RheinAhrCampus setzt Zeichen gegen Rechtsextremismus

Ulrich Dovermann von der Bundeszentrale für politische Bildung klärte Studierende, Professoren und Mitarbeiter über Rechtsextremismus auf und plädierte für Zivilcourage

Remagen. Gemeinsam gegen Rechtsextremismus! Dass an der Fachhochschule in Remagen nationalsozialistisches Gedankengut unerwünscht ist, haben sowohl Studierende als auch Professoren und Mitarbeiter des RheinAhrCampus bereits mehrfach deutlich gemacht. Mit seinen Aktionen setzte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in den letzten Monaten ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus in unserer Mitte. Nun möchte die Hochschule der Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut weiter entgegen wirken und setzt dabei auf Aufklärung. Ulrich Dovermann, Fachbereichsleiter „Extremismus“ der Bundeszentrale für politische Bildung, informierte in seinem Vortrag „(Rechts-) Extremismus in unserer Mitte“ Studierende, Professoren und Mitarbeiter der Fachhochschule. Dabei ging er auf die Problemstellung, Zuständigkeiten und Herausforderungen ein und machte deutlich, was jeder Einzelne tun kann, um Rechtsextremismus zu bekämpfen.

„Extremismus ist kein Sicherheitsproblem, sondern ein Bildungsproblem“, so Dovermann zu Beginn seines Vortrags. Wie weit rechtsextreme Weltbilder in der Gesellschaft verbreitet sind, machten die Zahlen deutlich, die der Experte seinen Zuhörern präsentierte. So leben in Deutschland derzeit etwa 12.-15.000 gewaltbereite aktive Rechtsextremisten. Die Zahl der Mitglieder in rechtsextremen Organisationen ist mit 40.000 noch weitaus höher. Erfreulich ist, dass die Bundeszentrale für politische Bildung hier in den letzten Jahren eine sinkende Tendenz verzeichnen konnte. Experten gehen jedoch davon aus, dass insgesamt sogar 16-20 Prozent der Deutschen in gewisser Weise über rechtsextreme Weltbilder verfügen. 5-6 Prozent der Deutschen könnten sich nach aktuellen Umfragen vorstellen, eine extremistische Partei zu wählen.

Dovermann machte klar, dass Rechtsextremismus ein Thema ist, von dem jeder einzelne Bürger betroffen ist. Daher kann die Gesellschaft auch nur gemeinsam dagegen vorgehen. Wichtig ist, so der Fachmann, zu verstehen wie rechtsextremes Gedankengut überhaupt entstehen kann und welche Motive dahinter stehen. „Rechtsextremismus ist ein Prozess, den man im frühen Stadium auch unterbrechen kann“. Daher rät Ulrich Dovermann dazu, das Gespräch mit den betroffenen Extremisten zu suchen und eine klare Position zu beziehen. Eine juristische Handhabe habe man nicht, solange gegen Gesetz und Menschenrechte nicht verstoßen werde.

Die starke Beteiligung der Studierenden und Hochschulangehörigen zeigte, dass das Thema auf großes Interesse stößt. In der Diskussion ging Dovermann auf die Fragen der Zuhörer ein und plädierte für Zivilcourage, denn unsere demokratische Gesellschaft lebe von der Mitarbeit eines jeden Einzelnen. „Zivilcourage kann jeder lernen“, so der Experte. Wichtig sei es dabei allerdings, sich selbst nicht in Lebensgefahr zu bringen. Als Tipps gab er den Zuhörern folgendes an die Hand: „Sehen Sie nicht weg und suchen Sie das Gespräch mit den Betroffenen.“ Außerdem sei es immer hilfreich, sich mit anderen Beobachtern zusammen zu schließen und gemeinsam zu handeln.

Auch Prof. Dr. Jens Bongartz, Vizepräsident der Fachhochschule Koblenz, ist der Meinung, dass nationalsozialistisches Gedankengut an der Hochschule nur gemeinsam mit den Studierenden bekämpft werden kann: „Gemeinsam müssen wir einen Geist gegen Rechtsextremismus schaffen und pflegen. Demokratie muss gelebt werden. Hier sind daher sowohl Studierende als auch Professoren, Mitarbeiter und Hochschulleitung gefragt.“