Wissenschaftliche Spitzenleistungen wurden prämiert

Koblenzer Hochschulpreisverleihung fand traditionell im Historischen Rathaussaal statt

Vielfältigkeit und Leistungsstärke bewiesen die Hochschulen der Region Koblenz mit den vorbildlichen Ergebnissen ihrer Absolventinnen und Absolventen im Rahmen der renommierten Koblenzer Hochschulpreisverleihung. Der Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft prämierte sieben junge Akademiker, die ihre Abschlussarbeiten öffentlich präsentierten. Den mit insgesamt 17.500 € dotierten Hochschulpreis stellt die Stiftung Zukunft der Sparkasse Koblenz zur Verfügung. Die jährliche Verleihung des Koblenzer Hochschulpreises hat bereits eine langjährige Tradition und wird vom Kulturamt der Stadt Koblenz regelmäßig unterstützt. Mitausrichter der diesjährigen Veranstaltung war die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH).

„Hochschulen sind der Nährboden für neues Wissen und Anwenden, sie liefern sozusagen – um es mit den Worten des berühmten Mathematikers Henri Poincaré zu sagen – die Baustoffe, um das Haus der Wissenschaft zu errichten – für den Einzelnen, die Gesellschaft und auch für die Wirtschaft. Dabei ist besonders auch die Hochschulvernetzung sehr wichtig, die hier in Koblenz hervorragend funktioniert, wie die alljährliche gemeinsame Verleihung des Hochschulpreises beweist“, so die Einschätzung des Koblenzer Oberbürgermeisters Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, der sein Grußwort auch im Namen des Vorsitzenden des Förderkreises, Herrn Dr. h.c.mult. Karl-Jürgen Wilbert, an die Festversammlung richtete.

Den Festvortrag zum Thema „Internationalisierung von Hochschulen“ hielt der neue Präsident der Fachhochschule Koblenz, Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran. Die Moderation des Abends übernahm Prof. Dr. Ralf Haderlein als Leiter der ZFH. Geehrt wurden von der Universität Koblenz-Landau und der Fachhochschule Koblenz jeweils zwei Preisträger, während die WHU – Otto Beisheim School of Management, die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar und die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) je einen Preisträger stellten:

Marcus Schumacher hat an der FH Koblenz sein Studium in Betriebswirtschaftslehre mit dem Master of Science abgeschlossen. Die prämierte Master-Thesis trägt den Titel „Erfolgsfaktoren des Business Process Management - Untersuchung von Status quo und Relevanz unter Berücksichtigung empirischer Ergebnisse“. Der Preisträger hat in seiner Arbeit Erfolgsfaktoren des Geschäftsprozessmanagements an Hand renommierter deutscher und internationaler Studien sowie der Fachliteratur herausgearbeitet und auf ihre Bedeutung hin untersucht. Die Disziplin des Business Process Management zielt dabei darauf ab, Vorteile einer funktionalen Organisation mit einer prozessorientierten Ausrichtung zu verknüpfen und so die Wertschöpfung für den Kunden zu optimieren. Die Arbeit hat neben einem starken fachlichen Fundament eine hohe Praxisrelevanz und gibt so Unternehmen – auch im Wirtschaftsraum Koblenz – eine Orientierung, wie die Vorteile einer funktionalen Spezialisierung mit einer leistungsstarken und kundenorientierten Ablauforientierung zu verknüpfen sind. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Ayelt Komus.

