INTERVIEW DER AUTO BILD MIT PROF. DR. HOLGER J. SCHMIDT

06.06.2013

Wirtschaftswissenschaften |

In der AUTO BILD 21/2013 berichtet das Blatt auf den S. 29-30 darüber,
wie Oldtimer-Liebhaber unter dem Opens external link in new windowMarkennamen NSU leiden. Seit "NSU"
in der Öffentlichkeit für den "Nationalsozialistischen Untergrund"
steht, müssen sich Fans der Neckarsulmer Auto- und Motorradmarke, die
heute zum Audi-Konzern gehört, ständig rechtfertigen. Zur Frage, wie
sich die Diskussionen auf die Marken Audi und NSU auswirken, wurde Prof.
Schmidt interviewt. Nachfolgend findet sich das Interview.

AUTO BILD: Seit Bekanntwerden der Mordserie durch den
Nationalsozialistischen Untergrund, ist die Marke NSU innerhalb weniger
Wochen negativ besetzt worden. Wie konnte das passieren?

Schmidt: Um eine Marke zu werden, muss eine Firma etwas Besonderes
erbracht haben. Das hatte die Auto- und Motorradmarke NSU. Sie war einst
der größte Zweiradersteller der Welt, deren Fahrzeuge zahlreiche
Geschwindigkeitsrekorde brachen, Weltmeistertitel und glorreiche Siege
einholten. Doch wenn diese Historie nicht gepflegt wird, gerät sie in
Vergessenheit. Das ist hier passiert. Audi hat die Marke NSU stark
vernachlässigt. Der Begriff NSU ist in der breiten Bevölkerung nun mit
neuen - negativen - Inhalten belegt worden.

AUTO BILD: Was muss Audi tun, um die Marke NSU zu schützen?

Schmidt: Das hängt davon ab, wie wichtig diese Marke für den Konzern
noch ist. Wenn sie ihm wichtig ist, besteht Handlungsbedarf. Aussitzen
funktioniert auf keinen Fall. Zuerst müsste Audi sich distanzieren, zum
Beispiel in dem sie Aktionen gegen Rechts unterstützen. Als nächstes
müsste der Markenname neu aufgenommen und gefüllt werden.
Vorausgesetzt Audi plant mit dem Markennamen und misst ihm eine
Bedeutung bei.

AUTO BILD: Die Fans fühlen sich im Stich gelassen. Schadet das nicht
der Marke Audi?

Schmidt: Kommt darauf an. Wenn sich in sozialen Netzwerken wie Facebook
ein Shitstorm durch die treuen NSU-Fans entfacht, kann das schon
gefährlich werden.