IKKG beteiligt sich an der Ausstellung Raumgewinn

Leerstand wird zum Lehrstück Am Ostermontag konnten sechs der leerstehenden Läden in Höhr Grenzhausen, anlässlich der Veranstaltung „Höhr Grenzhausen brennt“, erneut besucht werden. Unter dem Titel „Raumgewinn“ stellten 23 Studierende des Instituts für Künstlerische Keramik und Glas ihre künstlerischen Arbeiten und Projekte vor.

Seit Oktober 2014 entwickelten sie hierfür unterschiedliche, raumgreifende Konzepte und Performances.

So konnte man meinen der Schlecker feiert Wiedereröffnung. Durch die Ballonaktion von Masami Hirohata, vor dem ehemaligen Schleckermarkt, die sich mit einem überdimensionierten Ballon im Innern des Ladens fortsetzte. Wie gestrandet liegt ein gigantischer, weißer Luftballon zwischen leeren Regalreihen. Polina Grinberg sammelt unter dem Arbeitstitel „Kasse geschlossen“ sämtliche Gittergestelle des ehemaligen Schleckermarktes und umbaut mittels farbiger Kabelbinder den Kassenbereich und lässt ihn zu einem absurden Gitterkonstrukt werden. Auch in dem Video „Hin & Her“ von Georgios Itoudis werden die nun funktionslosen Ladeneinrichtungen erneut in Bewegung gebracht. In der Rathausstrasse 14, einer ehemaligen Apotheke, verwandelte Nora Petermann einen beengten Toilettenraum in eine Goa-Party. Sie bedient sich subkultureller Lichtinstallationen und Soundbeats, die bereits von außen, den ansonsten fast als White Cube verständlichen Raum, vibrieren lassen und machen vorstellbar, mit welcher Sinnesüberreizung wir im Innern konfrontiert werden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwängt Sebastián González Gortari seinen überdimensionierten grell pinken Pappmaschekopf durch die Tür, den er in einer Art verspäteter Fastnachtsperformance durch die noch winterlichen Straßen von Höhr-Grenzhausen gezogen hat. Im gleichen Raum konfrontiert Michèle Janata den Betrachter mit einer Glasinstallation, die als Objekt und Klang erfahrbar war. Der Rathausstrasse abwärts folgend fand man im Keller eines ehemaligen Modegeschäft Paul Simon Heyducks „Vegetationsdynamik“. Vorhandene Heizungsrohre, die mit einer Isolation aus Dämmstoff und Gips verkleidet sind, entwickelt er weiter zu einem spontanen Wildwuchs von Rohrsystemen, die sich nun über Wand und Decke bedrohlich ausbreiten. Nathalie Pampuch lässt mittels Frottage den Werbeschriftzug des Juweliers Ackermann als Performance erneut aufscheinen, um ihn am Abend der Veranstaltung hinter weißer Fassadenfarbe verschwinden zu lassen, als wäre nichts gewesen.

Viele interessierte Besucher bildeten ein lebendiges, innerstädtisches Bild, einem verkaufsoffenen Sonntag ähnelnd. Es gab jedoch nichts zu kaufen, vielmehr war es ein Lehrstück künstlerischer Positionsbestimmungen, die zu vielseitigen Auseinandersetzungen und Anregungen führten. Eine gelungene Intervention von Studierenden des Instituts für Künstlerische Keramik und Glas, die dank der großzügigen Unterstützung der Ladenbesitzer durchgeführt werden konnte.