Teuer oder Billig: WesterWaldCampus testet für ZDF WISO Geschirrspültabs

Kraftvolle Reinigung - auch bei hartnäckigen Verschmutzungen. Und das ohne gesonderte Zugabe von Salz oder Klarspüler. Das versprechen All-in-one-Tabs für die Spülmaschine. Strahlender Glanz und Glasschutz inbegriffen. Aber halten die Tabs was sie versprechen, und sind teure Marken wirklich besser als Billigprodukte? Die Sendung WISO des ZDF wollte in ihrer Rubrik "Teuer oder Billig" der Sache auf den Grund gehen und hat Prof. Dr.-Ing. Gernot Klein vom WesterWaldCampus der Hochschule Koblenz um Mithilfe gebeten. Der Professor aus der Fachrichtung Werkstofftechnik Glas und Keramik kam zu teilweise überraschenden Ergebnissen, die in der Sendung am 2. Februar ausgestrahlt wurden. Getestet wurde die Spülmaschinenbeständigkeit von Gläsern bei Einsatz sechs handelsüblicher Geschirrspültabs unterschiedlicher Preisklassen. 125 Spülgänge - so schreibt es die DIN Norm vor. Das Ergebnis: nicht der Preis macht den Unterschied, sondern der ph-Wert.

ZDF-WISO-Sendung; 02.02.2015:

„Mit dabei im Test sind Tabs von: Ja von Rewe, Denk mit von der Drogerie DM und Alio von Aldi. Ein Tab kostet sieben Cent, bei allen drei Firmen. Etwa dreimal so teuer sind die Marken: Finish, Fit und Somat. Hier kostet ein Tab um die 20 Cent. Aber sind die teuren Marken auch besser als die Billigtabs?

Gläser mit Verfärbung
Damit die Gläser blitzblank und glänzend werden, müssen die Tabs hartnäckigen Schmutz lösen. Doch greifen die Reinigungssubstanzen auch das Geschirr an? Gibt es hier einen Unterschied zwischen den teuren und den billigen Tabs? Professor Gernot Klein ist Experte für Glas und Keramik an der Hochschule Koblenz. Er testet für uns in seinen Laboren die Materialschonung. Und zwar an Gläsern aus dem mittleren Preissegment. Alle Testgläser sind einwandfrei, nicht der kleinste Kratzer.

Fünf Gläser werden mit jedem Tab im Test gespült. In einer speziellen Testmaschine. Tab rein und los. 125 Spülgänge muss jedes Glas überstehen. So schreibt es die entsprechende DIN-Norm vor. Dann werden alle Gläser über einem Leuchttisch geprüft. Nach Professor Klein ist der erste Angriff auf das Glas die regenbogenartige Verfärbung, dies wird als irisierende Schicht bezeichnet.

Chemische Analyse
Warum Tabs die Gläser angreifen, zeigt eine chemische Analyse. "Wir haben festgestellt, dass je höher der PH-Wert der Geschirrspüllauge ist, umso höher ist der korrosive Angriff auf die Glasoberfläche," so Professor Klein. Am höchsten ist der PH-Wert bei den Tabs, die auch unseren Gläsern am meisten geschadet haben: Somat, Finish und Alio. Dabei werben Somat und Alio sogar mit Glasschutz.

Wie viele Spülgänge hält ein Glas bei diesen drei Tabs aus? Die Einschätzung vom Experten Klein: "Man kann davon ausgehen, dass es durchaus 1000-1500 Spülgänge zu gebrauchen ist. Das heißt, es sollte drei bis vier Jahre haltbar sein. Und dann wird es natürlich immer mehr angegriffen. Es wird trüb, es wird nicht eine dieser Schichtungen sein, sondern es wird eine Trübung auftreten und das wird natürlich dann unansehnlich mit der Zeit.“

Das Ergebnis beim Materialschutz: Von den teuren Tabs schneiden gleich zwei – Finish und Somat – schlecht ab. Die Fit-Tabs hingegen sind das sanfteste Produkt in unserem Test. Bei den Billig-Tabs schneidet Alio von Aldi am schlechtesten ab. Ja von Rewe liegt im Mittelfeld, die Schäden sind hier nur geringfügig. Noch schonender spült das günstige Denk mit von dm.

Extra-Trockeneffekt
Das Geschirrtuch kann man sich sparen, sagen die Tabs-Hersteller und werben mit „Extra-Trockeneffekt“. Aber wie trocken wird’s wirklich? Auch das lassen wir testen, dieses Mal an Tellern. Die Testmaschine spült - und trocknet. Der erste optische Eindruck: Mit dem bloßen Auge jedenfalls sind keine Wasserreste zu sehen. Zur Sicherheit wird jeder Teller gewogen. Mit einer Spezialwaage, sie wiegt extrem genau. So genau, dass sie jeden einzelnen Wassertropfen erfasst. Dieser Teller wiegt exakt dasselbe wie vor dem Spülen. Die Waage bestätigt also den optischen Eindruck. Alle sechs Tabs lassen wir so an Tellern testen. Das Ergebnis: Bei den teuren Marken funktioniert das Trocknen einwandfrei. Bei den Billig-Tabs auch. Kein Unterschied also zwischen teuer und billig.

Wie umweltfreundlich sind die Tabs?
Übers Abwasser gelangen die Substanzen aus den Tabs in Flüsse und Seen. Richtig sauber wird’s in der Spülmaschine nur, wenn sich die abgelösten Essensreste nicht wieder auf dem Geschirr absetzen. Dafür sorgt Phosphat. Doch gelangt zu viel davon in die Gewässer, kann es zu  Überdüngung kommen. Alles, was im Wasser lebt, stirbt ab, warnen Umwelt-Experten. In unserem Test sind nur die pink-weißen Tabs von Fit phosphatfrei. Alle anderen enthalten den umweltschädlichen Stoff. Egal, ob teuer oder billig. Doch ganz unproblematisch für die Umwelt ist kein Tab im Test. Denn alle enthalten Benzotriazole. "Dieser Stoff ist schwer biologisch abbaubar und giftig für Wasserorganismen, kommt über das Klärwerk in die Gewässer und ist dort inzwischen sogar bereits im Rhein nachweisbar," so Marcus Gast vom Umweltbundesamt.

Fazit: Kein Unterschied beim Trocknen. Bei Materialschutz und Reinigungskraft heißt teuer nicht immer besser. Voll überzeugt hat in unserem Test nur ein Produkt. Und zwar ein teures: die Marke Fit – und das ganz ohne umweltschädliches Phosphat.“


Der Link zur Sendung in der ZDF Mediathek...