Jeder fünfte Rentner lebt an der Armutsgrenze

  • Prof. Dr. Gerd Bosbach ist froh, dass es nun endlich getrennte Zahlen zur Armutsgefährdung bei Rentnern und Pensionären gibt. Foto: Gerd Bosbach

Die neuesten Zahlen beweisen es: 19,5 Prozent der Rentner in Deutschland sind armutsgefährdet. Das ist etwa jeder fünfte Rentner! Die Betroffenen müssen von weniger als 999 Euro monatlich leben, betroffene Paare von weniger als 1.499 Euro.

Bislang ging man von anderen Zahlen aus: etwa von 14,6 Prozent bei Darstellung der Altersgruppe der über 65jährigen oder von 16,0 Prozent bei der Gesamtbetrachtung der Rentner und Pensionäre. Damit lagen die Rentner und Pensionäre genau im Bundesdurchschnitt, der 15,8 Prozent beträgt.

„Mir war die Zusammenfassung der verschieden armen Gruppen der Rentner und der Pensionäre schon seit 2010 ein Dorn im Auge. Denn die Alterseinkünfte der Pensionäre liegt im Schnitt über denen der Rentner. Dies verfälscht natürlich die Aussagekraft der Armutsgefährdungsquote“, sagt Gerd Bosbach, Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz und ehemaliger Berater für das Statistische Bundesamt.

Seine Anfragen nach getrennter Ausweisung wurden immer wieder abgelehnt und so wendete er sich an den rentenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Matthias Birkwald. Beide beauftragten die getrennte Auswertung für die Gruppe der Rentner und für die Pensionäre beim zuständigen Landesamt für Statistik in Nordrhein-Westfalen und erhielten sie gegen Bezahlung.

Die ausgewerteten Daten auf Grundlage des Mikrozensus, einer repräsentativen Haushaltsbefragung von rund 400.000 Haushalten, sind alarmierend. Seit 2007 steigt die Quote bei Personen aus Rentnerhaushalten von 14,0 auf 19,5 Prozent in 2017. „Diese Entwicklung lässt für die Zukunft böses erahnen, wenn nicht energisch gegengesteuert wird“, betont Bosbach. Somit belegen die Zahlen eindeutig, dass Rentner überdurchschnittlich oft an der Armutsgrenze leben. Dagegen bleibt die Zahl der von Armut gefährdeten Pensionärshaushalte konstant bei rund ein Prozent. Für die Zukunft erhofft sich Bosbach, eine fortwährende getrennte Auswertung nach Rentnern und Pensionären durch das Bundesamt für Statistik.