Modul B04 I: Führung und Organisation

Allgemeine Informationen

Führung als zielorientiertes Steuerungshandeln findet auf der gesamtbetrieblichen Ebene und in den einzelnen betrieblichen Einheiten statt, hat einen Sachbezug und einen Personenbezug, ist übersituatives Gestaltungs- und situatives Lenkungshandeln. Dieses umfassende Verständnis von Führung im weiteren Sinne ist das Betrachtungsfeld der Unternehmensführungslehre.

Ganz grundsätzlich kann die Steuerungsleistung der Führung durch situative Lenkung (Führung im engeren Sinne) oder durch übersituative Gestaltung (Organisation) erbracht werden. Beide in ein angemessenes Verhältnis zu bringen, ist eine zentrale Herausforderung an die Unternehmensführung. Das Modul Führung und Organisation bietet eine vertiefte Auseinandersetzung mit den je spezifischen Grundlagen, Gestaltungsoptionen, Wirkungen und Problemaspekten der beiden grundsätzlichen Steuerungsansätze.

Bei genauerer Analyse des Organisationsvorgangs wird deutlich, dass es darum geht, dauerhafte Regelungen zu schaffen. Es müssen Menschen, Sachmittel und Informationen eingesetzt werden, um Aufgaben zu erfüllen und Ziele zu erreichen. Organisatorische Regelungen betreffen daher immer Aufgaben, Aufgabenträger, Sachmittel und Informationen. Diese Elemente werden durch Aufbau- und Ablaufbeziehungen miteinander verknüpft. Das Zusammenwirken der durch organisatorische Regelungen entstandenen Subsysteme bedarf entsprechender Koordinations- und Integrationsmechanismen. Neben Informations-, Kommunikations- und Motivationsfragen tritt die Hierarchie als bekanntestes Mittel zur Systemabstimmung.

Unternehmen sind Wirtschaftseinheiten, in denen sich Menschen zur Erbringung einer Leistung für andere zusammenfinden. Damit aus dieser Zusammenkunft ein leistungsbezogenes (zweckgerichtetes) Zusammenwirken aller entsteht, sind besondere Handlungen erforderlich, die sich auf das eigentliche Ausführungshandeln beziehen: Die Leistungsziele müssen festgelegt und allen an der Leistungserbringung Beteiligten klar werden. Der je spezifische Beitrag von Einzelnen, Gruppen, Abteilungen usw. an der Gesamtleistung muss geregelt werden. Es muss sichergestellt werden, dass für alle Beteiligten der Anreiz zur Erbringung des benötigten Leistungsbeitrags ausreichend ist.

Dies geschieht zum einen durch unmittelbares, situatives Einwirken auf das Ausführungshandeln der Mitwirkenden (Unternehmensführung als Lenkungshandeln), zum anderen durch Ordnungsleistungen, die der Handlungsgemeinschaft „Unternehmen“ als solcher Dauerhaftigkeit (Kontinuität) verleihen und unabhängig von einem situativen Lenkungshandeln die zweckgerichtete Kooperation aller Akteure bewirken (Unternehmensführung als Gestaltungshandeln).

Es soll ein Gesamtverständnis für Unternehmensführung entwickelt und die verschiedenen Ebenen von Unternehmensführung mit ihren je spezifischen Aufgabenfeldern, Funktionen, Instrumenten in einen Gesamtzusammenhang gebracht werden. Die sich aus der Führungsaufgabe entwickelnde Institution Unternehmensführung soll in ihrem besonderen Anspruch von verantwortungsvollem Handeln aufgezeigt und auf das eigene Unternehmen reflektiert werden.

Organisationen werden von Menschen gegründet, um individuelle und wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Die Bedürfnisse der einzelnen Organisationsmitglieder und die Ziele der Organisation prägen das Verhalten der Mitglieder auf allen Ebenen. Will man das Verhalten erklären und im Sinne der betrieblichen Zielsetzung steuern (=Führen), ist eine Vielzahl von Faktoren zu berücksichtigen.

Die Unternehmensführungslehre hat traditionell einen starken Sachbezug mit einer Betonung (vermeintlich) objektiv-rationalen Handelns. Im sozio-technischen System „Unternehmen“ erweisen sich jedoch die psychischen und sozialen Faktoren des Systems als so wesentlich, dass ohne ein ausreichendes Verständnis dieser Faktoren die Unternehmensführung in der Gefahr steht, die betriebliche Wirklichkeit in ihren mentalen Modellen nicht ausreichend abzubilden, Verhalten nicht zu verstehen und zu prognostizieren und insofern auch keine angemessenen Entscheidungen treffen und umsetzen zu können.

Es soll ein Verständnis für wichtige (sozial-)psychologische Einflussfaktoren und Wirkungen ihres Führungshandelns entwickelt werden. Eigene Erfahrungen sollen mit Hilfe dieses Verständnisses kompetenter reflektiert werden können. Die Möglichkeiten, im eigenen Führungshandeln das bezüglich der sozialen und psychologischen Faktoren oftmals allein herrschende „Bauchgefühl“ um wissenschaftlich begründbares Handeln zu ergänzen, werden aufgezeigt.