Das Bachelorstudium der Mechatronik an der FH Koblenz hat Sascha Zimmer mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen. Seine Bachelor-Thesis mit dem Titel „Integration von CIAT-HIL und Systemprüfstand zu einem Wet-HIL” beschäftigt sich mit Fahrerassistenzsystemen, genauer Bremssystemen für PKWs. Das sind sicherheitskritsche Teile von Kraftfahrzeugen, deren Funktion in vielen Tests verifiziert werden muss. Diese Tests werden in HIL-Testständen, mittels Hardware-in-the-loop-Tests durchführt. Dabei werden dem elektronischen Steuergerät synthetisch erzeugte Sensorsignale dynamisch angeboten und es wird detailliert die Reaktion beobachtet. Das Bremssystem besteht nicht nur aus dem Steuergerät, sondern es enthält auch hydraulische und mechanische Komponenten. Vor der Arbeit von Herrn Zimmer wurden Mechanik und Hydraulik in getrennten System-Testständen evaluiert. Die Zusammenführung in einem sogenannten nassen HIL-Teststand (nass wegen der Hydraulik) ist das Ergebnis der Arbeit von Herrn Zimmer. Damit ist es möglich, die Sicherheit dieser Bremssysteme nochmals zu erhöhen. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Norbert Schultes betreut.

Frank Kleinschmidt, Absolvent des Fernstudiums Facility Management bei der ZFH hat in seiner Diplomarbeit mit dem Titel „Betrachtung von verschiedenen Maßnahmen und Möglichkeiten des Energiemanagements mit einhergehender Energieoptimierung an einem bestehenden Standardgebäude eines europaweit aufgestellten Filialisten“ ein energetisch optimiertes Betriebskonzept entwickelt, das auf alle Filialen eines großen Schuhherstellers angewendet wird. Die Herausforderung bestand darin, unterschiedlichste Aspekte zu verknüpfen. Die besondere wissenschaftliche Leistung besteht in der Multidisziplinarität der Vorgehensweise. Herr Kleinschmidt hat im Rahmen des Weiterbildungsstudiums in hervorragender Weise seine Fachkompetenz als Bauingenieur um die betriebswirt­schaftlichen Kompetenzen des Facility Management erweitert. Darüber hinaus hat er Fachkompetenz im Bereich der nachhaltigen Energieanwendung in Gebäuden selbständig aufgebaut und diese drei Kompetenzen im Rahmen der Abschlussarbeit in hervorragender Weise verknüpft eingesetzt.

In eine ganz andere Richtung geht die Master-Thesis von Bianca Berger, die an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar Pflegewissenschaften studiert hat. In ihrer Arbeit mit dem Titel „Analyse der Pflegetransparenzvereinbarung-stationär - anhand des Aspekts Pflegequalität“ untersucht sie die Qualitätsdebatte zunächst in der Historie. Dabei kommt Berger zu dem Ergebnis, dass auf dem Pflegesektor eine Machtverschiebung hin zur staatlichen Regulierung stattgefunden hat. Nach detaillierter Analyse kommt Frau Berger in ihrer Kritik zu dem Schluss, dass der Fokus der Pflegetransparenzvereinbarung-stationär auf den Vollzug von Leistungen ausgerichtet ist, weniger auf die Beachtung und Förderung von Selbstbestimmung, Teilhabe und gesellschaftlicher Anerkennung der Pflegebedürftigen in unserer Gesellschaft. Die Frage nach der Lebensqualität (auch bei Menschen ohne Demenz) ist noch unbeantwortet.

Für seine Dissertation an der Universität Koblenz-Landau im Fachbereich Informatik wurde Dr. Niklas Henrich geehrt. Im Rahmen seiner Dissertation mit dem Titel: „Verfahren zur globalen Beleuchtungsberechnung mit farbmetrisch korrekter Ausgabe“ hat er Verfahren erweitert und neu entwickelt, die es ermöglichen, virtuelle Objekte in einer realen Lichtsituation inklusive der direkten und indirekten Beleuchtung auf einer physikalischen Basis zu simulieren. Während bestehende Verfahren hierzu in der Regel sehr lange Berechnungszeiten erfordern, ist es Herrn Henrich gelungen, diese Verfahren enorm zu beschleunigen und sogar mit mehreren Bildern pro Sekunde zu aktualisieren. Dadurch sind vollkommen neue Qualitäten in interaktiven Planungswerkzeugen möglich. Weiterhin hat er Computerbildschirme charakterisiert und Verfahren zu deren Kalibrierung entwickelt, die zum ersten Mal Bilder ermöglichen, denen Designer wirklich vertrauen können. Die Verfahren sind bereits im Automobil- und Flugzeugbau im Einsatz.

