M.U.T. - Mädchen, Unterricht, Training

Projekt für schuldistanzierte Mädchen

Das Modellprojekt entwickelt ein mädchenspezifisches Förderprogramm, durch das oft langjährig schulverweigernde Mädchen wieder befähigt werden, den schulischen Anforderung nachzukommen. Über eine enge Vernetzung und Kooperation von Schule, Jugendhilfe und Familie wird zusätzlich ein abgestimmtes Unterstützungssystem aufgebaut. Das einzelne Mädchen wird nicht isoliert betrachtet, sondern durch die Einbeziehung von Lehrern, Sozialarbeitern und Eltern soll gemeinsam nach Möglichkeiten und Ansatzpunkten gesucht werden, wie die Jugendlichen wieder den Weg zurück in die Schule finden.

Ausgangslage des M.U.T. Projekts

Hintergrund des M.U.T.-Projektes sind langjährige Erfahrungen der kooperierenden Partner mit sogenannten schuldistanzierten Mädchen, also Mädchen, die oft über lange Zeiträume die Schule nicht mehr besuchen. Schule und Jugendhilfe sind so mit einer Aufgabe konfrontiert, die nur in enger Kooperation und Abstimmung zwischen Schule und Jugendhilfe zu lösen ist. Dabei zeigen Erfahrungen in anderen Projekten mit sogenannten Schulverweigerern, dass entsprechende Hilfeansätze mit der Gefahr einhergehen, dass bei institutionalisierten Alternativen die Schule bei auftretenden Problemen tendenziell mit beschleunigtem Schulausschluss reagiert und gleichsam parallel kaum Bereitschaft zeigt, die ausgegliederten Schüler wieder zurückzunehmen. Tatsächlich ist der Anteil der Schülerinnen solcher Projekte, die wieder in das klassische Schulsystem reintegriert werden, gering.

Das vorliegende Projekt setzt an diesem kritischen Punkt an. Es ist ein Kooperationsprojekt des Schulamtes des Rhein-Sieg-Kreises, des Kreisjugendamtes Sieg und der Heimstatt e. V. Bonn.

Das M.U.T.-Projekt will über ein spezifisches Setting, das auf der Seite der Jugendhilfe angesiedelt ist, ein sozialpädagogisches Förderkonzept entwickeln, das an die besondere Situation der Mädchen anknüpft, deren familialen Hintergrund ebenso berücksichtigt und einbezieht wie mädchenspezifische Besonderheiten und gleichzeitig die zu erbringende Anschlussleistung an das bestehende Schulsystem von Beginn an im Auge hat und verfolgt.

Zielgruppe sind Schülerinnen aller weiterführenden Schulen ab der 5. Klasse, die sich entweder "aktiv" der Schule verweigern oder sich "passiv" dem Unterricht, bzw. der Ansprache, entziehen oder Schülerinnen, die erste Anzeichen einer Schulverweigerungshaltung zeigen und deshalb eine Klärung der Problematik benötigen und nicht zuletzt Schülerinnen, die entweder ambulant oder stationär im Rahmen der Hilfen zur Erziehung betreut werden.

Durch das M.U.T Projekt sollen zehn Schülerinnen betreut werden. Für die intensive Förderung sind zwei Sozialpädagoginnen, ein Lehrer und eine Haushaltskraft vorgesehen. Das Konzept geht davon aus, dass der Erfolg des Angebotes entscheidend davon abhängt, ob die Verzahnung zwischen Familie, Jugendhilfe, Schule und sozialräumlichen Angeboten gelingt. Deshalb ist eine zusätzliche Koordinationsstelle für diese zentrale Aufgabe vorgesehen. Nach spätestens einem Jahr sollen die Schülerinnen wieder in die Regelschule reintegriert sein.

Inhaltlich geht das M.U.T Projekt davon aus - und das ist neben der zeitlichen Befristung das modellhaft-neue des Konzepts -, dass sich die Schulproblematik bei Mädchen anders zeigt als bei Jungen und deshalb auch ein anderes als das für Jungen konzipierte werkstattorientierte Lernfeld entwickelt werden muss. In den methodisch-konzeptionellen Überlegungen des Projektes kommen diese Überlegungen zum Tragen. Grundlage der pädagogischen Arbeit soll die positiv besetzte und tragfähige Beziehung zu den Betreuerinnen und Lehrerinnen sein. Die Förderung der Mädchen soll durch eine enge Verzahnung zwischen schulischem Lernen, sonderpädagogischer Förderung und sozialpädagogischer Betreuung im Rahmen eines mädchenspezifischen Ansatzes erreicht werden. Dazu kommen medienpädagogische, freizeitpädagogische und lebenspraktische Angebote.

Wissenschaftliche Begleitung

Die wissenschaftliche Begleitung konzentriert sich auf drei Aspekte:

  1. Im ersten Schritt geht es um eine wissenschaftliche Unterstützung bei der Operationalisierung und Ausgestaltung der Konzeptvorgaben, die unter dem Aspekt der inhaltlichen Plausibilität, vor allem aber auch unter dem Aspekt der praktischen Umsetzung und Umsetzbarkeit reflektiert werden.
  2. Im zweiten Schritt sollen die Konzeptvorgaben vor dem Hintergrund erster praktischer Erfahrungen prozesshaft geprüft und mit der intendierten Zielsetzung abgeglichen werden, um damit eine zielführende Konzeptfortschreibung, bzw. Fortentwicklung zu ermöglichen. Der Qualitätszirkel umfasst somit unter Punkt 1. die Operationalisierung der Projektziele, unter Punkt 2. die Zielprüfung und Konzeptfortschreibung.
  3. Im Projekt M.U.T. werden mit dem System Schule und dem System Jugendhilfe zwei in sich geschlossene Systeme zusammengeführt, die grundlegend andere Funktionen erfüllen und die unterschiedliche Traditionen und Organisationskulturen ausgebaut haben mit je eigenen Rationalitäten und Operationsregeln, eigenen Entwicklungsdynamiken, mit z. T. sogar unterschiedlichen Semantiken.

Die dritte Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung besteht deshalb darin, die Projektmitarbeiter, insbesondere die lnhaberin der sog. "Querschnitt- oder Koordinationsstelle", zu unterstützen und eine kommunikative Erreichbarkeit zwischen den beiden sozialen Systemen herzustellen.

Darüber hinaus lässt das Begleitteam eine umfangreiche Literaturrecherche zum Thema Schulverweigerung und Evaluationsmaterialen zum Thema Schulzufriedenheit zusammenstellen. Beide Materialsammlungen werden dem Projekt bei Bedarf zur Verfügung gestellt.

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