Syrien. Als Kriegsflüchtling führt ihn sein Weg 2012 zunächst nach Jordanien, wo er seine Schulausbildung und eine Schreinerlehre abschließt. Vier Jahre später kommt er nach Deutschland, absolviert in Oberhausen Integrations- und Sprachkurse und studiert heute Medizintechnik am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz.

Beide teilen eine Kriegsvergangenheit und ein großes Interesse an Geschichte und Politik. Durch ihre Erfahrungen sind sie auch sehr an der Geschichte des jeweils anderen interessiert. „Ich finde es schön, dass Frau Kolb mir die deutsche Kultur näherbringt“, meint Ahmad, der ihr im Gegenzug von der arabischen Kultur und Geschichte erzählt. „Ich bin sehr froh, dass Ahmad hier ist“, sagt die Seniorin, die hofft, dass der junge Syrer noch bis zum Ende des Studiums bei ihr wohnen bleibt. „Es ist einfach schön, dass noch jemand im Haus wohnt.“ Wenn sie um Hilfe bittet, ist Ahmad sofort zu Stelle. Dank seiner handwerklichen Begabung kann er auch kleinere Reparaturarbeiten im Haus übernehmen und hat zum Beispiel eine Stelle im Keller, durch die Feuchtigkeit eindrang, wieder dichtgemacht.

Derzeit hat das Projekt noch zwei tolle Wohnungsangebote, für das Studierende sich bewerben können. Und trotz der Corona Epidemie kommen regelmäßig neue Angebote rein. Sobald die Kontaktmaßnahmen gelockert werden und Hausbesuche zur Qualitätssicherung wieder möglich sind, werden weitere Angebote vermittelt werden können. Wer ein Zimmer frei hat und sich für „Wohnen für Hilfe“ interessiert, findet Informationen unter www.wohnen-fuer-hilfe.de oder per E-Mail unter koblenz(at)wohnen-fuer-hilfe.de.