Dr. Ulrich Wechselberger promovierte ebenfalls an der Universität Koblenz-Landau im Fachbereich Bildungswissenschaften und schloss seine Dissertation mit dem Thema “Game-based Learning zwischen Spiel und Ernst“ mit summa cum laude ab. Dabei ging er folgender Fragestellung nach: Können Computerspiele Lernen und Spaß im Schulunterricht verbinden? Die Befürworter sagen: Ja, Computerspiele bereiten Vergnügen und unterstützen die Spielenden geschickt beim Lernen. Kritiker halten dagegen, dass für den Unterricht verordnetes Spiel seinen Reiz verliere und Spielwelten viel zu realitätsfern für die Wirklichkeit seien. Genau diesem Spannungsverhältnis von unterhaltsamem, realitätsfernem Spiel auf der einen und dem nützlichen, aber nicht immer vergnüglichen Ernst des Schulalltags auf der anderen Seite widmet sich Ulrich Wechselberger in seiner Dissertation. Die Hypothese: „Wird ein Medium im Unterricht als „Spiel“ deklariert, macht es zwar mehr Spaß, wird aber weniger als seriöses Lernangebot aufgefasst. Trägt es dagegen das Label „Lernsoftware“, empfinden die Schülerinnen und Schüler zwar weniger Vergnügen, sind aber eher bereit, seine Inhalte auf die Wirklichkeit anzuwenden“, untersuchte er empirisch mit 14- bis 15-jährigen Realschülern. Tatsächlich hatte die soziale Situation – hier Spiel und dort Ernst – unabhängig vom Lernspiel Einfluss auf Inhaltsvertrauen und Spielspaß. Jedoch nicht bei allen Schülerinnen und Schülern: Der Effekt hing stark vom Geschlecht und der Einstellung gegenüber Lernspielen ab.

Andrea Neuenhofer schrieb ihre Bachelor-Thesis mit dem Titel „Realoptionen: Literatur­überblick und Anwendungen im Marketing“ an der WHU – Otto Beisheim School of Management. In ihrer Arbeit untersuchte sie, ob Realoptionen, die in der Finanzwelt als weit verbreitetes Instrument zur Bewertung realer Vermögensgegenstände gelten, sich auch für Unternehmen eignen, um komplexe Investitionsentscheidungen zu treffen. Sie erstellte dazu einen strukturierten Überblick der äußerst umfangreichen Literatur zum Thema Realoptionen und zeigte dabei drei unterschiedliche Strömungen auf. Im zweiten Schritt untersuchte sie die Anwendung der Realoptionsbewertung im Marketing. In ihren Schlussfolgerungen geht Frau Neuenhofer auf mögliche Probleme der Anwendung ein und zeigt Anregungen für die weitere Forschungsarbeit auf.

Nach der Präsentation der Arbeiten durch die Preisträger und die betreuenden Professoren fand die eigentliche Preisverleihung statt. Erstmalig überreichte der neue Vorstands­vorsitzende der Sparkasse Koblenz, Matthias Nester, die Urkunden. Das Schlusswort sprach Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, neuer Präsident der Fachhochschule Koblenz, welche im nächsten Jahr die Hochschulpreisverleihung mit ausrichten wird.

 

v.l.n.r.: Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Koblenz Matthias Nester, Andrea Neuenhofer (WHU), Dr. Ulrich Welchselberger und Dr. Niklas Henrich (Uni Koblenz-Landau) Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Bianca Berger (PHTV), Sascha Zimmer und Marcus Schumacher (FH Koblenz), Frank Kleinschmidt (ZFH).