Unternehmensführung ist in ihrem Sachbezug stets und auf allen Ebenen Planung, Entscheidung, Durchsetzung und Kontrolle, in ihrem Personenbezug stets und auf allen Ebenen Mitarbeiterführung. Abgesehen vom Fall des Ein-Personen-Unternehmens ist betriebliches Geschehen immer arbeitsteiliges Handeln. Arbeitsteiliges Handeln wird sinnvollerweise durch organisatorische Regelung, d.h. über den Einzelfall hinaus geordnet. Diese Ordnung funktioniert aber nicht maschinengleich per Knopf- oder Tastendruck. Ihr Funktionieren ist auch Ergebnis einer Fülle von zielbezogenen Einflussnahmen von Personen auf andere Personen.

Da die – je nach Unternehmensgröße – Vielzahl der Mitarbeiterführungsverhältnisse in ihren Grundorientierungen und Ausgestaltungsformen sinnvollerweise nicht in das Belieben jeder einzelnen Führungskraft gestellt wird, hat betriebliche Mitarbeiterführung immer auch eine den einzelnen Führungsverhältnissen übergeordnete gesamtbetriebliche Gestaltungsebene. In den Ordnungsrahmen der Unternehmensführung (Unternehmensphilosophie und -politik) sind auch die Grundregeln der Mitarbeiterführung aufzunehmen.

Die psychologische und soziale Komplexität der Führungssituation soll kompetent reflektiert werden,  um darüber zu besserem Führungshandeln zu gelangen. Im Einzelnen wird ein Grundverständnis der Bedeutung und der Funktionen von Mitarbeiterführung vermittelt. „Regeln“ guter Mitarbeiterführung sollen vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden, die Grenzen sogenannter Führungsmodelle erkannt und Impulse für einen eigenen Weg zu guter Mitarbeiterführung gegeben werden.

Organisationstheorien haben den Zweck, Organisationen - ihr Entstehen, ihr Bestehen und ihre Funktionsweise - zu erklären und zu verstehen. Es existiert eine Vielzahl von verschiedenen Organisationstheorien, da Organisationen hochkomplexe Gebilde sind und der Gegenstandsbereich der Organisationstheorie sehr breit ist. Prinzipiell kann man diese folgenden drei Sichtweisen zuordnen:

Nach der institutionellen Sicht werden Unternehmen als sozio-technische Systeme aufgefasst („Ein Unternehmen ist eine Organisation“). Bei der funktionalen Sicht wird die Organisation als Managementfunktion betrachtet („Organisation im Sinne von Organisieren“). Die instrumentelle Sicht umfasst Organisationsinstrumente, welche die Struktur (klassisch: Aufbau- und Ablauforganisation) beschreiben („Ein Unternehmen hat eine Organisation“).

Die Betriebswirtschaftslehre sieht Organisationen als zielgerichtete Handlungssysteme mit interpersonaler Arbeitsteilung, die Einschränkungen des Handlungsspielraums der Organisationsmitglieder durch Verhaltenserwartungen erfordert. Diese haben zwei Dimensionen: Koordination und Motivation. Anhand von Fallstudien werden die vielfältigen Gestaltungsvarianten auf ihre Grundtypen didaktisch reduziert, die wesentlichen Eignungen, Vor- und Nachteile ausgearbeitet und vor dem internen wie externen situativen Kontext bewertet.

Formen organisatorischer Differenzierung und Integration in Unternehmen werden erläutert und praxisorientiert bewertet. Um die handlungspraktische Fragestellung „welche Organisation für welche Situation“ angemessen diskutieren und entscheiden zu können, wird Handlungskompetenz vermittelt. Die angemessene Berücksichtigung der jeweils wirksamen informellen wie Macht- und Konfliktlagen bei der Steuerung von Prozessen des organisatorischen Wandels wird aufgezeigt.

Globalisierung vollzieht sich mittlerweile auch auf Feldern der Forschung und Entwicklung (FuE) sowie der Datenverarbeitung. Um eine globale Wettbewerbsfähigkeit entstehen zu lassen ist ein komplexes Netzwerk notwendig, in dem Ideen, Informationen, Produkte und Mitarbeiter schnell bewegt werden können. Vernetzung bedeutet Integration verschiedener Branchen und Technologien, die neue globale Netzwerke entstehen lassen.
Um jedoch an einem globalen Markt erfolgreich zu sein, muss das Management der Firmen die anderen Märkte sehr genau kennen. Dabei ist es notwendig, in den Schlüsselmärkten eigene Vertriebskanäle aufzubauen. Durch Outsourcing verringern sich nicht nur die Kosten für die Unternehmen, sie werden dadurch auch schneller und flexibler, da es in der globalen Wirtschaft kaum Zeitgrenzen gibt.

Anhand der Begriffe „Globalisierung“ und „Diskontinuitäten“ soll zunächst ein Verständnis entstehen, das ermöglicht, heutige Entwicklungen auf den globalen Märkten einzuordnen. Das Verständnis der Begriffe „Ressourcen“, „Kernkompetenzen“ und „Wettbewerbsvorteile“ sowie deren Zusammenhänge werden vermittelt. Darauf aufbauend wird die Fähigkeit vermittelt, Wertschöpfungsketten und deren mögliche Architekturen zu kennen und darüber hinaus im Kontext zu den obig erwähnten Aspekten zu gestalten. Hierzu wird der Komplex der Wertschöpfungsmanöver verwendet.

Es wird aufgezeigt, wie Make-or-Buy Entscheidungen im Komplex Outsourcing/Offshoring/Outgrowing auch in der beruflichen Praxis zu bewerten und zu treffen sind.