Diskussionsrunde zur Pflege in der Zukunft - Praxis trifft Wissenschaft und Politik am Campus Remagen der Hochschule Koblenz

  • Expertinnen und Expertenrunde der Sozialwirtschaft (v.l.n.r.): Knut Bamberger (Vertragsreferent im Bereich ambulante und stationäre Pflege der BARMER und Pflegesatzverhandler des Verbandes der Ersatzkassen (vdek)), Jan Grabow (Geschäftsführender Partner und Leiter Ressort Altenpflege der Curacon Wirtschafts- und Beratungsgesellschaft), Prof. Dr. Stefan Sell (Sozialwissenschaftler der Hochschule Koblenz), Richard Stahl (Geschäftsführer des Caritasverbandes Rhein-Ahr e.V. der Geschäftsstelle Ahrweiler), Eva Etten (Fachbereichsleitung für Ordnung und Soziales der Stadt Remagen), Thomas Eisenreich (Vice President of Business Development der Home Instead GmbH & Co. KG aus Köln), Prof. Dr. Gabriele Moos (Studiengangleiterin Gesundheits.- und Sozialmanagement). Foto: RheinAhrCampus/Daniela Müller

REMAGEN. Wie sieht die Zukunft im Jahr 2070 für pflegebedürftige ältere Menschen aus? Übernehmen die Angehörigen oder professionelle Pflegekräfte oder vielleicht sogar Roboter unsere Pflege?

Diese und weitere Fragen rund um das Thema Wohnen und Leben im Alter standen im Fokus der Expertenrunde des Sozialwesens, die Anfang Juli zu Gast am Campus Remagen der Hochschule Koblenz war. Acht Podiumsteilnehmende und viele weitere Akteure und Interessierte der regionalen „Sozialwirtschaft“ waren der Einladung des Studiengangs Gesundheits- und Sozialmanagement und der Curacon Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft an den Remagener Campus gefolgt. Zu den Gästen gehörten Vertreterinnen und Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums, der gesetzlichen Pflegeversicherung, der Stadt Remagen, der Wissenschaft und von gemeinnützigen und privaten Leistungsanbietern im stationären und ambulanten Bereich.

Im Anschluss an die Begrüßung durch die Studiengangleiterin Prof. Dr. Gabriele Moos übernahmen Studierende des 4. Semesters, Iman El Farhani und Lena Temme, die Moderation der Diskussionsrunde. Die angehenden Betriebswirtinnen und Betriebswirte hatten die Veranstaltung innerhalb der Vorlesung „Praxisorientiertes Lernen im Sozialmanagement“ vorbereitet und begleitet.

Unter der Überschrift „Pflegeparadies oder Pflegekatastrophe im Jahr 2030?“ berichtete Jan Grabow, Geschäftsführender Partner der Curacon, von den Herausforderungen in der Pflege, die zukünftig auf die Gesellschaft in Deutschland zukommen werden. Dies seien, so Grabow, die steigende Anzahl der Pflegebedürftigen, die wiederum einen stark ansteigenden Investitionsbedarf auslösen werde und ein erhöhter Personalbedarf in der ambulanten und stationären Pflege, dem aber eine sinkende Anzahl an zur Verfügung stehenden Fachkräften gegenübersteht. Darüber hinaus werde es unter anderem durch die Umsetzung der Tariftreuepflicht ab 1. September 2022 und der Verbesserung der Personalausstattung auch zur Zunahme der Kosten für Pflegebedürftige kommen. Aber so Grabows Forderung: „Pflege muss bezahlbar sein!“

Stellvertretend für die Studierenden stellten Janine Albrecht und Theresa Funk in ihrem Impulsvortrag die provokante Frage: „Wir zahlen heute und wer pflegt uns im Jahr 2070?“.

Die anschließende intensive Diskussionsrunde mit den geladenen Gästen und dem Publikum zu Lösungsansätzen schlug einen Bogen, der vom Ausbau des ehrenamtlichen Engagements, über ausländische Pflegekräfte als zusätzliche Unterstützung, dem derzeit diskutierten verpflichtenden sozialen Jahr für junge Menschen, Möglichkeiten der Digitalisierung zur Reduktion der Belastungen des Pflegepersonals bis hin zur Finanzierung der Pflege aus Steuermitteln reichte.

Nach einer kurzen Pause, die die Teilnehmenden zur Fortsetzung ihrer Gespräche und zum Networking nutzen, wurde Dr. Martin Schölkopf, Leiter der Abteilung Pflegeversicherung und Stärkung des Bundesgesundheitsministeriums live per Videoübertragung aus Berlin zugeschaltet. Martin Schölkopf zeigte in seinem Vortrag die Lösungsansätze der Politik auf. Unter anderem ging er dabei auf die strukturellen Maßnahmen ein, die im Koalitionsvertrag hinterlegt sind. Hier wurden zum Beispiel die weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte genannt, die Ergänzung des Sozialgesetzbuches XI um innovative quartiernahe Wohnformen und deren gemeinsame Förderung durch Bund, Länder und Kommunen. Darüber hinaus sollen die Kommunen im Rahmen der Versorgungsverträge mehr verbindliche Mitgestaltungsmöglichkeiten bei der pflegerischen Versorgung vor Ort bekommen.

Am Ende der Veranstaltung fasste Sabine Schmeißer, Mitarbeiterin im Studiengang Gesundheits- und Sozialmanagement, noch einmal zusammen, dass es wohl kein Patentrezept zur Lösung der anstehenden Probleme gebe, sondern dass an vielen Stellschrauben gearbeitet werden müsse.

Zukünftig werden diese und ähnliche Veranstaltungen unter dem Namen „Remagener Campusgespräche“ regelmäßig durchgeführt, um Erkenntnisse aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusammenzuführen und den RheinAhrCampus zu einem Ort der Vernetzung zu machen.

Weitere Informationen zum Studiengang "Gesundheits- und Sozialmanagement" über den Link.